Love, Vegas ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ

18

"Taehyung!" hallte eine laute Stimme durch die große Halle, woraufhin sich der Ältere umdrehte und schon genervt die Luft anhielt. "Mutter." begrüßte er die Frau mittleren Alters, die auf ihren Absatzschuhen auf die beiden Männer zugelaufen kam. "Es freut mich, dass ihr gekommen seid." lächelte sie, legte ihre Hand auf die Schulter ihres Sohnes. "Wir hatten nicht wirklich eine Wahl." antwortete dieser nur, und legte seine Hand wieder um Jeongguks Taille. Dieser hatte die 'liebevolle' Begrüßung schweigend beobachtet, und fand sich nun unter dem strengen Blick von Mrs Kim. "Jeongguk. Schön dich wieder zu sehen." lächelte sie ihn freundlich an, und jeder Außenstehende hätte gedacht, dass sie das auch wirklich so meinte.

Der Blonde jedoch konnte hinter die geschminkte Fassade blicken, und wäre am liebsten augenverdrehend wieder raus gegangen. Es war absolut unglaubwürdig, weit ab von jeder noch so konventionellen Norm. "Das Vergnügen liegt wohl komplett auf Ihrer Seite." lächelte er daher nur und wand sich zu seinem Ehemann. "Ich hab Lust, etwas zu trinken. Gibt's hier was gutes? Oder nur dieses überteuerte Prickelwasser, was absolut nicht schmeckt?" fragte er den Schwarzhaarigen, der noch immer durch den kurzen Wort Austausch zwischen seinem Mann und seiner Mutter verwundert war. Immerhin hatte Jeongguk ihm das nette Angebot seiner Mutter verschwiegen, wollte er Taehyung nicht noch mehr belasten.

Gemeinsam gingen die beiden jungen Männer an die kleine Bar, welche am Rand des Raumes aufgestellt wurde und bestellten sich jeweils einen Cocktail. "Hmm.. Ziemlich süß, mag ich." beurteilte Jeongguk den bunten Drink, während er seinen Blick durch den vollen Raum schweifen ließ. Es waren wirklich fast nur etwas ältere Herrschaften, die ihre Nase ziemlich weit oben trugen und sich offenkundig für etwas besseres hielten. Der Blonde kam nicht umhin seine Augenbrauen das ein oder andere Mal zu heben, als er die Leute still beobachtet. Immer mal wieder nippte er an seinem Cocktail, sein Mann neben ihm tat es ihm gleich und beide genossen die kurze Ruhe, ehe sie von einem Pärchen mittleren Alters angesprochen wurden.

"Oh, guten Tag Mr. Kim!" begrüßte der Mann Taehyung, während sein Blick direkt fragend hinüber zu Jeongguk glitt, der ihm nur ein leichtes Lächeln schenkte. Ein wenig Smalltalk, allerdings um einige netter und freundlicher als bei der Dame am Eingang folgte, ehe zu einer Rede um Ruhe gebeten wurde. Die Frau fragte die beiden Männer sogar über ihre Beziehung aus, schien wirklich an den Beiden interessiert. Jedoch war Jeongguk eher ein bisschen zurückhaltender, es war einfach nicht normal für ihn, sich jemand für ihn fremden komplett zu öffnen und über ihre Beziehung zu reden. Nun drehten sich alle Anwesenden zu dem kleinen Podest, auf welchem ein etwas älterer Herr stand.

"Wir wollen uns an diesem Abend bei unserem großzügigen Gastgeber Kim Jiwon, der uns alle hier hin eingeladen hat, und uns diesen schönen Abend erst ermöglicht hatte." lächelte der Mann und drehte sich zur Seite, wo Jeongguk auch schon Taehyungs Vater erkennen konnte. Innerlich brodelte es in dem Jüngeren, alleine der Gedanke daran, was dieser Mensch seinem Taehyung angetan hatte, brachte ihn zur Weißglut. Wie konnte ein Vater sich so seinem Sohn gegenüber verhalten? Jeongguk würde es niemals verstehen, er wollte es auch nicht versuchen.

"Danke, vielen lieben Dank!" lächelte Jiwon breit, als er den Platz an dem kleinen Pult annahm. Taehyung schloss sich der klatschenden Allgemeinheit an, während Jeongguk selbst nur auf seiner Lippe kaute. Er würde diesem Mann keinerlei Respekt zollen, den hatte der Idiot schlicht und ergreifend nicht verdient. "Ich möchte mich vor allem aber bei meiner lieben Frau bedanken, ohne die ich all das hier nicht hätte organisieren können, danke dir mein Liebling!" sah er fast schon liebevoll ins Publikum, dort, wo Jeongguk Taehyungs Mutter vermutete. Nun musste selbst der Schwarzhaarige neben ihm lachen. Liebevolle Bekundungen der eigenen ach so toll laufenden Ehe, während im nächsten Hotel schon die Affäre auf einen wartete? Ja, das war so bei seinen Eltern.

Jeongguk bekam mit, wie sein Ehemann neben ihm sich anspannte, er legte vorsichtig seine Hand um dessen Arm, verschränkte ihre Hände miteinander und erntete sich so ein breites Lächeln von dem Älteren. "Danke." flüsterte er dann, ehe beide der Rede weiter lauschten. "Natürlich möchte ich die Gelegenheit nutzen, und eine ganz besondere und erfreuliche Nachricht ganz offiziell bekannt geben." sprach Jiwon weiter, während er im Publikum anscheinend nach jemandem suchte. Als die kalten, blauen Augen seines Vaters auf die warmen, braunen Taehyungs trafen, lief es ihm schon eiskalt den Rücken hinunter.

"Mein Sohn Taehyung und sein frisch angetrauter Ehemann Jeon Jeongguk ehren uns heute mit ihrem ersten, offiziellen Auftritt. Wir hoffen, dass wir so ein kleines Zeichen setzen können, und unsere ganze Familie steht geschlossen hinter der Ehe meines Sohnes, die leider noch nicht rechtskräftig ist hier in Korea. Mein Sohn, ich werde alles daran setzen, dass du dich in diesem Land nicht mehr für irgendetwas rechtfertigen musst, geschweige denn irgendwie diskriminiert wirst." stiegen Jiwon die Tränen in die Augen, und dank der Scheinwerfer, die plötzlich auf sie gerichtet wurden, mussten sowohl Taehyung als auch Jeongguk sich das Lachen verkneifen.

Was für eine herzzerreißende Rede das doch von Taehyungs Vater war. Die Kernaussage war wirklich treffend, wenn nicht er selbst der einzige im Umfeld des Schwarzhaarigen gewesen wäre, der wirklich ein Problem mit dessen Sexueller Orientierung hatte. Jeder um die Beiden herum tuschelte, und die Blicke waren von angewidert bis hin zu erstaunt und sogar lächelnd, alles war vertreten. Jedoch zählte für Taehyung in dieser Sekunde nur, dass Jeongguk seine Hand noch einmal drückte, ehe er erneut zu seinem Vater blickte. Ja, er würde sich endlich gegen ihn wehren. Er würde nicht zulassen, dass Jeongguk auch zu einer Schachfigur in dessen verrücktem Spiel werden würde.