Einsame Reise ?

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Das Sofa war genau so bequem, wie es aussah. Ich wachte von dem surrendem Geräusch des Rollladens auf. Es war ungewohnt an einem fremde Ort aufzuwachen, aber es fühlte sich gut an. Das Bettzeug roch gut. Ich konnte zwar nicht sagen warum, aber es roch echt gut.
Das surrende Geräusch hörte abrupt auf und ich sah rüber zum Balkon, den man nun sehen konnte.

Vor der Tür stand Lewe und schaute gedankenverloren raus. Von meinem Standort konnte ich nicht viel erkennen. Ich sah ein paar Zweige, von denen ich auf einem Garten schloss. Ich stand auf und streckte mich und gab meine morgendliche Geräusche von mir. Ich spürte wie das Blut meine Zellen mit Sauerstoff bereicherten.

"Guten Morgen." Lewe hatte sich umgedreht. "Hast du Hunger?"
Ich nickte und er ging zur Kücheninsel und holte Frühstücksachen raus.
Ich tappte ihm hinterher. Er hatte eine Packung Aufbackbrötchen, ein paar Aufstriche und eine Packung Eier auf die Arbeitsfläche gelegt.

"Wo sind die Teller ?" Ich wollte nicht tatenlos herumstehen, während er für uns Früchstück machte. Ich fühlte mich immer richtig unwohl, wenn ich nicht half.

"Links im Schrank. Unten drunter ist auch das Besteck." Ich nickte und ging zum Schrank und holte zwei Gedecke. "Magst du die Eier gekocht oder gebraten ?"

"Mach sie wie gewohnt." Ich ging zum Tisch und deckte ihn. Durch das Tun, vergaß ich das Gefühl der Fremde. Ich fühlte mich hier überhaupt nicht zu Hause. Durch die Balkontür fielen die Strahlen der mittlerweile untergehende Sonne und tauchte das weiße Sofa in ein orangenes Licht. Es gab der Wohnung einen entspannenden Touch und würde mich wohlfühlen lassen, wenn ich hier nicht fremd wäre. Mein Blick wanderte weiter zum Bettzeug auf dem Sofa, das die Ordnung in der Wohnung zerstörte. Ich fand das machte ein gemütlichen Eindruck, da es aussah, als ob da Jemand wohnte. Mein Zimmer war nie aufgeräumt und sofort huschte meine Gedanken zu meiner Familie. Sie waren richtige Ordnungsfreaks, aber jetzt war ich weg und mir blieb das Gemeckere erspart. Ich konnte mir nicht wirklich vorstellen, wie sie wohl reagieren würden, das ich abgehauen war. Ich glaubte, sie würden sich Sorgen machen. Papa würde meine Schwester anschreien und versuchen mehr aus ihr heraus zu bekommen. Aber da sie ja auch nicht mehr wusste, als dass ich gegangen war und dass ich sie wieder ins Bett gebracht hatte, wäre das sinnlos. Mama wäre vor Sorgen außer sich und würde versuchen die Anderen zur Ruhe zu zwingen, damit sie nicht noch verrückter werden würde, als sie es ja eh schon war. Meine Großeltern würden sich auch rießige Sorgen machen und alle total aufscheuchen. Ich musste bei dem Gedanken lächeln. Papa hätte am meisten Angst, das ich vergewaltigt werden könnte, da ich doch schon eine junge Frau war. Er hatte immer diese Momente gehabt, wo er mich mit leuchtenden Augen angesehen und dann gesagt hatte: "Ich sehe dich immer noch vor mir, als du noch ein kleines Baby gewesen warst. Du warst immer so still und hast alle mit deinen großen Augen genau beobachtet." Seine Stimme klang dann immer so gerührt und liebevoll. Bei dem Gedanke zog sich mein Herz zusammen. Mama würde dann sagen, das es auch viele andere Mädchen gibt, die wieder unbeschadet wieder zurück gekommen waren. Wir hatten mal über das Reisen geredet und über Trampen auch. Meine Mutter machte sich da nicht so große Sorgen, sie wusste, das ich mich nicht leichtfertig in Gefahr bringen würde.

"So, die Spiegeleier sind fertig. Der Kaffee braucht noch ein bisschen." riss mich Lewe aus meinen Gedanken und lief mit der Pfanne an mir vorbei und legte jedem von uns ein Spiegelei auf den Teller. Die Brötchen hatte er bereits in ein Körbchen und ein Brotmesser neben dran gelegt, damit man sie besser aufschneiden konnte. Wurst und Käse lagen ordentlich auf separaten Tellern und ein paar Gläser mit Aufstrichen waren willkürlich auf dem Tisch verteilt. Ich musste lächeln.

"Wie du dir soviel Mühe gemacht hast.", sagte ich und lief zu meinem Platz und setzte mich hin.

"Ich mag es lieber ordentlich." Er nahm sich ein Brötschen, schnitt es auf und legte es auf meinen Teller. "Was möchtest du essen ?"

Melodie der FreiheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt