Das Leben ist kein Wunschkonzert

149 6 4
                                    

Ich liebte Bücher über alles. Sie waren ein Tor in eine andere Welt, in eine schönere Welt. Ich liebte es, wenn die Heldin ihren Prinzen fand und alle glücklich bis an ihr Lebensende waren.

Blablablabla, die Realität sah ganz anders aus. Die Wahrheit war nämlich anders, kein Leben wie im Film, keine reichen Eltern, keine Jungs die mich neckten. Sondern solche, denen ich endweder gleichgültig war oder die mich ausgegrenzt haben. Freunde hatte ich auch nicht wirklich.

Ich war zwar in einem Verein, wo viele total lieb zu mir waren, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass ich mit ihnen für immer befreundet sein würde. Von wegen, kaum würde ich weg sein, würden sie mich vergessen haben. Es war immer das Gleiche, immer wenn ich spontan fragte, hatte nie Jemand Zeit. Und wenn ich im Vorraus fragte dann kam immer: "Das weiß ich noch nicht." Es könnte ja etwas spannenderes kommen als ich. Von meiner besten Freundin, von der ich dachte das sie es war, wurde ich nur zur großen Party eingeladen und nicht zur Reinfeier-Party. Und sie merkte nicht mal, das sie mich verletzte, wenn sie über meine Gefühle lachte. Das ist definitiv keine beste Freundin.

Ich war diese Ferien schon zweimal im Kino, heute hatte ich mal eine Freundin getroffen. Auf ihre Frage, warum ich alleine ins Kino ging, hatte ich ihr gesagt, das ich kein Bock auf weitere Absagen hatte und deshalb erst gar nicht gefragt hatte. Da meinte sie, dass sie öfters in den Überraschungsfilm ginge, wo man Filme vor der Premiere sehen konnte. Und dass ich sie fragen könnte, wenn ich gehen würde. Darüber hatte ich mich natürlich sehr gefreut, aber da ich mitlerweile sehr pessimistisch geworden war, würde ich dem nicht trauen. Aber fragen würde ich trotzdem, wer wusste, ob es nicht doch klappte..

Was mich am Meisten verletzte war, dass ich meinem Schwarm anscheinend egal war. Meine "beste" Freundin hatte Andeutungen gemacht. Sie traf sich eh öfters mit ihm als mit mir. Aber sie wollte ja nichts von ihm, sehr schön.

Ich schrieb ihn immer wieder an. Ich wusste, dass er nicht gerne schrieb. Deshalb hatte ich ihn auch öfters gefragt, ob er was mit mir machen wolle. Aber es kam nie eine Antwort. Das Beste war, das wir telefonierten, wenn ich ihn fragte. Genau, immer kam alles von mir, wahrscheinlich mochte er mich gar nicht. Ich war einfach das Opfer in dieser Geschichte und würde mich nun damit abfinden müssen.

Das Leben ist kein Wunschkonzert und so wird es immer sein. Man sieht es doch daran, wie desinteressiert die Menschen doch an ihren Mitmenschen sind. Wie man sofort schräg angeschaut wird, wenn man nur etwas anders macht als der Norm. Ich hasse diese Mainstreambitches einfach, die meinen das sie "Ach wie cool" sind. Dabei sind sie doch nur ein Haufen kopierter Scheiße, der es einfach nicht drauf hat und sich hinter dem Norm verstecken mussten. Wie traurig diese Welt doch ist. Nichts hat einen Sinn außer das Opfer zu sein, weil man sonst in der Maße unterging.

Zuhause wurde eh schon Stress geschoben weil ich nichts mehr machte, wieso auch? Es war doch eh für die Katz. Es interessierte Niemanden, dass ich existierte. Und wenn, dann nur um mir vorzuwerfen, was ich doch alles Falsch machte. Super, als ob ein 17-Jährige, wie ich, das jedes mal hören wollte, wenn ihr Vater da war. Abi hier und Abi da. Super, was brachte mir das wenn ich nicht mal wusste, was ich wollte? Wenn ich vor einem rießigem Nichts stand? Und da nichts war um mich anzutreiben ? Eine kleine Träne rollte über meine Wange. Ich war einfach viel zu unbedeutend für diese Welt, ich würde hier weggehen müssen um endlich frei zu werden. Dieses ganze System fuckte mich einfach mega ab.

Ich erhob mich von meinem Bett und holte meinen Wanderrucksack raus, packte alles Nötige ein: Schlafsack, Regenponcho, Isomatte, Kleidung, mein Opinel, Kulturbeutel und meine Ersparnisse. Als ich vor meinem Bücherschrank stand, nachdem ich meinen Rucksack zugemacht hatte, fiel mein Blick auf ein Buch. Das Buch, was meine Gefühle entfacht hatte. Ich hatte in all den Jahren nie meine wirklichen Gefühle zu gelassen. Sie waren immer irgendwie weggesperrt. Ein Art Selbstschutz sozusagen. Ich wurde nämlich in der 5.-7. gemobbt. Das alles liegt nun einige Jahre zurück und die Erinnerungen sind nur noch verschwommen, wie ein böser Traum. Es waren nur noch die Gefühle da, die ich immer wegsperrte, wenn ich wieder in so eine Situation kam. Nach diesem Buch war dieses Gefühl weg. Es ließ meine Gefühle wieder zu und ich verliebte mich ihn diesen perfekten Jungen. Tja, und dem war ich leider auch egal.

Melodie der FreiheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt