31. Januar 2022

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Den ganzen Tag hatte ich Trubel, Stress.
Hatte einen Vortrag, zwei Vorlesungen und eine Klausur.
Es war anstrengend und lang.

Jetzt sitze ich auf meinem Bett und komme mir so einsam vor.
Ich bin ganz allein.
Aber das sollte mich eigentlich nicht stören, denn eigentlich bin ich mein ganzes Leben lang allein.

Ich bin die Person, die am meisten Zeit mit mir verbringt.
Ich bin die Person, die ich am besten kenne.
Und doch kommen mir manche Dinge in mir so fremd vor.
Wie ich aussehe von der Seite.
Wie ich mich bewege.
Wie ich rede, wenn ich dabei nicht rede.

Und genau diese Dinge hasse ich mit am meisten an mir. Ich empfinde es als hässlich, weil ich es nicht kenne.

Mit jemand anderem würde ich nie so stark ins Gericht gehen.
Aber mich verurteile ich immer.
Und mit immer meine ich immer.

Sobald auch nur der kleinste Gedanke aufkommt... schüttel ich den Kopf, verschiebe ich den Gedanken und  verurteile mich dass ich so etwas gemacht habe.
Wenn ich etwas tue, verurteile ich mich noch während des Handelns dafür, was mich daran hindert in Dingen besser zu werden.
Und bei sehr vielen Dingen verurteile ich mich vor allem danach: das hätte ich nicht sagen sollen, das war gemein. Das hätte ich nicht tun sollen, es entspricht nicht den moralischen Werten der Gesellschaft.

So zerdenke ich mein ganzes Leben.
So zerstöre ich mein ganzes Leben.
Denn ich fühle nicht.
Denn ich handel nicht einfach.
Ich verurteile mich lieber für all diese Möglichkeiten in meinem Kopf.

Und das kapselt mich auch von anderen ab. Sie verstehen mein Denken nicht. Verstehen nicht, wie ich mich selbst sehe. Haben kein Verständnis dafür, dass wenn ich viel Zeit mit Menschen verbringe ich mich noch einsamer fühle, weil ich denke, dass Menschen mich nicht mögen, weil ich mich selbst nicht mag. Ich verurteile mein Handeln und denke, dass andere es genauso tun.

Meine Gedanken zerstören einfach mein Leben.

Gedanken IV (2022)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt