ein Körper, zwei Seelen

5 1 0
                                    

Sie hatten Yins Leiche einige Meter weit in den Wald getragen, ihm jegliche Wertgegenstände abgenommen und seinen Korb, samt Katze neben ihn gestellt. Sie würde schon irgendwie überleben, und wenn sie sich vom Fleisch ihres Herrchens ernähren müsste.
So dachten sie und gingen zurück zum Feuer um ihr Abendmal zu geniessen.

Da lag er also...Leblos, auf der harten,kalten Erde. Letzte Bluttropfen traten aus den Wunden hervor und rannen in grossen Tropfen über die Haut auf den Boden, ehe sie darin versickerten. Das Blut würde bald wilde Tiere anlocken, denn
die Natur holte sich einen toten Körper schliesslich zurück und würde ihn bis auf die Knochen zersetzen. Und auch diese würden mit der Zeit vergehen.

Wir vergessen hier an dieser Stelle jedoch dass wir es nicht mit Irgendetwas zu tun haben, sondern mit einem durch und durch abnormalen Wesen mit zwei Seelen.

Kaum merklich setzte die Transformation ein. Die Dunkelblauen Hörner zogen sich zurück und die kurzen, Schwarzen Haare färbten sich Weiss. Die Wunden schlossen sich langsam und nur das darauf klebende Blut blieb zurück.
Dieser Vorgang dauerte lange.

Fast drei Stunden später schlug Yang unter dem leichten Schein des Mondes die Augen auf.

Seine Gedanken waren nicht ganz klar, nur Eines:"So schnell?"

Er hatte nicht damit gerechnet die Kontrolle so schnell zurück zu erlangen,  jetzt, da Yin endlich seine Freiheit gesucht hatte.

Yangs Sinne kehrten mit der Zeit ein und ihm fiel jetzt auch der Geruch von Blut auf, der in der Luft lag. In der Stille der Nacht konnte er ausserdem das plätschern eines Baches in der Nähe und die Atemgeräusche Dutzender Tiere sowie dreier Menschlicher Wesen ausmachen.

Ihn beschlich ein unguter Verdacht. Yin hatte doch nicht etwa...
Refflexartig fasste er sich mit der Hand an den Hals.
Doch... er hatte... Yang streckte den Arm aus und betrachtete im fahlen Mondschein die blutige Innenfläche seiner Hand. "Wiederlich!"

Dieser Idiot.... er hatte es tatsächlich geschafft.  Er hatte es in nicht einmal einem Tag geschafft... Er war nach nicht einmal einem Tag ausserhalb des Anwesends in den Händen anderer gestorben.
Und weshalb? Yang puhlte ein kleines Stück rohes Fleisch zwischen den Zähnen hervor und würgte fast, hätte er denn etwas im Magen gehabt.

Yin hatte  ohne jeden Plan angegriffen. Was für ein unglaublich klägliches Ende für den Fürst der Finsternis, alles Böse dass diese Welt beherbergte, das unendliche Böse.
Yang konnte nicht mehr. Jener, dem all diese Spitznamen zustanden war an dem Dolch eines Anderen verendet.  Auf dem Rücken liegend, den harten, kalten Boden unter sich und den Mondschein im Gesicht brachte er in Gelächter aus.

Gerade so laut dass es die Menschlichen Wesen in der Nähe nicht hören konnten kugelte er sich vor lachen am Boden. Einfach über die Tatsache dass und wie Yin verendet war. Es war so unglaublich surreal, dass es einfach nur noch zum Totlachen war. Die Genugtuung war unglaublich gross.

Nach einer Weile schmerzte sein Bauch so sehr dass er schliesslich aufhören musste. Er setzte sich nach Luft ringend auf, ignorierte das Schwindelgefühl und wischte sich einige Lachtränen aus den Augen.

Zurück zu den Tatsachen. Er lag, beziehungsweise sass mitten im Wald, fernab jeglicher Zivilisation, abgesehen der drei Menschlichen Wesen in der Nähe und hatte rein gar nichts ausser den blutigen Gewändern von Yin.

Sein Blick fiel auf den Korb.
Oh... offensichtlich lag er falsch.
So ein schlimmer Kerl bist du ja offensichtlich doch nicht! Yang schmunzelte. Fast tat ihm sein Lachanfall ein wenig leid... aber eben nur fast.

Er raffte sich auf und stand vorsichtig auf, etwas wacklig, diesmal jedoch ohne Bruchlandung und untersuchte den Korb. Die Katze war offensichtlich mitgekommen. Ihre schwarzen Haare hatte sie feinsäuberlich in Yangs weisse Gewänder eingearbeitet.
Ich nehme es zurück! Du bist der Teufel!

In Anbetracht seiner ruinierten Klamotten hätte er am liebsten losgebrüllt. Wer hätte gedacht, das der ach so ruhige und besonnene Yang so leicht aus der Ruhe zu bringen war? Doch er fasste sich schnell wieder. Hier draussen wären diese Gewänder sowieso nur hinderlich.

Er nahm den Korb, samt Katze und folgte dem plätschernden Geräusch bis er durchs Gestrüpp in einem Bachbet stand.  Die Steine waren gross und rund und der Mond spiegelte sich in der Wasseroberfläche. Das Wasser war glasklar und sammelte sich in grösseren und kleineren natürlichen Becken, ehe es seinen Weg weiter antrat.

Yang zog sich aus, faltete die zerfetzten und dreckigen Gewändern Sorgsam zusammen und stieg in eines der Becken. Das Wasser war eiskalt, aber es erweckte seine Lebensgeister, die so lange geschlafen hatten.
Angewiedert schrubbte er sich mit den Händen das Blut vom Körper.

Trotzdem genoss er es und als ihm die Zähne zu klappern anfingen tauchte er noch einmal komplett in das Glasklare Wasser ein, bevor er schliesslich sich mit den Armen umschlingend und zitternd, aber wieder sauber und glücklich zum Korb zurück stapfte.

In seinem eigenen Gewand fühlte sich Yang deutlich wohler, wenn es auch nur sein Anthrazitfarbenes Untergewand war und war nun dazu bereit die neue Gegend auszukuntschaften.
Schliesslich hatte Yin etwas ganz bestimmtes nicht mehr bei sich gehabt.

Das Amulett fehlte....

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Apr 02, 2022 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

The eternal being YinYangWhere stories live. Discover now