Zuhause

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Die Kälte umschlung mich sofort als ich einen Schritt nach draußen wagte.
Der Parkplatz wurde von einem  flimmernden „To Go" Schild über dem Fast Food Restaurant beleuchtet. Es war so schwach, dass es zwei Autos in der vorletzten Reihe nicht mehr erreichen konnte und diese von der Dunkelheit geschluckt wurden.

Zitternd atmete ich stark ein und steckte meine Hände in die Jackentasche, um meinen Weg nach Hause weiterzuführen.

Meine Augen fielen mir auf dem Weg fast zu, wenn der kalte Wind mir nicht ins Gesicht gepustet und mich wachgehalten hätte.

Die Nacht war ruhig und ich musste mir den Mond mit niemandem teilen.
Er leuchtete nur für mich den Weg nach Hause.
Die meisten waren wohl schon schlafen.

Doch nicht eine 4-köpfige, schwarz gekleidete, Jungs Gruppe, die gegen eine Steintreppe gelehnt waren und die Straßen nahezu aufweckten mit ihrem Gelächter.

Sie waren direkt hinter einer Ecke, so dass ich nichtmal die Straßenseite wechseln konnte und an ihnen vorbei musste.

Meinen Kopf tief in die Jacke gedrückt und meinen Blick weit nach unten gerichtet versuchte ich mit schnellen Schritten vorbei zu huschen.

Sie stoppten das Gelächter. Der kleinste der Truppe schaute mich ganz genau an.
Er fing an mich zu mustern und trotz dem dicken Mantel, den ich an hatte, fühlte ich mich nackt. Mein Herz fing an zu rasen.

Der Blonde der Jungstruppe deutete den Blick des kleinsten und fragte ihn lachend
„Du möchtest Spaß haben, oder?"

Mit einem finsteren Lächeln bestätige der kleinere dem Blonden seine Frage und drückte sich von der Wand ab, um mir zu folgen - im Schlepptau die anderen 3 Jungs.

Mein Herz begann zu rasen, so sehr, dass ich das Gefühl hatte es würde mir aus der Brust springen. Ich fing an zu laufen... so schell ich konnte. Meine Beine wurden weich und fingen an zu zittern.

Ich muss nur noch zwei mal abbiegen dann wäre ich Zuhause.
Nur noch zwei mal.
Nur zwei mal abbiegen.
Also lief ich weiter. Meine Atmung wurde immer schwerer.

Die Jungstruppe war mir dicht auf den Fersen. Ich konnte sogar ihren Atem hören dicht an meinem Ohr hören.
Es fühlte sich so an, als würden sie mir in meinen Nacken pusten.
Um mich herum war kein schützendes Mondlicht mehr. Alles war dunkel.

Ich bog ab, drehte mich um und sah, dass keiner mehr hinter mir war. Trotzdem blieb ich in meinem Rückwärtsgang.
Wo sind sie hin?

Ich hörte keine Atmung und keine Schritte mehr.
Der Mond tauchte wieder auf und leuchtete den Weg zu mir nach Hause, er erdrückte das tiefe Schwarz um mich herum.

Mit meiner letzten Kraft rannte ich die letzten Meter zu mir nach Hause und schloss sofort die Tür hinter mir zu.

Vorsichtig schob ich den Vorhang des Mehrfamilienhauses leicht zur Seite und schaute aus dem kleinen Fenster auf die beleuchtete Straße.
Keine perversen Jugendlichen zu sehen. Sie sind scheinbar wirklich verschwunden.
Vielleicht wollten sie mich nur aus Spaß jagen...

Eine Last fiel von mir ab, die größer in der Nacht nicht hätte sein können.
Es fühlte sich an, als hätte ich auf der Flucht Steine gesammelt, die jetzt endlich weg waren.

In meinem Apartment angekommen wollte ich eine heiße Dusche nehmen um die restliche Angst loszuwerden.
Naja... es wird wohl eher eine kalte Dusche werden, da das Wasser in den Wintermonaten nie warm wird - schon garnicht um diese Uhrzeit.

Ich zog meinen Pulli aus und strich die Hose von meinen Beinen.
Ich blickte kurz in den Spiegel auf mein bleiches Gesicht, es war schockiert, müde und kraftlos.

Mein ganzer Körper war so unfassbar schlapp. Die späten Nächte machen mich kaputt und in mir war es unaufgeräumt.
Ich habe seit Monaten nicht in mich hineingehorcht. Ich habe die Stimmen und Gefühle in mir einfach ignoriert.
Die Arbeit frisst mich.

Mit einem seufzen stieg ich in die länglich große Dusche, die mit schwarzen Fliesen ummantelt war und zum Eingang eine Milchglastür trägt.

Ein winziger Ruheraum, der mir immer wieder hilft Gedanken zu sortieren und Gefühle von mir abzuwaschen.
In Gedanken schwimmend merkte ich garnicht wie meine Haut unter dem Wasser brannte.

Weißer Dunst hebte sich von meinem Körper ab und ließ den Raum erblinden.
Das Wasser war heiß und zwar so richtig.

Erschrocken griff ich zum Wasserhahn und stellte ihn aus. Erst dann merkte ich das Glühen auf meinen Schultern.
Es zog sich durch meinen Körper und lies mich mit einem Schlag erhitzen.
Zudem sickerte meine Angst vollkommen in den Abfluss und war nicht mehr da.

Ich drehte den Hahn mit einem grinsen wieder auf und fasste vorsichtig mit einer Hand durch den Wasserstrahl um die passende Temperatur einzustellen.

Ich schloss beruhigt die Augen und streckte dem Wasser mein Gesicht zu. Ich genoss wie es drauf prasselte und meinen ganzen Körper umfasste.

Nach einer sehr langen Zeit stieg ich aus der Dusche und trocknete meine glühende Haut mit einem weichen Handtuch ab.

Mit einem Grinsen und einem erholtem Gefühl, was ich seit Wochen abends nicht mehr hatte, schon garnicht von der kalten Dusche, sammelte ich die Tropfen auf meiner Haut ein, wickelte mich ins Handtuch und ging in mein Schlafzimmer, um mich aufs Bett zusetzen.

Ich schaltete die LED's in grün ein und ließ mich vor meinem Handy von sämtlichen Social Media Seiten berieseln.

Tief versunken und mit halb offenen Augen bekam ich nur leicht mit das die LED's in Rot umsprangen. Es wurde so dunkel, dass nur noch mein Bett beleuchtet wurde.
Mein Bett gleichte einer Insel, die mich vor all dem Bösen schützte. Es war meine Safety Zone.
In der Raummitte stand nichts mehr - es war absolut leer.

Ich war etwas starr und bemerkte wie gelb fackelnde Augen mich aus einer tief schwarzen Ecke anblinzelten.

Mein Herz bebte, meine Atmung wurde schwerer und ich hatte das Gefühl nicht genügend Luft zu bekommen.
Mein Handy viel mir aus der Hand.
Er schlich langsam auf mich zu als wäre ich eine Beute, auf die er sich stürzen wollte. Sein Körper war animalisch groß - Seine Augen fixierten mich wie eine unsichtbare Schlinge, die mich festhielten. Ich wollte nicht in sein Gesicht schauen aber er ließ nicht zu, dass ich etwas anderes betrachte.

Mit nur einem Wimpernschlag war er mir plötzlich so nah. Seine Hand glitt langsam mein nacktes Bein hinauf und jede Stelle, die er berührte hinterließ eine unglaubliche Wärme.
Er beugte sich leicht über mich und versperrte mir mit seiner prächtigen Schulter die Sicht. Ich starrte Löcher in seine Haut.
Panisch versuchte ich zu flüchten und rückte nach hinten bis unsanft das harte Ende meiner Bettwand an meinen Rücken prallte.

Satan hat Hunger Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt