9. Kapitel

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Wassersturm lief mit Funkenfeuer aus dem Lager und Richtung Feuerclan. Wie sie wohl regieren würden, wenn sie von Erbsenfall hörten?

»Vielleicht hat der Feuerclan ja selbst schon die böse Erfahrung gemacht?« Damit sprach Funkenfeuer das aus, was Wassersturm die ganze Zeit durch den Kopf ging.

Sie kamen bei der Grenze an. »Wollen wir beim großen Fels warten?«, schlug Wasserstrum vor. Funkenfeuer stimmte zu und sie kletterten hinauf und ließen sich nieder. Das Warten begann.

Auch nach längerer Zeit kam keine Patrouille und die schöne Aussicht bei Tag konnte Wassersturm auch nicht so in den Bann ziehen, da sie oft hier saß.

»Dort vorn!« Funkenfeuer schien etwas entdeckt zu haben. Er setzte sich aufrechter hin und blickte in das Territorium des Feuerclans. Wassersturm folgte seinem Blick. Auf einem Hügel standen drei Katzen, zwei große und eine etwas kleinere. Sie kamen auf sie zu.

Wassersturm stand auf und kletterte, gefolgt von Funkenfeuer, den Fels hinab. An der Grenze wartete sie, bis die Katzen des Feuerclans angekommen waren. Die Sonne stand nun hoch am Himmel.

Die drei Katzen waren Sprungflug und Klauenfuß mit seinem Schüler Schwarzpfote.

Höflich neigte Funkenfeuer den Kopf. Wassersturm tat es ihm nach. » Seid gegrüßt.« Klauenfuß, der anscheinend die Patrouille anführte, neigte ebenfalls den Kopf und miaute: »Was sucht ihr beide hier? Es scheint so, als hättet ihr auf uns gewartet.«

Diesmal antwortete Wassersturm: »Das ist richtig. Wir wurden von Finkenstern geschickt und wünschen mit Rabenstern zu sprechen.«

Klauenfuß musterte sie und schien nachzudenken. »Was ist denn dabei, sie zum Lager zu führen?«, mischte sich Sprungflug ein. »Ohne sie wären wir gar nicht hier.« Ohne euch wäre Seewind noch hier... Doch diesen Gedanken behielt sie für sich.

»Nun?«, hakte Funkenfeuer nach. Klauenfuß sah ihn an. »Okay, geht in Ordnung. Schwarzpfote, gut gehst hinten.« Wassersturm und Funkenfeuer sprangen über die Grenze und die beiden Krieger nahmen sie zwischen sich, Schwarzpfote ging hinten.

Sie gingen die Hügel rauf und runter. Wassersturm fand das Territorium des Feuerclans etwas sehr eintönig.

Auf einem Hügel vor einer Senke blieben sie stehen. Wassersturm blickte auf ebendieses Lager hinab, wo ihre Schwester, damals noch Mondpfote, gefangen gewesen war. Seither hatte es sich etwas verändert, es gab mehr Baue und war besser geschützt, dennoch wird Wassersturm nie vergessen, was hier Mal war.

Klauenfuß schien zu überlegen, dann trottete er weiter hinab und ging mit ihnen direkt in das Lager. Wassersturm sah ihn an. Normalerweise sagte man dem Anführer erst Bescheid, dass Katzen eines anderen Clans da waren, bevor man sie einließ, doch Wassersturm wusste auch, dass der Feuerclan noch lernen musste.

Klauenfuß lief zu einem besonders großen Bau. Er blieb stehen und rief: »Rabenstern?« »Komm rein, Klauenfuß!«, antwortete ihm eine junge Stimme und Klauenfuß trat ein. Kurz darauf kam er wieder hinaus und nickte Wassersturm und Funkenfeuer zu. »Ihr könnt reingehen.« Zu Sprungflug und Schwarzpfote gewandt sagte er: »Wir sollen unsere Patrouille fortführen.« Der Krieger und der Schüler nickten und die drei verließen wieder das Lager.

Katzen kamen jetzt neugierig aus ihren Bauen, die Blicke neugierig auf die Fremden gerichtet. Ein beigefarbenes Junge purzelte aus der Kinderstube und rief: »Spritzerschweif, Spritzerschweif, hier sind Fremde!« Eine graue Kätzin trat aus dem Bau und leckte ihrem Jungen liebevoll über die Ohren. »Das hat bestimmt alles seine Richtigkeit und geht dich nichts an, Salbeijunges«, sagte sie mit sanfter Stimme. Dennoch warf sie ihnen einen interessierten und leicht misstrauischen Blick zu, bevor sie mit ihrem Jungen wieder im Eingang der Kinderstube verschwand.

Wassersturm und Funkenfeuer sahen sich kurz an, dann gingen sie ein paar Schritte nach vorn und betraten Rabensterns Bau.

Rabenstern lag in seinem Nest, die orangenen Pfoten fein säuberlich aneinander gelegt und den Schwanz darüber. Mit seinen grünen Augen musterte er sie interessiert.

»Ah, Wassersturm, wie schön dich zu sehen!« Er stand auf und berührte Wassersturms Nase. »Es freut mich ebenfalls, dich begrüßen zu dürfen, Funkenfeuer«, sagte er und berührte auch ihn Nase an Nase. Dann setzte er sich wieder in sein Nest. »Nun. Warum seid ihr hier?« Er sah sie forschend an.

»Wir wurden von Finkenstern geschickt«, begann Wassersturm, »um euch etwas mitzuteilen, dass alle Clans betrifft. Es geht um den Fluss.« Plötzlich blitzten Rabensterns Augen auf, doch er ließ Wassersturm weitererzählen.

»Erbsenfall war auf einer Patrouille und wollte sich kurz erfrischen. Sie trank aus dem Fluss und - als Kräuselwind und Stachelfell ankamen, war es schon zu spät.« Am Ende hatte sie nur noch geflüstert. Funkenfeuer nickte mit düsteren Augen. Rabenstern sah sie nachdenklich an. Da war ein Glimmen in seinen Augen, das Wassersturm nicht deuten konnte.

»Tatsächlich«, sagte er langsam, »ist uns das leider nicht so unbekannt. Goldfunke hat auch aus dem Fluss getrunken. Auch sie ist umgekippt.« »Das tut uns leid«, miaute Funkenfeuer leise und Wassersturm nickte. Rabenstern sagte jedoch: »Allerdings ist sie zum Glück nicht gestorben. Sprosspelz war direkt bei ihr. Ihr müsst wissen, sie verstehen sich gut und sind zusammen aus dem Lager gegangen. Ein großes Glück, dass die richtige Pflanze keine drei Meter entfernt stand.« »Ja, ein Glück. Geht es ihr wieder gut?« »Ja.« Die Katzen verfielen in Schweigen.

»Also«, sagte Rabenstern, »die Sache mit dem Fluss ist uns nicht unbekannt und auch wir sind unruhig und wissen nicht so recht. Doch wolltet ihr mir noch etwas anderes berichten, oder uns nur vor dem Fluss warnen?« Diesmal antwortete Funkenfeuer: »Wir wollten beides, Rabenstern. Dich warnen und noch eine andere Nachricht Finkensterns hinterlassen, in der es um den Erhalt der Clans geht.« »Und die lautet?« »Ein neues Territorium zu suchen, wenn man nicht mehr aus dem Fluss trinken kann.«

Rabenstern schwieg und starrte an einen Punkt, den nur er sehen konnte. Wassersturm hatte das Gefühl, man sollte ihn jetzt nicht stören und blieb still. Funkenfeuer tat es ihr gleich.

Nach einer Weile sah Rabenstern sie wieder an. »Ich verstehe Finkensterns Überlegung vollkommen und finde es ehrenvoll, dass sie euch geschickt hat.« Wassersturm sah ihn erwartungsvoll an.

»Und ich muss sagen - ich fände diese Entscheidung vernünftig.« Wassersturm atmete auf. Das war gut.

»Zumal wir uns noch nicht so an dieses Territorium gebunden fühlen, würde ich gehen, entscheiden die anderen so. Bleiben allerdings der Bergclan und der Waldclan, bleiben wir auch.«

Warrior Cats - warme Hoffnung                                            BAND 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt