11. Kapitel

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Nebelpfote wusste nicht ganz, was sie tun sollte und starrte auf Erdkralle. Er war völlig regungslos.

Ganz plötzlich setzte er sich auf und erbrach sich über den Boden. Kräuselwind trat schnell einen Schritt zurück, um nicht getroffen zu werden.

Gehört das zur Heilung? Nebelpfote trat unruhig von einer Pfote auf die andere. Erdkralle sackte wieder in sich zusammen und blieb am Boden liegen.

Plötzlich hob Kräuselwind den Kopf und erblickte die drei Geschwister. »Kommt schnell her!« Auch Blaubeerherz und Taufrost kamen hinzu. Schnell rannten sie zu Kräuselwind.

»Wie geht es Erdkralle? Warum hat er sich übergeben? Ist er schon...?« Kräuselwind hob den Schwanz, um sie zur Ruhe zu bringen.

»Es gibt noch eine Chance, dass er überlebt. Dieses Mal waren wir darauf vorbereitet. Und er hat sich übergeben, da wir ihm Schafsgarbe gegeben haben, um dieses etwas aus ihm herauszubekommen. Und jetzt schnell! Wir müssen ihn ins Lager bringen, dort können wir uns besser um ihn kümmern. Taufrost, Blaubeerherz, ihr tragt ihn. Gepardenpfote, Nebelpfote und Eispfote, ihr geht bitte hinten und passt auf«.

Gemeinsam hievten sie den leblos wirkenden Erdkralle auf die Schultern von Blaubeerherz und Taufrost und Nebelpfote postierte sich mit Eispfote und Gepardenpfote hinter den Beiden. So schnell es ging liefen sie zurück zum Lager. Nebelpfote konnte den Blick einfach nicht von Erdkralle wenden. Wir müssen hier weg, sonst wird es noch mehr Opfer geben. Genau in diesem Moment fing ihre Kehle an, nach Wasser zu schreien.

***

Taufrost und Blaubeerherz ließen Erdkralle in ein Nest gleiten und wurden dann sofort mit Gepardenpfote, Nebelpfote und Eispfote von Kräuselwind wieder rausgescheucht. »Ich möchte nicht, dass Flammenjunges und Samenjunges euch anstecken«. Mehr zu sich selbst murmelte sie: »Erdkralle sollte sich auch nicht anstecken...« Dann verschwand sie im Heilerbau und ließ die fünf Katzen allein.

Fast sofort kam Finkenstern zu ihnen geeilt. »Wie geht es Erdkralle?« »Kräuselwind meint, es gäbe eine Chance«, antwortete Blaubeerherz leise. Finkenstern nickte und schlüpfte in den Heilerbau.

Nebelpfote wusste nicht, was sie tun sollte. Nun, da sie wusste, dass es tödlich war aus dem Fluss zu trinken, breitete sich der Durst wie ein Feuer in ihrer Kehle aus und löschte alles andere. Blaubeerherz und Taufrost trennten sich von ihnen und legten sich an den Rand der Lichtung. Ihre Augen waren starr und blickten in die Ferne, in die Visionen, die für Nebelpfote verborgen blieben. Vermutlich trauerten sie noch immer um ihre Schwester.

Sofort schossen Nebelpfote Bilder von einem leblosen Gepardenpfote oder einer leblosen Eispfote durch ihren Kopf. Wenn der Durst sie einmal übermannte, wie er es schon bei Erdkralle getan hatte, würde sie sie vielleicht nie wiedersehen... 

Und ganz plötzlich packte sie die Panik. Sie erstickte alles und jeden, auch ihren Durst. Wer auch immer Durst hatte, er durfte nicht trinken. Und wenn er trank, würde er nie wieder hier sein.

Die Panik löschte alles andere aus und Nebelpfote hatte den ganz plötzlichen Wunsch, einfach wegzurennen. Ohne Recht zu wissen, was sie da eigentlich tat, setzten sich ihre Pfoten in Bewegung, aus dem Lager und in den Wald.

Sie spürte, wie jemand ihr folgte und Gepardenpfote und Eispfote tauchten an ihren Seiten auf. »Was ist denn los?!«, rief Gepardenpfote, doch Nebelpfote antwortete nicht. Sie rannte immer weiter, ihre ganz plötzliche und unerwartete Panik machte sie blind.

Die kühle Luft, die ihr Fell zerzauste, tat gut. Nebelpfote spürt ein leichtes Stechen in der Seite und wurde etwas langsamer. Ihre beiden Geschwister waren immer noch da, schienen jedoch etwas besorgt zu sein.

Nun stoppte Nebelpfote ganz und rang nach Atem. Sie blickte sich um. Sie hatte nicht darauf geachtet, wo sie hingerannt war. Sie blickte in einen tiefen Wald, der ihr jedoch nicht so recht bekannt vorkam. Erschrocken drehte sie sich um und erkannte erleichtert, dass die an der Grenze der Kampftraingshöhle stand. Vor ihr war unbekannter Wald, doch hinter ihr erstreckte sich das Territorium des Höhlenclans.

Auch Gepardenpfote und Eispfote waren zum Stehen gekommen und blickten sie nun mit fragnden Augen an. »Was ist lo-«, ein Fauchen unterbrach Gepardenpfote und schon stürzte sich ein brauner Kater auf ihn. Erschrocken fuhr Nebelpfote herum und erkannte noch vier weitere Katzen, allesamt ausgewachsen, die sich jetzt mit gebleckten Zähnen auf sie stürzten.

Nebelpfote konnte gar nichts tun, als auch schon eine weiß - braun gecheckte Kätzin sie niederdrückte. Mit den Hinterpfoten strampelnd versuchte sie sich, aus dem Griff zu befreien. Ein kräftiger Tritt in den weichen Bauch und sie war frei. Doch noch bevor sie wieder richtig stand wurde sie wieder zu Boden gestoßen und ein paar noch kräftigere Pfoten hielten sie fest. Nebelpfote fauchte laut auf und schnappte nach ihrem Widersacher, doch der drückte sie nur noch weiter zu Boden und zerkratzte ihr die Schnauze.

Nebelpfote konnte sich gar nicht bewegen, Blut sickerte in Mund und Nase und betäubte ihre Sinne. Der Geschmack ließ sie würgen, doch sie konnte nichts dagegen unternehmen. Sie hörte weiteres Fauchen und wütende Rufe, dann spürte sie einen kräftigen Schlag an den Kopf und alles wurde schwarz.

Warrior Cats - warme Hoffnung                                            BAND 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt