4. Kapitel

29 6 13
                                    

Eispfote gähnte und blickte sich um. Die Nester von Nebelpfote und Tupfenpfote waren schon leer, alle anderen schliefen noch. Wie früh waren die denn bitte wach?

Verschlafen leckte sie sich die Brust, als Gepardenpfote sich regte. »Eispfote, geh weg, das ist meine Maus... Eispfote...« Erschrocken hopste Eispfote ein Stück von ihrem Bruder weg, bis sie merkte, dass er nur im Schlaf gemurmelt hatte. Sie schüttelte den Kopf und ging aus dem Bau.

»Eispfote! Weck Holunderpfote, wir gehen jagen!« Ihr Mentor Funkenfeuer hatte sie gerufen, neben ihm stand Elsterschrei. »Mach ich!« Sie drehte sich wieder, schlüpfte in den Bau und schlich zu Holunderpfote's Nest. »Holunderpfote... Aufachen...«

Verschlafen öffnete Holunderpfote ein Auge. »Komm, Jagdtraining«, erklärte Eispfote und ging wieder hinaus. Schlaftrunken folgte ihr Holunderpfote.

»Gut, wir jagen in der Nähe der Kampftraingshöhle«, erklärte Funkenfeuer, als sie im Wald stehen blieben. »Elsterschrei, du kannst mit Holunderpfote schon einmal anfangen, ich möchte noch kurz mit Eispfote das Jagdkauern üben.« Elsterschrei nickte. »Komm, Holunderpfote.« Und die beiden verschwanden Richtung Waldclan.

Funkenfeuer wandt sich an Eispfote. »Also, lass Mal sehen.« Eispfote ließ sich hinabgleiten. Funkenfeuer ging um sie herum und korrigierte ihre Haltung. »Schwanz höher, sind schleift er über dem Boden.«

Am Ende hatte Eispfote eine Haltung, die Funkenfeuer für gut befand. »Und jetzt schleich dich an die Wurzel dort heran.« Eispfote nickte und schlich sich so leise wie sie konnte an das Blatt. »Du musst dein Gewicht mehr auf die Oberschenkel verlagern«, erklärte ihr Mentor. Eispfote versuchte es, aber es klappte nicht so ganz.

»Spring!« Eispfote sprang ab, landet aber etwas neben der Wurzel. »Fuchsmist«, murmelte sie.

»Eine Maus kann dich hören, bevor du sie siehst, die anderen Tiere können dich vorher riechen. Daher musst du, wenn du dich anschleichst, auch immer auf den Wind achten. Er muss den Geruch deiner Beute zu dir tragen, nicht deinen Geruch zu der Beute.« Eispfote nickte.

Sie schlich und sprang noch mehrere Male und jedes Mal klappte es ein Stückchen besser, bis Funkenfeuer endlich sagte, sie könne es einmal an richtiger Beute versuchen.

Eispfote ging neben ihrem Mentor und prüfte die Luft, doch sie konnte nichts außer die eisige Kälte wahrnehmen. Auch Funkenfeuer roch keine Beute.

Sie suchten noch länger, doch fanden sie nichts. Enttäuscht ging Eispfote wieder zu ihrem Treffpunkt zurück. Vielleicht wäre das schon ihre zweite Beute gewesen! Aber natürlich lässt sich nichts blicken.

Holunderpfote und Elsterschrei kamen zurück, Holunderpfote trug eine kleine, klägliche Maus zwischen den Fängen. Gemeinsam machten sie sich auf den Rückweg.

Eispfote spürte ihren Hunger, doch als sie auf den Beutehaufen spähte und nur Holunderpfote's Maus und zwei Drosseln erblickte, ließ sie es lieber bleiben.

»Bring Kleeschweif und Himmelfell die Drosseln.« Funkenfeuer stand plötzlich wieder hinter ihr. Eispfote nickte, nahm die Beute und machte sich auf den Weg zur Kinderstube. Sie legte die Drosseln vor den beiden Königinnen ab. »Für euch.« Kleeschweif schnurrte und Himmelfell sagte: »Danke. Aber der Rest des Clans muss sich auch ernähren. Die Krieger und Schüler müssen stark bleiben. Nimm die eine Drossel wieder mit und teile sie dir mit jemandem. Ich sehe doch, dass du Hunger hast.« Eispfote wollte wiedersprechen, doch Kleeschweif streifte sachte mit ihrem Schwanz über ihren Mund. »Tu was man dir sagt.« Ihre Stimme klang sanft. Eispfote nickte, nahm die eine Drossel ins Maul und ging wieder hinaus.

Sie sah sich in der Höhle um und erblickte Nebelpfote. »Wollen wir uns diese Drossel teilen?« »Klar, gerne! Ich hab einen Bärenhunger.« Die beiden Geschwister ließen sich nieder und aßen.

***

Eispfote rollte sich beiseite und stand sofort wieder auf. Sie war mitten in einem Kampf gegen Honigpfote in der Kampftraingshöhle. Es war noch ein Stückchen kälter geworden, Beute war noch weniger geworden und Samenjunges Husten hatte sich verstärkt. Er schlief jetzt im Heilerbau, damit er die anderen nicht noch ansteckte. Außerdem hatte auch Flammenjunges angefangen zu husten und der Clan hatte nicht genug Beute, um den beiden das zu geben, was sie bräuchten.

Eispfote stand jetzt Honigpfote gegenüber. Das war die Gelegenheit, den Trick, den sie jetzt richtig gut beherrschte, auszuprobieren.

Sie holte zum Schlag aus. Honigpfote duckte sich weg. Blitzschnell schoss Eispfote unter sie, drehte sich auf den Rücken und attackierte ihren Bauch. Mit diesem Trick hatte es endlich Mal etwas nützliches, dass sie etwas kleiner war.

Sie drehte sich wieder um und flitzte hinten heraus, ehe Honigpfote reagieren konnte. »Gut gemacht!« Das Lob ihres Mentors bestärkte sie noch mehr. Sie wirbelte herum, spannte ihre Muskeln und setzte zum Sprung auf Honigpfote's Rücken an.

Als sie noch in der Luft war, rollte Honigpfote sich allerdings instinktiv zur Seite und Eispfote musste erst einmal landen. Honigpfote warf sie um, doch bevor sie sie am Boden festnageln konnte, hatte Eispfote sich schon wieder weggerollt. Ha!

Wieder standen sich die beiden Kätzinnen gegenüber. Diesmal griff Honigpfote als erste an. Sie erwischte Eispfote am Kopf. Diese taumelte zurück. Honigpfote sprang vor, warf sie um und hatte sie nun fest im Griff.

»Gewonnen!«, jaulte sie und ging von Eispfote hinunter. Ihre Mentoren Funkenfeuer und Regensturm kamen herbei. Funkenfeuers Augen glänzten, doch ansonsten merkte er sich seinen Stolz gegenüber seinem Jungen Honigpfote nicht an. »Sehr gut gekämpft, alle beide«, sagte Regensturm. Eispfote rappelte sich wieder auf. »Der Trick war wirklich sehr gut. Der Fehler war, auf ihren Rücken springen zu wollen«, erklärte Funkenfeuer. Eispfote nickte. »Nächstes mach ich dich fertig!«, sagte sie zu Honigpfote. »Das werden wir ja sehen«, erwiderte diese. Ihre Augen funkelten.

Im Lager angekommen ging Eispfote zu Gepardenpfote und Nebelpfote, die vor dem Schülerbau saßen.

»Na? Gewonnen?«, fragte Gepardenpfote. »Nein. Aber Funkenfeuer hat gesagt, es war sehr gut!« »Sagt er das nicht immer?«, bemerkte ihr Bruder belustigt.

»Ich sage es immer, weil es stimmt.« Funkenfeuer hatte ihre Unterhaltung mitbekommen. Eispfote sah ihren Bruder triumphierend an, der jetzt etwas von »Ja, tut mir leid« murmelte und beschämt dreinblickte. Funkenfeuer schnurrte. »Alles gut.« Er wandte sich ab und trottete zu Heckenrose.

Warrior Cats - warme Hoffnung                                            BAND 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt