13. Kapitel

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Wassersturm kauerte am Rand der Höhle und wartete ungeduldig auf die Rückkehr der anderen Gruppen. Ob die anderen Anführer auch so schnell zustimmen würden wie Rabenstern?

Plötzlich hörte sie Pfoten durch den Tunnel ins Lager kommen. Wassersturm spitzte die Ohren und setzte sich auf.

Der Kopf ihrer Schwester schob sich durch den Eingang, ihr Körper folgte. Als auch Rosenherz ins Lager kam, stand Finkenstern, die vor ihrem Bau gesessen hatte, auf und ging auf die beiden Katzen zu.

»Nun?«, fragte sie. Rosenherz antwortete: »Fichtenstern hat lange hin und her überlegt. Er sagte, er würde dieses Territorium eigentlich nicht aufgeben wollen, es gehört den Clans. Seine Bedenken hingen auch am Sternenclan: würde er mit uns reisen? Schließlich hat Federnherz ihm den Stupser gegeben, indem sie sagte, dass das Territorium nicht viel bringen würde, wenn alle Katzen entweder an Wassermangel oder am Fluss sterben. Fichtenstern hat zugestimmt. Er würde mit uns gehen«.

Erleichtert atmete Finkenstern auf. Sie wollte gerade eine Antwort geben, als zwei weitere Katzen durch den Tunnel rannten. Mondflug und Rosenherz, die ihren Bericht beendet hatten, gingen zur Seite und ließen Winterschweif und Elsterschrei den Vortritt.

Finkenstern nickte ihnen zu und Elsterschrei berichtete: »Erdstern brauchte etwas. Fleckenfell war eher dagegen, weshalb wir sie auch noch überzeugen mussten. Schließlich hat Erdstern eine Versammlung der Anführer, zweiten Anführer, Heiler und Ältesten Krieger der vier Clans bei Sonnenuntergang vorgeschlagen. Er sendet Katzen an die anderen beiden Clans, damit diese auch Bescheid wissen«.

Finkenstern nickte abermals. »Vielen Dank«. Sie wandte sich ab und sprang geschmeidig auf den Erdhügel. Sie brauchte den Clan nicht mehr rufen, es waren eh schon alle auf der Lichtung, um den Berichten zu lauschen.

»Ihr habt gehört, was berichtet wurde. Dennoch sage ich es noch einmal, damit jede Katze es weiß: Der Feuerclan und der Waldclan würden mit uns kommen. Der Bergclan möchte eine Versammlung bei Sonnenuntergang. Ich werde diese mit Adlerflügel, Kräuselwind, Stachelfell, Sturmflug, Regensturm und Winterschweif besuchen. Ich werde euch alles berichten, sobald wie zurück sind. Somit werde ich natürlich nicht zur Sternenwiese gehen. Möge der Sternenclan unsere Entscheidung begünstigen«. Somit sprang sie vom Erdhügel und verschwand in ihrem Bau.

Wassersturm blickte sich um. Die Katzen bildeten Gruppen und unterhielten sich aufgeregt schnatternd. Auch die Schüler taten sich zusammen. Doch - wo waren ihre Jungen? Wo waren Gepardenpfote, Nebelpfote und Eispfote?

Beunruhigt ließ sie ihren Blick über die versammelten Katzen schweifen, konnte allerdings weder Gepardenpfote, noch die beiden anderen entdecken. Sie ließ ihren Blick zu den Kriegern wandern, wo sie Tornadosprung, Blitzkralle und Funkenfeuer entdeckte. Vielleicht wussten sie ja, wo die drei hin waren.

Mit schnellen Schritten eilte Wassersturm auf die drei zu. Tornadosprung drehte sich zu ihr um. »Wir fragen uns gerade, ob...« »Wisst ihr, wo Gepardenpfote, Nebelpfote und Eispfote sind?«, unterbrach sie den Krieger. Tornadosprung schüttelte den Kopf. »Sind sie nicht hier?« »Ich konnte sie nirgends entdecken«, antwortete sie ihm. Ihr Magen verkrampfte sich.

»Vielleicht solltest du Mal Adlerflügel fragen, ob er sie irgendwo hingeschickt hat«, schlug Blitzkralle vor. Wassersturm nickte und trottete zu dem zweiten Anführer, der sich am Rande der Höhle wusch.

»Adlerflügel?«, fragte sie. Der braune Kater hob den Kopf. »Was gibt's?« »Ich - weißt du, wo Gepardenpfote, Nebelpfote und Eispfote sind? Hast du sie vielleicht auf eine Patrouille geschickt?« Adlerflügel schaute sich verwundert in der Höhle um. »Nein, eigentlich nicht...« Beunruhigung blitzte in seinen Augen auf. »Hast du schon ihre Mentoren gefragt?« Wassersturm nickte. »Sie haben auch keine Ahnung«, antwortete sie. Adlerflügel seufzte. »Ich werde Finkenstern bescheid sagen«. Er stand auf und verschwand im Bau der Anführerin.

Etwas berührte sie sanft an der Schulter. Sie drehte sich um und erblickte Farnstreif. Seine orangenen Augen blitzten besorgt. »Hast du unsere Jungen irgendwo gesehen?«, fragte er. Wassersturm schüttelte den Kopf. Auch ihm war also ihr Fehlen aufgefallen.

Finkenstern schob sich wieder aus ihrem Bau, Adlerflügel folgte ihr. Der Schwanz der Anführerin peitschte hin und her.

»Ich werde erst den Clan fragen. Wenn keiner eine Ahnung hat, werde ich einen Suchtrupp losschicken«, erklärte sie Wassersturm und Farnstreif. Farnstreif nickte. Finkenstern sprang abermals auf den Erdhügel und rief den Clan zusammen.

»Wassersturm und Farnstreif vermissen ihre Jungen. Weiß einer, wo Gepardenpfote, Nebelpfote und Eispfote sind?« Die Katzen begannen zu tuscheln und immer mehr Köpfe wurden geschüttelt. Finkenstern bat mit einem Schwanzschnippen wieder um Ruhe.

»Wirklich keiner hat etwas bemerkt?«, fragte sie scharf. Als die Katzen wieder die Köpfe schüttelten, breitete sich ein leeres Gefühl in Wassersturm's Magen aus.

Finkenstern's Ohren zuckten, doch ansonsten ließ sie sich nichts anmerken. »Es ist bald Sonnenuntergang, Zeit, zu der Versammlung zu gehen. Wassersturm, Farnstreif, Mondflug und Blütenherz, wenn wir aufbrechen und Gepardenpfote, Nebelpfote und Eispfote immer noch fehlen, dürft ihr ebenfalls aufbrechen. Die Versammlung ist beendet«.

Farnstreif knurrte leise. »Warum so lange warten? Was ist, wenn ihnen etwas zugestoßen ist? Wir sollten gleich gehen!« Mondflug kam zu ihnen, ebenso wie Blütenherz. Wassersturm blickte die ganze Zeit angestrengt auf den Lagereingang, damit sie eine Rückkehr ihrer drei Jungen nicht verpasste.

***

Es war nun Sonnenuntergang und die drei waren immer noch nicht zurück. Wassersturm blickte der Schwanzspitze ihres Vaters nach, die im Tunnel verschwand. Das ganze erinnerte sie an ihre eigene Schülerzeit mit Mondflug, an ihr damaliges Abenteuer. Erst jetzt verstand sie so wirklich, wie schlimm es ihren Eltern Seewind und Regensturm ergangen sein musste.

Sie sprintete aus dem Lager, ehe einer der anderen drei sich regen konnte, und prüfte sofort die Luft. Der starke, frische Geruch von Finkenstern und den anderen lag in der Luft, die eben erst hier vorbeigekommen waren. Sie entfernte sich ein paar Schritte und sog die Luft ein, angestrengt auf den Geruch von einem ihrer Jungen bedacht.

Auch die anderen verteilten sich jetzt und suchten nach Gepardenpfote, Nebelpfote und Eispfote. Mondflug lief zu ihr. Sie sagte nichts, doch die Wärme, die von ihrer Schwester ausging, beruhigte sie. Damals hatten sie es auch irgendwie zurückgeschafft.

Warrior Cats - warme Hoffnung                                            BAND 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt