Shipping: Richard x Christoph
PoV Richard:
Immer schneller trieb ich die graue Stute an. Gemeinsam jagten wir zwischen den Ruinen hindurch und der trockene und staubige Wind zerrte an meinem Umgang. Ich war froh um das Tuch, welches Mund und Nase bedeckte, ansonsten wäre ich mit einem Hustanfall aus dem Sattel gestürzt. Ein wenig bemitleidete ich das Pferd, aber ihr schien es gut zu gehen. Wir jagten an den Autos vorbei, die entweder völlig ausgebrannt, verrostet oder zerlegt waren. Vorbei an den Häusern, von denen die Farbe abblätterte, die Scheiben und Türen eingeschlagen und die Möbel geraubt oder zerstört waren. Vorbei an den Gärten, in denen sich die Natur zurückholte, was ihr einst genommen und sich von dort weiter ausbreitete. Ich grinste. Ich war frei. Frei wie der staubig, trockene Wind. Frei wie die Krähe die erschrocken von der Straße davonflatterte. Mit einem Satz sprang die Graue über ein Autowrack, dass mitten auf der Straße Stand. Ich war froh um den Luxus eines so ausdauernden Pferdes in einer Zeit, in der alle Ressourcen knapp waren.
Ich zog an den Zügeln und das Tier kam schlitternd zum Stehen. Augenblicklich sprang ich ab und schnallte mein Gewehr vom Sattel. Ich schulterte es und klopfte dem Pferd auf den Hals ,,Warte auf mich Süße.", murmelte ich mehr zu mir als zu ihr. Sie würde sowieso auf mich warten, so war sie trainiert worden. Dann drehte mich um und lief die kurz die Straße entlang, bis zu einer dunklen Gasse und kletterte dort eine rostige Feuerleiter hinauf auf ein kleines Dach, welches mit Holzbrettern provisorisch mit den anderen Häusern verbunden war. Leise und mit federnden Schritten lief ich auf den Holzplanken sechs Meter über dem Boden zwischen den Häusern umher. Das Gewehr drückte unangenehm in meine Schulter und klackerte leise, wenn es gegen meinen Gürtel schlug. Ein paar Häuser weiter schwang ich mich von dem Steeg aus durch das Fenster in ein zerfallenes Mehrfamilienhaus. Die Sonne schien nur vereinzelt durch die wenigen Fenster, die nicht vernagelt oder verschüttet waren. Leise huschte ich von Schatten zu Schatten, auf die zum Glück nur Teilweise zerstörte Treppe zu. Leichtfüßig und darauf bedacht, nicht zu lange auf einer Stufe zu verweilen ging ich die Treppe nach oben aufs Dach.
Dort setze ich mich an die Dachkante und ließ die Beine herabhängen. In der Ferne konnte ich einen grauen Fleck in einem der Gärten sehen. Ich musste lächeln, die Stute war wirklich dort geblieben, wo ich sie zurückgelassen hatte. Ich griff nach dem Fernglas, dass um meinen Hals hing und suchte die Umgebung ab. Till hatte befohlen, ich solle nach Auffälligkeiten in der Nähe Ausschau halten. Nach anderen Banden oder so. Ich grinste, als ich an unseren breitschultrigen Anführer dachte. Er wollte um jeden Preis sein Revier verteidigen und halten. Und da ein paar unserer Kundschafter in letzter Zeit in diesem Bezirk ab und an Menschen gesehen hatten, die nicht zu uns gehörten hatte er mich, ihren Besten losgeschickt, um ihm ausführlich über die Situation zu berichten. Mein Blick glitt über die Häuser und Straßen und blieb an einem Arm hängen, der aus einer dunklen Gasse hervorlugte, um ihn herum war eine Blutlache. Ich verdrehte die Augen, musste ich jetzt auch noch den Totengräber spielen und diese Leiche wegschaffen? Eine Regel von Till, die er in einer Zeit in der eine Anarchie herrschte aufgestellt hatte: alle Toten werden weggeräumt und bestattet. Eigentlich hatte er Recht. Leichen wollte nun echt niemand herumliegen haben, allein schon wegen dem Geruch. Durch das Fernglas suchte die Umgebung um den Arm ab, in eine Falle wollte ich auf keinen Fall tappen. Als ich sicher war, dass mir keine Gefahr drohte, stand ich auf und ging auf demselben Weg zu meinem Reittier zurück. Ich hätte mich auch gleich zu der Gasse begeben können, doch es wäre zu mühsam den Körper bis zum Pferd zu tragen, wenn man auch dorthin reiten konnte.
Kurz vor dem Garten pfiff ich leise, um die Graue auf mich aufmerksam zu machen. Sie hob den Kopf und trottete dann langsam auf mich zu, um ihre Stirn an meinem Arm zu reiben. Ich lächelte und kraulte sie zwischen den Ohren. ,,Wir zwei haben noch was zu tun.", flüsterte ich und schwang mich dann in den Sattel. Ich schnalzte mit der Zunge und sie setzte sich in Bewegung. Sie trabte zwischen den verfallenen Häusern durch und ich lenkte sie sicher zu der Gasse. Meine Augen huschten unruhig umher und spähten in jede Gasse, jedes Haus und um jede Ecke, das Gewehr in der Hand. Ich konnte das Blut schon von weitem riechen, durch die Sommersonne - wenn es denn überhaupt Sommer war, es war so heiß das ganze Jahr, da wusste keiner mehr Bescheid - war die Leiche bestimmt auch schon ziemlich verrottet und ich musste leicht würgen, als ich daran dachte was gleich mit mir mitreiten würde. Zwar hatte ich Leichensäcke dabei, aber das machte es nur ein wenig besser. Wenige Meter vor der Gasse hielt ich an. Die Stute zuckte unruhig mit den Ohren, sie spürte und vor allem roch es. Mehr als ich. Seufzend stieg ich ab und ging langsam, das Gewehr auf Anschlag auf den Arm zu. Hatte er sich bewegt seit ich ihn vom Dach ausgesehen hatte? Nein, das lag bestimmt an der Perspektive. Ich griff an meinen Gürtel, schaltete die dort hängende Taschenlampe an und leuchtete in die Gasse. Mir stockte der Atem.
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SEHNSUCHT Oneshots
FanfictionFür dieses Buch wurde in einige Rammsteinsongs und -musikvideos zu viel reininterpretiert und in überspitzter Form als OS wiedergegeben. Die Storys sind zusammengesponnen und geben keinesfalls unsere Persönlichkeit wieder. Wir sind uns der Ernsthaft...