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Pov Katsuki

Der nächste Tag.

Nach einer langen Nacht des Redens und der Angst, zugleich aber auch des Vertrauens und der Liebe, ist heute endlich der Tag gekommen, an dem Rays Tyrannei ein Ende finden wird. Natürlich habe ich noch immer ein wenig Bedenken was die Zukunft angeht, jedoch weiß ich, mit Shoto an meiner Seite kriegt mich niemand mehr so schnell klein.

Ich bin stark. Wir sind zusammen stark. Das weiß ich endlich... Und so schnell werde ich es auch nicht mehr vergessen.

Diesen Morgen laufe ich zusammen mit meinem Freund zur Schule. Wir verhielten uns wie üblich in der Öffentlichkeit. Keine Berührungen, keine Küsse, keine Auffälligkeiten. Vermutlich werden wir so aber das letzte mal zusammen rumlaufen.

Ich bin nun bereit. Und die erste Person, die von meiner Bereitschaft zu einer öffentlichen Beziehung Wind kriegen darf, ist niemand geringeres als der Auslöser all unserer Probleme selbst.

Da ich ihm auch an diesem Morgen eigentlich hätte Kippen besorgen müssen, wartete er schon ungeduldig auf dem Pausenhof auf mich. Um nicht aufzufallen, trafen wir uns für gewöhnlich erst, wenn die meisten Schüler bereits in der Schule angekommen sind. Doch heute ließ ich ihn extra noch ein wenig zappeln.

Verdutzt wirkte er bereits, als ich gemeinsam mit Shoto zu ihm hinlief. Ob er sich schon denken kann, dass wir sein dreckiges Spiel durchschaut haben?

„Guten Morgen Ray."

Entgegnete ich ihm mit einem selbstsicheren Grinsen auf meinen Lippen. Wenn er denkt, er könne mich weiterhin erpressen, hat er sich geschnitten.

„Morgen? Was wollt ihr denn hier?"

Natürlich spielt er den Ahnungslosen. Auch er lächelte uns zurück an, jedoch ist sein Lächeln so falsch wie die Nacht. Zudem wirkt er plötzlich sehr verunsichert.

„...Blöd, wenn einem der Plan misslingt oder?"

Ich verschränkte meine Arme vor meinem Oberkörper und musterte ihn erwartungsvoll, während auch er nun tatsächlich seine Maske fallen lässt.

„Nur weil ihr herausgefunden habt, dass ich hinter dem Account stecke, heißt das nicht, dass ihr was gegen mich in der Hand haltet. Ich kenne immer noch euer Geheimnis, Schwuchtel."

Ein finsterer Blick streifte uns. Einschüchtern lassen wir uns jedoch nicht. Kein Stück. Ich ließ meine Arme wieder frei an meinem Körper herunter hängen, während nun auch Shoto sich zu Wort meldete.

„Vielleicht haben wir nichts gegen dich in der Hand, ja. Aber das brauchen wir auch nicht. Denn..."

Mein Freund näherte sich mir und nahm meine Hand in die seine. Die Überraschung in Rays Blick war unbezahlbar.

„Wir werden uns nicht mehr verstecken!"

Durch seinen lauten Tonfall, zogen wir einige Blicke der anderen Schüler auf uns. Sollen sie es doch sehen und hören!

„Genau. Du hast lange genug deinen Spaß gehabt!"

Die erregte Aufmerksamkeit um uns herum missfiel ihm natürlich. Der arme Junge wird von uns ins schlechte Licht gerückt, pah.

„Was... Ich weiß nicht, wovon ihr redet."

Mit dieser Reaktion habe ich gerechnet. Doch Shoto hat mich schon darauf vorbereitet, dass er alles abstreiten wird, weshalb ich einen Wutanfall unterdrücken konnte.

Aber auch so... Ich fühlte mich einfach nur befreit. Der Ärger und die Wut, der Wunsch nach Rache... all das spielte für mich gerade keine Rolle. Nur meine Gefühle für Shoto zählen...

„Mir egal, was du behauptest. Aber lass mich dir eins sagen: Ab heute wirst du nie wieder ein Druckmittel gegen uns finden."

...denn wir vertrauen einander und reden über unsere Sorgen. Nur mein Freund wusste, welche Gedanken ich tief in mir trage. Welche Sorgen und Unsicherheiten.

Diese weiche Seite an mir, die nur er kennt. Die Art, meine Gefühle zeigen. Meine Art der Zuneigung, mich auszudrücken und zu sprechen. Die weiche Seite an mir, die Shoto liebt und alles für ihn tun würde.

Genau diese Seite möchte ich nicht länger verstecken. Auch wenn ich es ursprünglich nie wollte, bin ich jetzt bereit. Bereit dafür, allen zu zeigen, wer wir sind...

Mit einem Lächeln auf den Lippen drehte ich mich zu meinem Partner um. Auch er begegnete mir mit einem ermutigenden, sanften Blick.

Wir kamen uns immer näher, bis wenige Momente später unsere Lippen aufeinander trafen. Wir küssten uns, mitten auf dem Schulhof. Obwohl wir beide unsere Augen geschlossen haben, spürte ich die vielen fragenden und erstaunten Blicke auf uns brennen.

Dieser Kuss war dennoch unbeschreiblich schön. Ich genoss den Moment unheimlich. Es war, als fiele mir ein riesiger Stein vom Herzen. Meine Aufmerksamkeit lag nur noch auf meinem Freund. Als wir uns lösten, schlang ich sofort meine Arme um ihn und ließ ihn nicht mehr los.

Dieses untypische Verhalten für mich, konnte ich in diesem Moment nicht unterdrücken. Ich war einfach nur extrem dankbar dafür, so einen tollen Freund zu haben, der immer zu mir hält und alles mit mir gemeinsam durchsteht.

Überwältigt von meinen eigenen Gefühlen, der Erleichterung, Freude und meinem Glück, sah ich noch einmal tief in die wunderschönen Augen meines Gegenübers. Ich hauchte ihm leise zu...

„Ich liebe dich."

Hello Beautiful | TodobakuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt