Endlich!

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Ich habe es geschafft! Meinen Abschluss in der Tasche und auch einen Ausbildungsplatz sicher. Die Sommerferien können offiziell losgehen!

Alles was jetzt noch ansteht, ist die Zeugnisausgabe und wine Abschlussfeier, und dann heißt es „Schule Ade".

Es gibt einige Sachen, die ich vermissen werde: einige Lehrer, meine Mitschüler und auch ein bisschen, wie sorglos es ist, bei meinen Eltern zu wohnen.

Aber ich freue mich auch total auf den nächsten Abschnitt! Mit zwei Freundinnen nehme ich nach der letzten Prüfung direkt den Bus ins Einkaufszentrum. Am letzten Schultag gibt es immer Gutscheine für lokale Geschäfte und das nutzen wir aus. Der erste Stopp ist eine Imbissbude, bei der wir heute alles um 50% vergünstigt bekommen. Ich gönne mir einen schönen großen Döner mit extra Käse und extra Fleisch. Dazu Pommes und Cola. Ich finde, das habe ich mir verdient, nachdem ich als beste von uns freuen aus der Prüfung gegangen bin. Die anderen beiden sind was Essen angeht eher zurückhaltend. Emily bestellt sich lediglich eine Portion Pommes und trinkt dazu das Wasser, was sie sich mitgebracht hat. Sarah bestellt sich Salat und Saft - sie hält seit neustem eine gesunde Diät ein und achtet total aufs Aussehen.

Wir setzen uns an den Tisch und beginnen mit essen. Ich esse recht schnell und bin genauso schnell fertig wie die anderen beiden. Sarah mustert mich, wie ich mir meine Pommes mit Mayonnaise bedecke und mehrere auf einmal in den Mund stecke. Wahrscheinlich denkt sie sowas wie „Kein Wunder dass die so dick ist..."

Ich habe mitbekommen, dass sie hinter meinem Rücken behaupten würde, ich sollte auch auf Diät gehen. Ich finde es schade, dass sie mir nicht einfach ins Gesicht sagt, was sie denkt.

Wir sind fertig und wollen weiterziehen, da wir noch einige Gutscheine einzulösen haben. Beim durchblättern des Gutscheinheftes fällt mir auf, dass es eine Kugel Eis umsonst gibt.
„Der Laden ist gleich nebenan!", sage ich und wir machen uns auf den Weg. Die Verkäuferin erkennt mich und weiß schon, dass ich eine Kugel Vanilleeis haben möchte. Auch Emily und Sarah bestellen sich die kostenlose Kugel. - Typisch; die beiden Posten ihr Eis erstmal auf Instagram, anstatt es einfach zu genießen. Ich hingegen verdrücke meine Kugel Eis im Handumdrehen - typisch für mich. Ich bin überrascht, dass Sarah tatsächlich ein Eis bestellt hat, obwohl sie sonst so auf Ihre Diät achtet.

Als nächstes begeben wir uns in Richtung der restlichen Geschäfte. Da ich pünktlich zu Hause sein möchte, schlage ich vor, nur noch die kostenlosen Sachen auszunutzen, und dann heim zu gehen. Einen Planer, ein paar Süßigkeiten und Würstchen auf die Hand - alles umsonst und innerhalb von 20 Minuten haben wir alles eingesammelt.
Sarah scheint weniger erfreut über unsere Ausbeute: „Möchte einer von euch das Essen haben? Ich kann damit gerade gar nichts anfangen."
„Ja gerne!" entgegne ich und freue mich über das Angebot.
„Das ist ja mal wieder typisch für dich.", kommentiert Sarah.
„Ey Sarah, was hast du denn erwartet? Schließlich hast du gefragt und du weißt genau, dass ich gerne esse!"
Das war unangenehm, aber Emily scheint auf meiner Seite zu sein: „Das ist unfair, nicht jeder achtet so sehr auf sein Aussehen und Anna war schon immer dicker... warum soll sie jetzt wegen deiner Diät plötzlich auch auf ihre Figur achten?"

Sarah entschuldigt sich. Anscheinend macht die Diät etwas reizbar, aber es ist ja nur halb so wild. Wir verabschieden uns im Guten und geben uns nochmal eine dicke Umarmung.

Emily und ich fahren im gleichen Bus nach Hause und unterhalten uns noch ein wenig. Nebenbei esse ich die beiden Würstchen und es ist kurz still.
„Anna, mach dir keinen Kopf wegen Sarah! Manche Menschen sind eben einfach etwas dicker als andere, aber das ist nicht schlimm, jeder ist auf seine Weise schön. Hier, willst du mein Würstchen auch haben? Ich hab eh keinen Hunger mehr und ich weiß, dass es dir schmeckt!"
Emily ist echt eine gute Freundin. Sie weiß immer, wie man mich aufheitern kann und ist immer auf meiner Seite.
„Danke dir! Du hast recht, ich könnte nie so aufs Essen verzichten wie Sarah, aber sie hat es bestimmt nicht böse gemeint..."
Gleich muss ich aussteigen, also verabschieden wir uns. Wir haben uns vorgenommen, uns schon vor der Abschlussfeier wieder zu treffen und ich freue mich schon drauf.

Der Weg nach Hause ist nicht weit, also esse ich schnell das Würstchen auf und hole den Schlüssel aus der Jackentasche . Ich öffne die Haustür und-
„HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!"

Meine Eltern stehen im Eingang und gratulieren mir zu meinem Abschluss. Ich bekomme ein Glas Sekt in die Hand gedrückt und wir stoßen zusammen an: „Auf die Schule!"
Wow, sonst sind meine Eltern total gegen Alkohol, aber der Anlass ist ein besonderer, also darf ich sogar mittrinken. Mama hat Tränen in den Augen und Papa sagt ein paar Worte über den Ernst des Lebens und dass es jetzt erst richtig losgeht... Für die beiden scheint das ganze mindestens genauso aufregend zu sein wie für mich, wenn nicht sogar noch mehr. Wir setzen uns zusammen an den Küchentisch und Mama schenkt uns noch eine Runde Sekt ein. Ich merke schon, wie der Alkohol mir in den Kopf steigt. Von Sekt bin ich besonders schnell angetrunken.
„Anna, erinnerst du dich noch an deinen ersten Schultag? Du warst noch so klein und sahst so richtig drollig mit deiner riesigen Zuckertüte aus. Wir haben uns gedacht, zum Abschluss deiner Schullaufbahn bekommst nochmal eine." Papa lacht und erzählt, wie es damals war an meinem ersten Schultag. Er drückt mir eine riesige Zuckertüte in die Hand. „Das ist wirklich süß, Danke!"

Ich erzähle meinen Eltern noch von der letzten Prüfung und gehe dann auf mein Zimmer, um das riesige Geschenk zu öffnen: Schokolade, Pralinen, Schokoriegel, Gummibärchen, Chips, Nüsse im Teigmantel und verschiedenes Gebäck - da ist alles drin, was ich mag! Dazu noch die Süßigkeiten von Emily und Sarah, ich kann mich einfach nicht zurückhalten und öffne als erstes eine Tüte Schokobons. Die Dinger sind am besten! Ich lege mich auf mein Bett und beginne auf meinem Laptop einen Anime zu schauen. Währenddessen esse ich einen Schokobon nach dem anderen. Ohne es zu bemerken, leere ich die gesamte Tüte. Mein Bauch ist ganz schön voll. ,Das war genug Schokolade fürs erste', denke ich. Dann fällt mir ein, was Emily gesagt hat... Manche Leute sind eben einfach dicker und essen gerne - sie hat recht, das tue ich. Dann denke ich an Sarah. -Der zeig ich's!

Plötzlich bin ich entschlossen, aus Protest noch mehr zu essen.  Die kann schön ihre Diät machen, aber ich bin eben einfach anders! Ich öffne eine Tüte Chips und esse so schnell ich kann alles auf, während ich mir vorstelle, dass Sarah nur gesundes isst und Sport treibt. Ich werde es nie verstehen!
So war ich schon immer - wenn ich wütend bin, dann esse ich umso mehr. Das beruhigt mich einfach. Aber ich bin langsam so voll, dass ich beschließe, es bei der Packung Chips zu belassen. Letzen Endes schlafe ich ein, ohne es zu bemerken.

„Anna, Abendessen!"

Die Stimme meines Vaters weckt mich auf. Ist es schon so spät? Ich habe den ganzen Nachmittag verschlafen. Egal, jetzt erstmal schnell in die Küche. Meine Eltern haben zur Feier des Tages für jeden eine Pizza bestellt. Mittlerweile hat Mama auch meine kleine Schwester, Lisa, aus dem Schulhort abgeholt. Sie ist neidisch, dass ich schon eher Ferien habe als sie, aber trotzdem gratuliert sie mir.

„Irgendwie habe ich heute Abend gar nicht so viel Hunger.", sage ich zu meinen Eltern. „Aber die Pizza sieht echt gut aus!"

Ich nehme ein Stück von der Vier-Käse-Pizza. Das ist meine Lieblingssorte. Lecker!
Ich nehme noch zwei Stückchen und Klappe sie zusammen, um sie zusammen zu Essen. Das habe ich mir von meinem Vater angeschaut. Genial, oder? Die nächsten beiden Stücke esse ich genauso und stelle fest, das jetzt doch nur noch ein einziges Stück übrig ist. Dafür dass ich keinen Hunger hatte, habe ich doch recht viel gegessen. Jetzt kann ich auch das letzte Stück noch essen.

Nach dem Essen gehe ich ins Badezimmer und betrachte mich im Spiegel. Man kann mein Food-Baby schon ziemlich gut sehen. Ich schmunzle in mich rein und denke nochmal an Sarah. Die würde sich sowas nie erlauben, aber ich kann essen was ich will und das habe ich heute in vollen Zügen genossen.

Mein Abendprogramm findet wieder im Bett statt. Serie an und mit Freunden chatten. Da ich heute nichts weiter geplant habe, bin ich schon im Pyjama und schlafe noch ein, während die Serie läuft.

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