•6•

392 33 41
                                    

Wie strahlend die Welt doch sein kann.
Alles wurde wieder so farbenfroh, beinahe so, dass man hierbei nicht mehr an die Realität glaubte. Sein grünes Tshirt war so dunkel wie Moos bei Nacht und trotzdem so hell und klar, dass es meine Augen fast blendete.

"Hey!", holte mich seine Stimme aus meinen Gedanken.

"Hi. Komm doch rein"

Er machte einen Schritt in meinen engen Flur und zog sich seine neuen Turnschuhe aus. Ich führte ihn die Treppe hoch ins Wohnzimmer, wobei ich jeden Moment angestrengt nachdachte, ob ich noch irgendwas vergessen hatte. Meine Angst, etwas falsch zu machen oder kurz zu vergessen wie man läuft, wurde größer und größer.

"Wieso wolltest du mir eigentlich beim Putzen helfen? Wir hätten uns doch auch einen anderen Tag treffen können?", fragte ich, während ich ihm einen Staubwedel in die Hand drückte.

"So ist es mal nichts gewöhnliches, und außerdem mag ich Putzen. Ich bin sozusagen die männliche Monica von Friends falls du die Serie kennst"

Er betrachtete kurz den Raum und begann dann mein Regal vom Staub zu befreien.

"Es war die Lieblingsserie meiner Mutter und deswegen hab ich sie als Kind mit ihr geguckt. Und im Gegensatz zu dir hasse ich Putzen. Ich muss mich echt zwingen wenigstens einmal im Monat überhaupt Staub zu saugen"

Er lachte kurz auf, was ich nebenbei auf ewig in meinem Kopf abspeichern werde, und ging zum Couchtisch um da weiterzumachen. Nebenbei legte ich ein paar meiner Klamotten zusammen und erfuhr mehr und mehr über ihn.

"Hast du einen Lieblingssong?", fragte Clay mich, während wir in mein Schlafzimmer liefen um da weiterzumachen.

"Nicht wirklich. Aber ich liebe Weihnachtsmusik! Am besten zu jeder Jahreszeit!"

Clay tippte kurz auf seinem Smartphone und als dann die ersten Töne von Mariah Careys "All I Want for Christmas is You" hörte, musste ich schmunzeln.

"Ist es nicht erstaunlich wie viel wir schon über den anderen wissen ohne den Namen zu kennen?"

Ich nahm mir das Fensterputzmittel und ein Tuch und ging in Richtung meines Fensters.

"Clay"

Ich musste lächeln.

"George"

Als ich begann mein Fenster zu putzen, sah ich auf die Bank vor meinem Haus. Wie oft und lange ich schon diese Aussicht betrachtet hatte. Und noch nie wurden mir diese Farben und die Schönheit bewusst. Seit langer Zeit war ich nicht mehr so glücklich gewesen. Und während ich Clay durch mein großes Fenster gespiegelt sah, summend und zu Mariah Carey tanzend, wurde mir bewusst, dass sich das Warten gelohnt hatte.

~ The end ~

Hoffe es hat euch gefallen! Das erste Kapitel meiner nächsten Story ist schon veröffentlicht :D

{Through windows}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt