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Meine Augen weiteten sich und ich war froh, dass er noch immer den Boden betrachtete und nicht mich. Wahrscheinlich war ich gerade so rot wie die eine Seite des Apfels von Schneewittchen. Automatisch hielt ich das Paket fester um etwas Kontrolle über meinen Körper zu haben. Träumte ich gerade?
Hatte er mich gerade wirklich nach einem Date gefragt?

Sein Blick huschte wieder nach oben, wahrscheinlich, weil ich so lange nichts gesagt habe.

"Hätte ich erst fragen sollen, ob du auf Jungs stehst? Tust du das überhaupt? Oh Gott, ich bin so ein Vollidiot"

Er stützte seinen Kopf kurz auf den Händen ab und fuhr sich danach schnell durch die Haare.
In diesem Moment realisierte ich, dass er auch nur ein Mensch war. Genauso wie ich wurde er nervös, muss Entscheidungen treffen und sich manchmal einfach überwinden. So tat ich das auch, keine Ahnung wo dieses Selbstbewusstsein plötzlich herkam, und legte meine Hand auf seine Schulter. Er war größer als ich und ich versuchte ganz lässig dabei auszusehen, weil wir immer noch ungefähr einen Meter voneinander entfernt waren und ich meinen Arm komplett durchstrecken musste.

Sofort verschwand dieses Selbstbewusstsein so schnell wie es gekommen war. Trotzdem versuchte ich die Worte so auszusprechen wie ich sie im Kopf hatte.

"Ich bin schwul ja, und würde gerne mit dir ausgehen"

Ein nervöses Lächeln legte sich auf meine Lippen und seine Mimik erhellte sich sofort.

"Hast du Morgen Zeit?"

Was sollte ich denn schon vorhaben? Außer an diesen fremden Jungen vor mir zu denken, tat ich nicht wirklich viel. Doch dann viel mir das Paket wieder ein, welches ich in den Händen hielt.

"Eigentlich wollte ich morgen meine Wohnung putzen, hat was mit meiner Arbeit zu tun"

Total genervt von meinem Berufsleben hätte ich gerade beinahe aufgeschrien. Es steht gerade mein Seelenverwandter vor mir unf fragte mich nach einem Date und ich musste mein Haus putzen? Nicht mal einmal im Leben konnte ich Glück haben.

"Gut dann komme ich morgen zu dir und wir putzen zusammen. Bin dann so um 11 Uhr hier. Bis morgen!"

Und schon drehte er sich um, entfernte sich und verschwand hinter den Blütensträuchern. Sofort fing ich an zu lächeln. Das Glück war wohl doch auf meiner Seite. Ich schloss die Holztür und rutschte mit dem Rücken an dieser herunter. Ich hatte morgen wirklich ein Date mit meinem Traumprinzen. Erst dann realisierte ich, was das heißt. Er wird in mein Haus kommen. Voller Adrenalin sprang ich auf. Er würde mein Haus in diesem Chaos sehen. Noch total durch den Wind hatte ich keine Zeit zu realisieren, was gerade passiert ist und stand sofort auf. Erstmal ging ich in mein Schlafzimmer und räumte meine Schmutzwäsche weg. Ich bezog mein Bett neu, man weiß ja nie, und spühlte mein schmutziges Geschirr ab. Sozusagen räumte ich gerade für das Putzen auf. Aber das war es mir wert. Sogar viel mehr.

Schließlich schmiss ich mich dann auf mein Bett und starrte an die Decke. Er wird tatsächlich morgen zu mir kommen. Ich hatte tatsächlich seine Stimme gehört. Er hatte mich tatsächlich nach einem Date gefragt. Ich wusste nicht mal seinen Namen und würde jetzt schon tatsächlich alles für ihn tun.

{Through windows}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt