Tess tritt zu mir. „Hast dich gut gehalten", stellt er anerkennend fest.
„Ich hab doch kaum was gemacht?"
„Du hast 'ne Menge Leute bewußtlos geschlagen und verhindert, dass so manche von uns hinterrücks abgeschlachtet werden", widerspricht der Athener. „Das ist wichtiger als viel Blut vergossen zu haben. Davon halte ich ohnehin wenig. Die Männer können wir besser brauchen denn als Dünger für Feldfrüchte."
Da hat er zweifellos recht. Kriege und Schlachten sind für mich auch die überflüssigsten Arten, sein Leben zu beenden.
Ich sehe mich um. „Wie geht es jetzt weiter?"
Tess nimmt einen tiefen Schluck aus dem Skyphos, den ihm ein Diener reicht. „Erstmal holen wir die restlichen Wagen her und fesseln die Gefangenen. Ich denke, Vater wird Pallas sogleich zur Rede stellen, er ist etwas verärgert über diesen Hinterhalt."
„Ja, so hat Aigeus auf mich auch gewirkt", bemerkt Ikaros trocken. „Leicht angesäuert. Oder vielmehr stinksauer."
Tess sieht seinem Vater nach, der gerade mit drei Männern zurückreitet, um die Zurückgebliebenen zu holen. „Er hat Medea versprochen, dass sie und ihre Kinder von nun an in Sicherheit sind. Er hat nicht damit gerechnet, dass Pallas ihn in eine Schlacht verwickelt, wenn die Frauen und die Kleinen bei uns sind."
„Und auch nicht damit, dass die Frauen kurzerhand mitkämpfen."
Tess lacht. „Nein. Pallas' Männer wussten gar nicht, wie sie auf Aria reagieren sollen. Deine Schwester ist einfach großartig!" Einen Moment lang zeigt sein Gesicht Bedauern. Aber jetzt sind die Würfel gefallen, umentscheiden kann er sich nicht mehr. Da würden Aria und Aigle nicht mitspielen.
„Haben wir denn alle?" frage ich. Ikar lächelt. „Das werden wir gleich wissen. Ich mache mal einen Rundflug."
„Gute Idee", lobt ihn Tess. Ikar zuckt die Schultern. „Ich komme immer mehr zu der Ansicht, dass Flügel wirklich ganz praktisch sind."
Wir sehen ihm nach, als er Anlauf nimmt und sich in die Lüfte erhebt. „Gut, dass er es so leicht nimmt."
„Wer würde denn nicht gerne fliegen wollen?" Tess versteht nicht, worauf ich hinauswill.
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Unstern unter dem Mond 🏃♀️
FantasyNur unter dem Mond fühlt sie sicher. Als sie verflucht wurde, ist sie vor den Menschen und den Göttern in eine Höhle geflohen. Dort fristet sie nun mühsam ihr Leben und wagt sich nur nachts heraus. Und sie zeigt niemandem ihr Gesicht, nicht einmal i...