R.A.B.

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Am 5. Tag von Sirius' Verschwinden, einem grauen, regnerischen Freitag, kam James am Nachmittag voller Tatendrang in den Gryffindor Gemeinschaftsraum gestürzt. Remus war gerade dabei, eine Karte für Meghan zu basteln, da sie am nächsten Tag Geburtstag hatte und er vor lauter Aufregung ganz vergessen hatte, sich um ein Geschenk zu kümmern. Peter saß unweit von ihm über seine Aufgaben für Verwandlung gebeugt und dabei an einer Möhre nagend. Remus konnte in seinen drei Freunden seit ihrer Verwandlung zum Animagus immer öfter tierische Verhaltensweisen erkennen, ganz zu seinem Vergnügen. Einmal hatte er James erzählt, dass dieser manchmal ziemlich schnaubte beim Lachen, was dieser sehr mit Humor genommen hatte.

"Das tue ich doch schon immer", hatte er gesagt und losgeschnaubt.

An diesem Freitag Nachmittag aber war James keineswegs am Schnauben. Seine Augen blitzten und er war ganz hektisch. Auf seinem Weg vom Portraiteingang zu Remus und Peter stolperte er zweimal fast über die schweren, alten Teppiche.

Außer Atem blieb er schließlich vor seinen Freunden stehen.

"Wir haben so schlecht nachgedacht", keuchte er. "Warum sind wir da nicht drauf gekommen!?"

"Was meinst du? Komm erstmal an." Remus griff den Arm seines Freundes und zog ihn auf einen Sessel.

James fasste sich und blickte Remus und Peter konzentriert in die Augen.

"Wir müssen unbedingt zu-", begann er, doch wurde von zwei Viertklässlerinen unterbrochen, die sich von links und rechts auf die Armlehnen seines Sessels setzten. Seit die Mädchen nicht mehr Sirius hinterher schmachten konnten, versuchten viele von ihnen es bei James, der zwar kein ernsthaftes Interesse hatte, aber die Aufmerksamkeit augenscheinlich sehr genoss.

Remus sah wie Peter leicht beschämt wegschaute. Er hatte sich schon oft gefragt, wie es dem kleinsten und unauffälligstem der vier Jungen damit ging, dass er deutlich weniger von den Mädchen umworben wurde. Auch wenn Remus selbst nicht Ziel vieler Flirts war, wurde er doch mehr beachtet als sein etwas tollpatschiger Freund. Gleichwohl er kaum Interesse daran hatte. Gerne hätte er mit Peter getauscht, ihm genügte die Aufmerksamkeit seiner drei besten Freunde meistens eh.

Meghan und er hatten sich die letzten Tage wenig gesehen. Sie hatte ihm ein wenig den Rücken zugekehrt, weshalb genau, wusste er nicht, aber er war auch nicht sonderlich erpicht darauf, es zu erfahren. Er genoss die Freiheit und Ruhe, die er dazu nutzen konnte, dem Verschwinden seines Freundes nachzugehen. Manchmal, wenn Remus zu James und Peter sagte, er ginge spazieren, um darüber nachzudenken, wo Sirius sein könnte, verfiel er stattdessen seinen Gefühlen, die ihn überkamen, wie der winterlich aufgewühlte See das Ufer anfiel. Remus war in den letzten Tagen bewusst geworden, welche Rolle Sirius in seinem Leben spielte und wie wichtig es für ihn war, ihn um sich zu haben und zumindest ein bisschen in Sicherheit zu wissen.

Diese Gewissheit über Sirius' Sicherheit würde er im Moment am ehesten von James bekommen können, der von den Mädchen belagert wurde. Ganz zu Remus' Überraschung wies James die Mädchen heute ausnahmsweise von sich und bat sie, höflich wie er war, zu einem späteren Zeitpunkt zurückzukehren.

"Also, was ist nun deine Idee?", fragt Remus schließlich, als sich die Mädchen wieder entfernt hatten.

"Wir müssen mit Regulus sprechen!", sprach James bestimmt.

"Regulus? Regulus?", entgegnete Remus.

"Ja, Regulus Black. Sirius' Bruder. Slytherin, schwarze Locken, etwas jünger als wir, hat immer diesen düsteren Gesichtsausdruck...."

"Ich weiß, wer Regulus Black ist", sagte Remus bevor James mit seiner Aufzählung fortfahren konnte. "Aber du glaubst wirklich, der könnte etwas über Sirius' Verschwinden wissen? Die beiden haben seit letztem Sommer, als Sirius seiner Familie den Rücken gekehrt hat, kein Wort mehr miteinander gesprochen. Und ausgerechnet er soll etwas wissen?"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 12, 2022 ⏰

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