Frühstück ohne Sirius

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Peter, Remus und James saßen noch lange im Gemeinschaftsraum und warteten auf Sirius' Rückkehr, beschlossen aber, als er gegen Mitternacht immer noch nicht zurück war, schon einmal ins Bett zu gehen. Remus wälzte sich noch ewig hin und her und tat sich schwer, Schlaf zu finden. Als er endlich einschlief, glaubte er, draußen schon die ersten Vögel zwitschern zu hören.

Geweckt wurde er durch das aufgeregte Stimmengewirr von James, Peter und den anderen drei Jungen im Schlafsaal, John, Wilson und Robert. Er öffnete die Augen und erkannte nach einigem Blinzeln, wie die anderen umher wuselten.

"Ist er noch nicht wieder da?", fragte Remus verschlafen. James eilte zu seinem Bett. "Remus, Gott sei Dank, endlich bist du wach. Ich wollte dich eigentlich schon längst wecken, aber die anderen haben mich zurück gehalten." Er schaute umher. "Sirius ist immer noch weg. Peter und Wilson haben schon den ganzen Gemeinschaftsraum abgesucht. Nichts. Hast du irgendeine Idee, wo er hin sein könnte? Warum macht er sowas nur ohne uns?!"

Remus versuchte zu realisieren, was gerade vor sich ging. Dass Sirius mal die Zeit vergaß oder sich in eine heikle Angelegenheit verwickelte, war nichts neues, aber einfach so über Nacht weg gewesen war er noch nie. Nicht so spontan und nicht alleine.

"Meinst du, es ist ihm was passiert?", fragte Remus James mit heiserer Stimme.

James lachte. "Ich kann's mir eigentlich nicht vorstellen. Vielleicht springt er gleich irgendwo hevor und hat eine Überraschung für uns. Oder er ist ohne uns los, aber das fänd ich schade. Wer weiß, was der gerade für einen Spaß hat."

"Naja, wenn er irgendwo draußen ist, hat er glaube ich eher weniger Spaß", entgegnete Remus und deutete zum Fenster, gegen das große Regentropfen prasselten.

"Vielleicht wandert er ja auch einfach im Schloss umher", schaltete Peter sich ein.

"Oder er hat die Nacht in einem anderen Gemeinschaftsraum verbracht", fügte James zwinkernd hinzu.

"Was soll das denn jetzt heißen? Sirius schnappt sich doch nicht das erstbeste Mädchen und lädt sich in ihr Bett ein." Remus spürte seine Wangen rot anlaufen vor Empörung, wie James über Sirius dachte.

"Er könnte schon viele haben. So wie die ihn alle anhimmeln. Ist bestimmt ein gutes Gefühl." James grinste und Peter nickte zustimmend. Remus zog sich seine Decke bis zum Kinn und drehte sich weg. Er hatte ein komisches Gefühl bei der Sache und glaubte nicht wie die anderen beiden, dass Sirius' Abwesenheit nur an irgendeinem Mädchen lag. Oder wollte er es nur nicht glauben?

Auch beim Frühstück in der großen Halle war keine Spur von Sirius zu entdecken. Dafür kam Meghan Remus sofort entgegen geeilt, als sie ihn in der Tür stehen sah und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Sie grinste ihn an und er lächelte zurück. Er hatte sich den ganzen Morgen so um Sirius gesorgt, dass er die Geschehnisse mit Meghan vom vorherigen Abend ganz vergessen hatte. Jetzt, wo er sie sah, fühlte es sich leichter an, die sorgenden Gedanken für einen Moment beiseite zu lassen.

"Komm, ich will dich meinen Freunden vorstellen", sagte Meghan, nahm seine Hand und zog ihn zum Hufflepuff Tisch. Remus merkte, wie James ihm hinterher grinste, als er sich von seinen Freunden weg bewegte.

"Das sind Marlene, Lissy, Gary und Brian." Remus lächelte Meghans Freunde an. "Und das ist Remus." Meghans Freunde winkten Remus zu.

"Jetzt sind wir die einzigen Singles hier, Marlene", sagte Gary. "Lust auf ein Date?" Die Runde lachte.

"Setz dich doch zu uns, Remus", schlug Lissy vor und sie und rutschte zur Seite, sodass neben ihr für sowohl Meghan, als auch Remus Platz war. Remus nahm das Angebot an und fand sich schnell lachend und scherzend im Gespräch mit Meghan und ihren Freunden. Die Vorstellung der Namen wäre natürlich nicht nötig gewesen, da sie sich alle gegenseitig aus dem Unterricht kannten, aber Remus schätze die Geste sehr. In der Gruppe fühlte er sich wohl und verschwendete keinen Gedanken mehr an die Sorgen vom Morgen - bis er Snape mit dunklen Augenringen und noch blasserer Haut als sonst die Halle betreten sah und dieser sich zielstrebig zum Slytherin Tisch begab. James' und Remus' Augen fanden sich über die Tische hinweg. James nickte Remus zu und er wusste sofort, dass es nicht nur ihm komisch erschien.

Lissy erzählte gerade eine Anekdote von ihrer Freundin Danielle vom gestrigen Hogsmeade Ausflug. Remus wartete die Pointe ab und stand, als das Lachen verklungen war, sich entschuldigend auf, gab Meghan noch einen Kuss auf die Stirn, ging dann hinüber zum Gryffindor Tisch und ließ sich neben Peter und gegenüber von James nieder.

"Denkt ihr, was ich denke?", fragte Remus und nickte rüber zu Snape, der bewegungslos am Slytherin Tisch saß und mit leerem Blick in die Luft starrte.

James nickte. "Ich glaube, da stimmt was nicht ganz."

"Dass du glaubst, dass Snape was im Schilde führt ist echt nichts neues", scherzte Remus und fügte dann ernster hinzu, "aber ich habe dieses Mal auch das Gefühl, dass er etwas mit Sirius' Verschwinden zu tun haben könnte." Peter nickte und machte sich weiter über seine Baked Beans auf Toast her.

"Ich habe um 12 Uhr Quidditch Training, das kann ich leider echt nicht sausen lassen. Habe schon das letzte verpasst, weil ich nachsitzen musste", gähnte James. "Könnt ihr da heute vielleicht ohne mich was in die Hand nehmen?"

Remus machte den Mund auf, um vorzuschlagen, dass er Snape heute überwachen würde, da breitete sich ein stechender Schmerz in seinem Kopf aus und er zuckte zusammen. "Oh Mist", sagte er. "Ist heute schon der 2.?"

"Ja, wieso?", antwortete Peter.

"Heute ist Vollmond", raunte James ihm leise zu. "Remus, du solltest dich demnächst lieber schon auf den Weg in die Heulende Hütte machen. Wir kommen heute Abend selbstverständlich dazu."

Remus nickte und wandte sich an Peter. "Dann liegt es an dir. Du bist eh am unauffälligsten von uns. Kannst du Snape heute im Auge behalten? Wenn es sein muss auch heute Abend. Dann kommt James eben alleine." Peter nickte. "Und vielleicht ist ja auch Sirius bis dahin wieder hier", fügte Remus noch für die anderen kaum hörbar hinzu.

"Sag mal, weiß Meghan eigentlich Bescheid über dich?", fragte James nach  einem kurzen Schweigen.

"Quatsch", sagte Remus. "Ich kenne sie doch noch gar nicht wieder so gut. Du weißt doch noch, wie lange ich gebraucht habe, um es euch zu erzählen."

James zuckte mit den Schultern. "Könnte ja sein, dass du ihr direkt so sehr vertraust."

"Selbst wenn es so sein sollte", sagte Remus, "dann ist selbst das Wissen darüber eine Last, die ich ihr lieber ersparen möchte."

"Das kann ich verstehen", kam es von Peter. "Stellt euch vor, ich hätte eine Freundin und müsste ihr erzählen, ich bin zur Hälfte eine Ratte. Was würde die denn dann denken?!" Die drei lachten, aber der Gedanke blieb in Remus weiterhin hängen. Konnte er es als Werwolf wirklich verantworten eine Beziehung zu führen? Meghan war so unglaublich lieb, konnte er sie wirklich in sowas mit reinziehen?

Vermutlich wäre es das beste, es ihr einfach nicht zu erzählen, um sie vor seiner grausamen Seite komplett zu bewahren, dachte er und setzte nachdenklich sein Frühstück fort.

Schwarzer Lupinensalat (Wolfstar)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt