Wirbel der Emotionen

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Wenn Remus Zeit mit Meghan verbrachte, dann schien er für einen Moment alles zu vergessen. Er konnte es einfach genießen, mit seiner Freundin zusammen zu sein, über ihre Witze zu lachen und ihr Lächeln aufzusaugen. Seine Sorgen verflogen im Wind, wie die letzten Blätter, die vor den Toren Hogwarts' von den Bäumen geweht wurden.

Er konnte für die Zeit sogar manchmal vergessen, dass er ein Werwolf, ein Monster, war. Meghans süße Stimme ließ alle negativen Gedanken dahin schmelzen. Sie war so verliebt in ihn, dass er sich bei ihr nur gut fühlen konnte. Ihre Gefühle für ihn beflügelten ihn und alles um ihn herum bekam einen goldgelben Schimmer. Wenn er bei ihr war, dann hoffte er, die Zeit möge einfach stehen bleiben und er könnte für immer in ihren Armen liegen, ihren Erzählungen lauschen und sich von ihrer Sorglosigkeit anstecken lassen. Er würde sich am liebsten in die Beziehung und dieses Gefühl, das er bei Meghan hatte, fallen lassen und dort ewig liegen bleiben.

Aber wenn Remus nicht bei Meghan war, dann nagte so viel an ihm, dass ihn selbst die schönen Momente mit Meghan nicht wieder aufbauen konnten.

In den Zeitungen wurde immer öfter davon berichtet, dass Er, dessen Name nicht genannt werden darf, stetig neue Anhängerinnen und Anhänger fände, ständig war von Anschlägen auf muggelstämmige Hexen und Zauberer oder deren Familien die Rede. Und auch innerhalb der Schlossmauern glaubte Remus die Spannungen zu spüren, die zwischen verschiedenen Schülerinnen und Schülern immer stärker wurden. Familienmitglieder waren schon getötet oder gefoltert worden, den Familienmitgliedern einer anderen Schülerin oder eines anderen Schülers wurde die Schuld gegeben. Auch unter den Lehrerinnen und Lehrern war die Anspannung wahrzunehmen, die sich auch durch die Menge der zu bewältigenden Aufgaben auf die Schülerinnen und Schüler übertrug.

James versuchte jede freie Minute zu nutzen, um Snape aufzulauern, was seinen Bemühungen um Lily jedoch ziemlich in die Quere kam, da sie Snape immer öfter in Schutz nahm. Also versuchte James, die Überwachung Snapes immer mehr auf Remus und Peter abzuwälzen. Remus' Beobachtungen nach verhielt sich dieser aber (für seine Verhältnisse) ziemlich normal, der Schulstress und alles andere machten ihm wahrscheinlich einfach genauso zu schaffen wie allen anderen im sechsten Jahr auch. Mit dieser Aussage wollte James sich jedoch gar nicht zufrieden geben. Er war schnell gereizt und schlief schlecht, was vor allem Remus und Peter zu spüren bekamen.

Und dann war da noch Sirius, der seit einigen Tagen vermisst wurde. Es hatte diverse Suchkolonnen gegeben, durch Hogwarts' Ländereien und Hogsmeade, aber es war keine Spur von ihm gefunden worden. Remus, Peter und James waren mehrmals über sein mögliches Befinden befragt worden, aber sie wussten genauso wenig wie jede und jeder andere. In den Gängen musste Remus leise Gespräche mitanhören, dass Sirius die Schule verlassen hätte um sich wie der Rest seiner Familie Du-weißt-schon-wem anzuschließen oder dass er nur das erste Opfer war, das für den Dunklen Lord gemacht werden würde, in den nächsten Tagen würde vermutlich seine Leiche gefunden werden. Bei dem Gedanken an Sirius' Leiche wurde Remus schlecht. Die Vorstellung von seinem schlaffen Körper löste so viele Gefühle in ihm aus, dass er gar nicht erst versuchte, ihnen genauer auf den Grund zu gehen.

Remus wurde von Albträumen geplagt, die sich alle um Sirius drehten. Tagsüber stellte er sich vor, wie sie sich wiedersehen würden. Wie Sirius plötzlich hinter einer Statue oder einem Gemälde hervorkommen würde, um den anderen von einem neuen Geheimgang zu berichten, den er entdeckt hatte. Wie sie sich in die Arme fallen und dort einen Moment länger als sonst verweilen würden. Wie Sirius sich nachts zu Remus ins Bett legen würde, damit Remus sich die ganze Zeit sicher sein konnte, dass er nicht wieder verschwand. Wie sie alle vier beim Frühstück wieder gemeinsam lachen würden.

Aber das Frühstück war für Remus außergewöhnlich ruhig. James hatte sich genervt ans andere Ende des Tischs gesetzt und Peter hatte verschlafen. Remus schob sich also alleine das Porridge in den Mund und versuchte dabei an etwas anderes zu denken als Sirius' verschmitztes Grinsen.

Am Hufflepuff Tisch erblickte er Meghans Freundinnen und Freunde. Heute schienen sie nicht so viel zu lachen wie sonst, sie wirkten alle ziemlich ernst. Aber Remus war sich sicher, dass sobald Meghan die große Halle betreten würde, sowohl seine Laune als auch die der bedröppelt guckenden Gruppe am Hufflepuff Tisch blitzschnell wieder aufgehellt würde. Meghan kam jedoch nicht. Und Remus merkte auf einmal, dass er, bevor er ihre Freundinnen und Freunde gesehen hatte, den ganzen Morgen noch gar nicht an Meghan gedacht hatte. Seine Gedanken hatten sich hauptsächlich um Sirius gedreht, er hatte seine Freundin ganz vergessen. Das war in solchen Ausnahmefällen wahrscheinlich normal, sagte er sich und öffnete den Tagesprophetenn zur Ablenkung

Er blätterte lustlos darin herum und konnte sich für keinen Artikel so richtig interessieren. Bis ihm die Liste mit den Namen der Opfer des Dunklen Lords der letzten Woche in die Augen fiel. Ganz unten, über der Überschrift des nächsten Artikels las er zwei ihm bekannte Namen.

Martha und Michael Wood.

Meghans Eltern.

Schwarzer Lupinensalat (Wolfstar)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt