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»Carolina! Konzentrier dich doch einfach einmal ein bisschen mehr!« Genervt sah mich mein Geographie Lehrer an. Ich hasste Montage, da hatte ich direkt eine Doppelstunde Geographie. Nach meinem Gespräch mit Nathaniel hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Wenn man den Gerüchten glauben schenken konnte, würde er erst morgen offiziel auf diese Schule gehen. Ich hoffte er würde es sich noch einmal anders überlegen und sich einfach jemand anderen als Mate aussuchen. Ich wusste das diese ganze Seelenverwandtensache so nicht funktionierte, doch ich konnte nicht die Luna werden.

Ich lief langsam nachhause, versuchte meine Schritte so lang wie möglich zu ziehen, sodass ich später ankommen würde. Ich war noch nicht bereit für das "Gespräch" mit meinem Stiefvater. Es würde sowieso wieder nur so enden, dass er mich schlägt, sodass ich nicht mehr laufen kann und mir dann wieder sagt wird, ich wäre nichts Wert. Es war einfach nur erniedrigend. Ich wünschte ich könnte einfach vor allem und jedem fliehen und müsste nicht mehr mit Steven zusammen wohnen.

Leise öffnete ich die Haustüre, in der Hoffnung er würde mich nicht gehört haben. Aber er war schließlich ein Werwolf, war ja klar das er mich hörte und bestimmt hatte er schon lauernd auf mich gewartet. »Du weißt ganz genau das du dafür eine Strafe verdient hast. Lächerlich hast du mich vor dem Prinzen und seiner Familie bloßgestellt. Du undankbares Pack!« Für was sollte ich ihm denn dankbar sein? Dafür das er meine Mutter tötete, dass er mich nun schlug? Nein, dafür würde ich niemals dankbar sein. Doch ich wusste immernoch wozu er in der Lage war, also nickte ich eingeschüchtert und sah auf den Boden. Als nichts mehr von ihm kam wollte ich langsam wieder hochsehen, da erwischte mich eine schallende Backpfeife. Geschockt hielt ich mir meine Wange und kämpfte mit den Tränen. Doch schlussendlich verlor ich den Kampf und ließ meinen Tränen freien Lauf. »Heul nicht so, du Miststück, mit dir bin ich noch lange nicht fertig!« Und erst da fing die ganze Tortur an. Erst schlug er mich in den Bauch, sagte mir das ich es verdient hätte. Er schlug mich solange bis ich wie ein elendes Knäul auf dem Steinboden lag. Doch selbst dann hörte er nicht auf, nahm seinen Fuß und kickte und schlug mich. Mir tat alles weh und doch war ich zu gelähmt um mich zu bewegen, mich gegen ihn zu wehren.

Und genauso ließ er mich zurück. Wahrscheinlich ging er in sein Büro und erledigte dort seinen Kram, doch ich lag einfach nur regungslos auf dem kalten Boden. »Warum Mutter, warum tut er mir das an?« Leise flüsterte ich vor mich her. Hoffte das ich eines Tages hier raus kommen würde und ein besseres Leben führen könnte. Doch es war aussichtslos. Meine einzige Chance war Nathaniel. Aber ich wollte nicht so egoistisch sein und nur mit ihm eine Verbindung eingehen um hier rauszukommen. Außerdem könnte das Werwolfvolk jemanden wie mich nicht als Königin gebrauchen. Ich wäre zu schwach für sie, wäre nicht gut genug. Wie Sarina schon gesagt hatte, ich spielte nicht in ihrer Liga.

Ich raffte mich auf und lief mit Schmerzen in die Küche. Ich ließ den Tag noch einmal Revue verlaufen. Erst tauchte Nathaniel unverhofft in meiner Schule auf und dann schlug mich mein Stiefvater fast zu Tode, so fühlte es sich zumindestens an. Ich wollte mich eigentlich zusammen reißen, doch wiedereinmal schlich sich eine kleine Träne ihren Weg über meine Wange. Tief atmete ich ein und aus und machte mich dann daran Abendessen zu machen. Ich dachte daran Picatta Milanese zu machen, also suchte ich alle nötigen Zutaten raus und fing an das Essen vorzubereiten. Eine gute dreiviertel Stunde später war alles fertig und ich hatte das Fleisch, zum warm halten, in den Ofen gestellt. Vorsichtig lief ich aus der Küche und versuchte mich möglichst wenig dabei zu bewegen, da mir immer noch alles weh tat. Tapsend lief ich in Richtung Wohnzimmer. Vorhin hatte ich gehört, dass mein Stiefvater sich aus seinem Büro genau hierhin bewegt hatte. Und leider Gottes musste ich jetzt nunmal zu ihm. Ich räusperte mich kurz und merkte dabei nur wiedereinmal wie kratzig mein Hals ist. Genervt sah Steven zu mir hoch und wollte gerade schon was sagen, da war ich schnell und unterbrach ihn. »Das Essen ist fertig«, ratterte ich schnell runter und kniff fest die Augen zusammen. Ich hoffte einfach nur das er mich nicht schlug und in Ruhe ließ.
Als nichts kam öffnete ich meine Augen und sah meinen Stiefvater wie er nickte. Erleichtert drehte ich mich wieder um und wollte gerade gehen da ließ mich seine Stimme stoppen. »Doch unterbrich mich nie wieder!« In seiner Stimme schwang ein deutlicher drohender Unterton mit, der nichts Gutes verheißen ließ, doch ich nickte nur kurz und verschwand dann. Schnell lief ich auf mein Zimmer und ließ mich für den Rest des Tages oder eher Abends nicht mehr blicken.

A Wish Come TrueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt