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Ich sah wie Nathaniel dort oben auf dem Podest stand, neben seinem Vater, dem König. Endlich hatte ich ihm meinen Namen gegeben. Jetzt wo ich ihn so sah, hatte er eine graue Maske auf, die vom Anfang. Warum hatte er sie wohl gewechselt, als er mit mir getanzt hatte? Doch das war jetzt unwichtig. Wichtig war, wie sicher ich mich bei ihm gefühlt hatte und wie wohl. Ich wusste, es war die richtige Entscheidung ihm meinen Namen zu geben, denn die Stimme in meinem Kopf, welche sich immer mehr nach meiner anhörten, flehten mich förmlich an, ihn ihm zu geben. Noch immer spürte ich seine wärmen Hände auf mir und den heißen Blick, den er nur mir schenkte. Der Tanz mit ihm hatte sich wie ein einziger Traum angefüllt. Wie einer, aus dem man nicht aufwachen wollte. Heute würde er mich zur Luna machen, schließlich hatte er ja auch meinen Namen um mich auszurufen. Ich musste nur noch ein bisschen warten.

»Bevor wir zum zeremoniellen Teil übergehen, möchte ich die Everard Königsfamilie herzlichst begrüßen. Wir sind ihnen tiefst verbunden, dass sie sich die Mühe und Zeit gemacht haben, erneut auf einem unserer Bälle aufzutauchen. Die Guston Königsfamilie steht ihnen für eine solche Ehre für immer in Schuld.« Noch während der König sprach, hörte ich wie viele der Werwölfe überrascht nach Luft schnappten. Auch wenn ihnen seine Präsens wohl schon vorher bekannt war, den Namen so ausgesprochen zu hören, war wohl noch einmal etwas anderes. Die Everard Familie war die Urfamilie der Werwölfe und hat somit, als Königsfamilie den höchsten Rang. Jedes Familienmitglied hat über jeden anderen Werwolf eine unglaubliche Macht, denn allein ihre Worte, lassen alle anderen zu Boden fallen. Während alle in einen tiefen Knicks fielen, dem ich mich anschloss, traute ich mich nicht, zu der Familie aufzusehen. Doch am Schluss ergriff mich die Neugier. Auf dem großen Podest, welches auf der Höhe des Guston Podests ist, stand genau ein Mann. Er sah auf die Menge herab und kurz schien es mir, als würde er bei mir länger verharren, was seltsame Gefühle in mir auslöste. Die Stimmen in meinem Kopf wurden wieder lauter und komischerweise schien es fast so, als wollten sie, dass ich zu ihm gehe, doch das konnte ich nicht. Nicht nur weil er der Uralpha und König der Everard Familie war, nein auch fühlte es sich wie ein Verrat an Nathaniel an. Er war doch mein Mate, nicht wahr?

Ich sah wieder zu Nathaniel rüber, in der Hoffnung er würde mich längst ansehen, doch das tat er nicht. Hatte der Moment von eben keine Bedeutung für ihn gehabt? Sicher war er gerade nur zu sehr mit seiner kommenden Krönung beschäftigt. Denn auch wenn der Ball heute ein Luna Ball war, wurde dort auch ein Prinz zum König gekrönt. Denn in der Guston Familie, brauchte ein Prinz eine Luna um König zu werden. Und da er mich gefunden hatte, würde er mit mir an seiner Seite, zum König gekrönt werden. Die Aufregung brodelte in meinem Magen und ich sah mich immer wieder ein wenig hektisch um. Über all dem hier, sollte ich die Luna werden.

Es war endlich soweit. Der Prinz sollte nun seine Luna auserwählen und dann gekrönt werden. Gespannt sah ich auf das Podest hoch, konnte es mir aber nicht nehmen, ein paar mal zu König von Everard zu schauen. Irgendetwas in mir, was ich leider nicht ausblenden konnte, wollte zu ihm. Es schrie förmlich nach ihm, was ich mir nicht einmal erklären konnte. Ich hatte einen Mate! Und ich würde heute noch die Luna von ihm werden. Doch zu meiner Überraschung sah der König immer schon längst zu mir, als ich mich zu ihm gewandt hatte.
Prinz Nathaniel stellte sich neben seinen Vater, ehe er anfing zu sprechen. »Sehr geehrte Damen und Herren, es erfreut mich, sie alle hier so zahlreich zu sehen. Dass sie alle hier her gekommen sind um an meiner Krönung teil zu nehmen. Auch möchte ich mich noch einmal tiefst bei König Lennox von Everard bedanken, für die Ehre welche er mir mit seinem Erscheinen erweist.« Nathaniel verbeugte sich kurz in seine Richtung, ehe er mit einem ehrfürchtigen Blick wieder hochkam. Anscheinend war selbst ein so hoher Prinz wie Nathaniel ängstlich, wenn es um einen Everard ging. Und auch das gesamte Volk verbeugte sich noch einmal, weswegen ich natürlich mit runter ging. Als ich wieder aufsah und es mir erlaubte in die Augen des Königs zu sehen, sah ich, wie er mir längst wieder in die Augen sah und ich konnte Missfallen erkennen. Doch ich konnte mir kaum denken warum. Was auch immer ihm gerade Missfiel war nicht mein Problem. Wahrscheinlich würde ich ihn nach dem heutigen Abend sowieso nie wieder sehen.

»Wir alle kennen sicher das Sprichwort, Regeln sind dafür da, sie zu brechen. Und genau das will ich heute Abend tun. Die Guston Familie ist die einzige mit der alten Tradition und Regel, dass man nur zum König gekrönt werden darf, solange man eine Mate hat. Nun gut, ich habe keine Mate, also würde das so nicht klappen. Aus diesem Grund nahm ich mir das Recht, diese Regel zu brechen und mich auch so krönen zu lassen.« Das Volk brach in Jubel aus, während ich nur stumpf da stand. Er hatte mich gerade als Mate abgelehnt, vor dem ganzen Volk. Doch anstatt eines höllischen Schmerzes, den ich jetzt erwartet hatte, kam einfach nichts. Ich fühlte mich nicht einmal unbedingt schlecht. War etwas falsch mit mir? Sollte ich mich jetzt nicht eigentlich weinend auf den Boden schmeißen und Nathaniel bitten, mich als Mate und Luna zu akzeptieren? So hatte ich das zumindestens immer aus den Geschichte gehört. Wenn ein Mate einen ablehnt, dann ist das der schlimmste Schmerz auf der gesamten Welt, auch wenn man nur ein Mensch war und nichts das gesamte Ausmaß mitbekam.

Anstelle von all dem, was ich mir gerade im Kopf aufgezählt hatte, geschah einfach nichts. Nur Hass war in dem einen Moment in meinem Kopf. Hass darauf, wie er mich nur Minuten dafür umgarnt hatte. Ich hatte ihm meinen Namen verraten und gehofft, er würde mich zur Luna machen. Doch ich lag falsch. Und auch wenn ich nicht wirklich mit ihm reden wollte, wusste ich, dass ich das musste und es auch tun würde. Ich konnte nicht mit ansehen wie Nathaniel dort oben stand und gekrönt wurde, ohne mich. Aber was hatte ich erwartet, als Mensch. Ich wollte mich gerade umdrehen und aus dem Saal verschwinden, da hörte ich wie ein Raunen durch den Saal ging. Verwirrt drehte ich mich um. Vermutlich war irgendetwas mit der Krönung schief gelaufen. Doch stattdessen sah ich wie der König von Everard von seinem Podest stieg und in Zügigem Schritt die Treppe runter lief. Während er durch die Menge lief, welche ihm selbstverständlicher Weise Platz machte, hielt er Augenkontakt mit mir. Erneut spürte ich diese Bindung welche wir beide teilten, doch die nicht wirklich war sein konnte. Ich hatte dieses Gefühl mit Nathaniel und so sollte das auch bleiben. Der König blieb nur eine kurze Sekunde vor mir stehen, ehe er sich an mir vorbeidrückte, wobei er so viel meines Körpers berührte, wie nur möglich. Dabei hatte er um mich herum massenweise Platz.

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