|12|

49 5 0
                                    

Die Tage vergingen und ich kam Nathaniel immer näher. Doch meinen Namen habe ich ihm immer noch nicht verraten. Ich wollte, dass es ein besonderer Moment wäre. Und dieser hatte sich bis jetzt eben noch nicht ergeben. Leider habe ich dadurch auch gemerkt, dass er in manchen Situationen dann genervt war, da ich ihm nicht das gesagt und gegeben habe, was er wollte. Innerlich hatte mich das schon sehr verletzt und doch waren da diese Stimmen. Stimmen die mir immer wieder sagten, ich solle zu Alpha gehen. Und damit kann ja nur er gemeint sein. Also ließ ich mich weiter auf ihn ein.

Zu meinem Pech ließen mich Sarina und die anderen nicht in Ruhe und ich wurde weiter von ihnen fertig gemacht. Nur wenn Nathaniel dabei war, tat er was gegen sie. Anscheinend bringen seine Drohungen bei Sarina aber nichts.

Heute Abend war der Luna Ball und soweit ich wusste, hatte Nathaniel mich auf die Liste gesetzt. Ich hatte ihm dafür meinen Nachnamen gegeben. Mein Stiefvater und ich saßen zusammen am Tisch und aßen zu Abend. Gestern und heute war er komischerweise netter zu mir, andererseits hätte ich niemals am selben Tisch wie er sitzen dürfen. Aber er wusste ja auch nichts über mein erscheinen am Ball heute. »Da du mir den Anzug rechtzeitig genäht hast und er ausnahmsweise mal gut aussieht, war ich die letzten Tage netter zu dir. Aber glaub ja nicht, dass dies zur Gewohnheit wird.« Da war es, sein abfälliger Ton. War ja klar, dass seine vorgespielte Nettigkeit nicht lange währen würde. Ich schluckte nur und sagte nichts weiter dazu. Den Anzug hatte ich von Frau Micks genäht bekommen, denn ich selber war einfach noch nicht gut genug im Nähen und es hätte ihm nur wieder missfallen.

Nachdem mein Vater mit dem Auto weggefahren war um zum Ball zu kommen, zog ich mir schnell das Kleid vom letzten Ball an und dazu eine passende Maske. Von Nathaniel hatte ich erfahren, dass es ein Maskenball wäre. Ich konnte den heutigen Abend nicht verpassen. Nathaniel würde mich als Luna aufrufen und mittlerweile war ich auch bereit dazu. Die Stimme in meinem Kopf wurden immer lauter, also hatte ich beschlossen ihnen nachzugeben. Nathaniel war mein Seelenverwandter und somit wurde ich zur Luna seines Königreiches. Entschlossen sah ich mich im Spiegel an. Das blaue Kleid schmiegte sich an meine fast nicht vorhandenen Kurven und betonte diese. Und auch die blaue Maske betonte meine ebenso blauen Augen wunderbar. Plus die schwarzen Schuhe, sah ich fast wie eine edle Frau aus. So wie die am Hofe.

Frau Micks hatte mir angeboten, dass sie mich mitnimmt, weswegen ich nun in ihrem Auto saß. Gemeinsam fuhren wir auf den unebenen Straßen, ehe wir vor dem großen Königschloss von Guston ankamen. Es war atemberaubend. Und das, obwohl ich hier schon einmal war. Doch die hohen schwarzen Säulen und das große goldverzierte Tor, ließen mich einfach immer wieder den Atem anhalten. Wir liefen gemeinsam zu dem Tor, vor welchem zwei Wachen standen. Um uns herum waren viele edle Gäste, welche entweder schon im Schloss drinnen oder mit uns hier draußen warteten. Gespannt stellten wir uns in die Reihe und warteten, bis wir dran waren. Als wir endlich am Anfang der Reihe standen, sahen mich die zwei Wachen neugierig an. »Du bist ein Menschling.« Stellte die eine Wache fest, doch er ließ es wie eine Anschuldigung klingen. Ich zwang mich bei seiner Wortwahl nicht zusammen zu zucken. Ich nahm all meinen Mut zusammen und versuchte mich an einer festen Stimme. »Meine Name sollte trotzdem auf der Liste stehen. Fontaine.« Die Wache blickte kurz auf die Liste runter, ehe er überrascht aufsah. Doch kurz darauf ließ er sich seine Überraschung nicht mehr anmerken und fragte stattdessen Frau Micks nach ihrem Namen.
»Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.« Sagte die eine Wache noch, ehe er sich zur nächsten Person drehte und wir an ihm vorbei konnten.

Im großen Saal angekommen atmete ich erst einmal tief ein und wieder aus. Ich hatte es geschafft hier rein zu kommen. Denn das war meine größte Sorge, dass Nathaniel es aus irgendwelchen Gründen doch nicht schaffte, mich auf die Liste zu setzen. Doch nun war ich hier und ich sollte jeden einzelnen Moment genießen. Frau Micks neben mir drückte meine Hand einmal kurz fest und ermutigend, ehe sie in Richtung Menschenmenge - oder eher Werwolfsmenge - verschwand. Sie wollte hier heute auch ihren Spaß haben und mich nicht Babysitten und das konnte ich ihr definitiv nicht verübeln. Trotzdem sah ich ihr ein wenig hilfesuchend hinter her, denn schließlich kannte ich hier kaum jemanden und Nathaniel hatte ich auch immernoch nicht gesehen.

Ich wanderte noch eine gute Viertel Stunde durch den Saal und nahm mir immer mal wieder etwas vom Buffet, als schließlich endlich der persönliche Leibweichter des Königs auf einem Podest hervor trat und anfing zu sprechen. »Ihre königliche Hoheit Sebastian Guston.« Er verneigte sich und gab dann den Weg frei. Hinter ihm erschien der König, woraufhin alle hier anwesenden Werwölfe sich verneigten. Auch ich ließ mich herab, doch ich erlaubte mir einen kleinen Blick auf ihn zu werfen. Seine Haare waren schon grau und im allgemeinen sah er sehr mitgenommen aus. Auch wenn Werwölfe eine längere Lebensdauer als Menschen haben sollen, tat ihnen das Alter auch nicht gut. Er schien sich zwar noch gut auf den Beinen zu halten, doch gesund sah sein Körper trotzdem nicht aus. Neben seinem schwarzen Anzug trug er eine schlichte schwarze Maske.
Der Leibwächter fing erneut an zu sprechen. »Ihre königliche Familie; die Königin Isabella Guston und der Kronprinz Nathaniel Guston.« Wiederholt machte der Leibwächter Platz, sodass die Königin und Nathaniel an ihm vorbei laufen konnten und sie vorne neben dem König auf das Podest stellten. Während Isabella ein grünes Kleid trug, welches wie ein Wasserfall ihrem Körper schmeichelte und dazu eine grüne Maske aufhatte, trug Nathaniel einen grauen Anzug mit grauer Maske. Es war nichts spezielles und auch nichts, was mich sonderlich anzog, doch ich zwang mich dazu, sein Outfit zu mögen. Ich durfte nicht so wählerisch sein, das konnte ich mir nicht leisten. Ich sah zu Nathaniel auf, doch bemerkte das sein Blick längst auf jemand anderes gerichtet war. Ich konnte zwar nicht genau erkennen, auf wen er genau sah, aber er sah hinter mich und hinter mir stand Sarina.

A Wish Come TrueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt