11 - whale island

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Staubflocken tanzten im Sonnenlicht und ich fühlte mich wie ein gestrandeter Wal.

Ich lag in meinem Bett jetzt schon seit Tagen und bewegte mich kein bisschen. Ausgeschlossen von auf die Toilette gehen und kurz in die Küche schlurfen.

Der Teekrug neben mir war schon wieder kalt und leer, abgesehen von einem winzigen Schluck ganz unten, doch der war schon längst bitter.

Ich dachte an das eine Mädchen zurück, das ich an der Party kennengelernt hatte. Sie, mit den Telleraugen und dem Pony der ihr an der Stirn klebte. Ihre Hände waren an meinem Arm dergleichen. Sie konnte bestimmt den Teesatz lesen, wenn sie auch diese verwirrend ausschauenden Karten für andere lesen konnte, für 2 Dollar pro Frage. Sie hatte unverschämt viel Geld gemacht in dieser Nacht.

Ich hatte echt unverantwortlich die Shot Gläser nach hinten gekippt. Eins nach dem anderen, bis ich plötzlich von diesem schwankenden Gefühl überrannt worden war.

Wie ich plötzlich nicht mehr Herr über meinen Körper war und nur noch Zuschauer zu dem Ganzen wurde, wie mein Körper plötzlich von selbst anfing von rechts nach links zu schwanken und meine Lippen sich von selbst in dieses dämliche Dauergrinsen verzogen.

Doch ich genoss das Gefühl, einmal loszulassen. Und Zeit und Raum zu vergessen.

Jetzt war ich jedoch wieder zurück, und Zeit und Raum mir nur so unangenehm bewusst.

Jetzt lag ich schon in meinem Bett wie ein gestrandeter Wal seit Tagen. Zuerst dachte ich es war nur ein bekannter Kater, jedoch streckte und reckte sich der. Ich kam nicht mehr raus. Ich kam nicht mehr aus meinem Bett raus.

Als ich ins Bett fiel, müde von den ganzen Arbeiten die ich abgeben musste, war ich froh, dass ich den nächsten Monat absolut nichts zu tun haben werde. Ich werde endlich die Seele baumeln können nach all dem Prüfungsstress.

Jetzt verdammte ich diese freie Zeit, denn ich hatte absolut keinen Grund irgendwas zu machen und ich lag den ganzen Tag im Bett und mein Körper zersetzt sich langsam unter mir.

Ich war wahrlich wie ein gestrandeter Wal. Ein gestrandeter Wal, von dem man nicht wusste, wie er hierher kam und wie man ihn zurückbringt ins Meer. Von dem man nicht wusste, warum er hier überhaupt feststeckte, denn er hatte doch alles, dass er brauchte, im Meer. Warum würde er sich in solch eine Lage bringen?

Warum würde er sich in solch eine Lage bringen.

Ein gestrandeter Wal füllt sich langsam mit Gas der Verwesung, und wenn man ihn berührt, explodiert er gewaltig und es regnet Wal Kadaver und Blut.

Ich war wahrlich wie ein gestrandeter Wal, wie ich hier in meinem Bett lag und zuschaute, wie die Sonne durch mein Fenster scheint. Hier in meinem Bett, dass ich extra unter das Fenster gestellt habe, dass mich morgens die Sonne weckt, damit ich gut gelaunt aufstehen kann.

Mir war nach weinen und lachen gleichzeitig.

Ich brauchte eine Abwechslung, ich wollte etwas machen, gleichzeitig auch nicht.

Mit einem Seufzen schob ich den Laptop von mir, mein Bauch fing eh schon an, weh zu tun, so lange hatte ich ihn schon auf mir drauf. Vielleicht werde ich in ein paar Jahrzenten Krebs deswegen bekommen. Die Haut dort war unangenehm warm und mein T Shirt klebte an mir. Das T Shirt, welches ich normalerweise zum Schlafen trage, war einst schwarz, jetzt jedoch mit braunen Flecken bedeckt, verursacht durch Blondierungsmittel. Das war von letztem Jahr, als ich meinem Mitbewohner half, seine Haare zu blondieren. Das war ne lustige Zeit.

Und plötzlich schwelgte ich in Erinnerungen vom letzten Jahr, letztes Jahr, um diese Zeit.

Ich hatte den Geruch des Shampoo, das ich zu der Zeit benutze, in der Nase. Und die Kälte die hier herrschte, liess meine Wangen kriebeln, als wären sie mit tausend Nadel versehen. Ich hatte viel Zeit draussen verbracht, letztes Jahr, hatte mit Freunden was unternommen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 18, 2022 ⏰

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Letters to a prisoner ; chansooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt