4 - Aussenwelt

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//song: run around by Blues Traveler

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Ich hatte meine Füsse auf das Armaturenbrett gelegt und wartete darauf, dass Baekhyuns Vorlesung endete.
Er hatte mir befohlen, ihn von der Uni abzuholen und Sleipnir gleich mitzunehmen. Er hatte mir dafür sogar sein Auto bereitgestellt, dass er von seinem Vater geschenkt bekommen hatte.
Wir werden einen Ausflug machen, meinte er.

Ein Buch, einen Ordner zum lernen und der neue Brief von Kyungsoo lag auf dem Beifahrersitz. Ich hatte ihn noch nicht aufgemacht, obwohl es mir schon die ganze Zeit in den Finger kribbelte es zu tun.

Ich lehnte mich weiter zurück und genoss die warme Sonne die in mein Gesicht schien.
„Wo Baekhyun wohl hin will?", wandte ich mich an Sleipnir der im Kofferraum untergebracht war und leise hechelte.
Ich empfand es als völlig normal mich mit Sleipnir zu unterhalten und tat es die ganze Zeit.
Ich redete noch etwas weiter über meinen Tag und ich wollte gerade anfangen über die Brieffreundschaft mit Kyungsoo zu reden, als ich von Baekhyun unterbrochen wurde.

Er riss die Beifahrertür auf, warf meine Sachen achtlos vom Beifahrersitz auf die Rückbank und liess sich dann auf den freien Beifahrersitz fallen.
„Hey!", protestierte ich schwach und schlug Baekhyun leicht auf den Oberarm.
„Auf den Beifahrersitz gehört dein unglaublich wundervolle Mitbewohner und nicht deine langweiligen Unterlagen.", meinte er nur und steckte mein Handy aus und schloss dafür sein Handy ans AUX-Kabel an.
„Baekhyun, bitte. Ich will nicht deine Musik hören.", jammerte ich leise und startete einen schwachen Versuch mir das AUX-Kabel zurückzugewinnen.

„Ja, und ich will nicht deine 80's Musik hören, als würde ich mit einem 40 Jährigem alten Sack im Auto sitzen, der seiner Jugend nachtrauert."

Ich seufzte und akzeptierte den Musikgeschmack meines Mitbewohners - mal wieder.
Ich startete den Motor und schlängelte mich in den Verkehr ein. Baekhyun hatte derweil seine Musik laut aufgedreht und sang lauthals mit.

Als wir an einer roten Ampel zum halten gezwungen wurden, bannte sich der Horror meines Lebens an.
Baekhyun rüttelte an meinen Schultern und zeigte dabei auf einen Typ der auf jemanden zu warten scheint.
„Chanyeol, siehst du das? Das ist der Typ der mir auf Tinder einen super like gegeben hat!"
Ich schaute ihn nur verwirrt an und wollte die laute Musik leiser machen, doch Baekhyun schlug meine Hand weg.

„Warte, ich hab eine Idee.", meinte Baekhyun und begann auf seinem Handy zu scrollen. Ich spürte, Chaos auf mich zu kriechen.
Sekunden später ertönte eine, mir leider viel zu vertraute, Melodie. Diesmal voll aufgedreht und Baekhyun liess zusätzlich noch das Fenster herunter.
„Ist das dein Ernst?!", fragte ich ihn hysterisch und versuchte ihn zu stoppen, aber Baekhyun war wie oft einfach nicht aufzuhalten.

Er lehnte sich weit aus dem Fenster und ich konnte nichts anderes machen, als ihn geschockt anzusehen.
„HUMP ME, FUCK ME, DADDY BETTER MAKE ME CHOKE", schrie Baekhyun und zeigte dabei auf den Typen und ich wollte gerade einfach nur im Erdboden verschwinden.
„LICK, LICK, LICK, LICK I WANNA EAT YOUR DICK", fuhr Baekhyun dort und ich schlug meinen Kopf gegen das Lenkrad, worauf ein Hupen ertönt und auch wirklich jeder auf uns aufmerksam wurde.
Weinen schien mir gerade eine gute Option.

Einige Leute jubelten für Baekhyun und feuerten ihn an, einige waren zutiefst angeekelte und einige schauten Baekhyun einfach nur geschockt an, wie beispielsweise der Tinder Typ.

Ein Glück dass nun die Ampel auf Grün sprang und ich das Gaspedal so durchdrückte, dass ich bestimmt gleich mehrere Strafzettel dafür bekommen hätte. Ich raste auf einen der Highways und wollte einfach nur aus dieser Situation entkommen.
Baekhyun hatte sich mühsam wieder auf den Beifahrersitz fallen lassen, nachdem er fast aus dem Fenster gefallen wäre, da er sich so sehr heraus gelehnt hatte.

Ich drehte die Musik bestimmt leiser und skippte den Song.
„Ich hasse dich so sehr, Byun Baekhyun.", murmelte ich leise und fuhr mir anschliessend seufzend durch die Haare.
„Das war der Typ der mir ein super like gegeben hat.", jammerte Baekhyun.
„Er wird dir nie mehr ein super like geben.", meinte ich.
„Dann wird das „Verheiratet mit Shawn Mendes" noch etwas länger auf meinem Facebookaccount bleiben.", seufzte Baekhyun und griff nach seinem Handy.

„Soll ich Twenty One Pilots anmachen?", fragte er mich.
„Jaaaaaaa!", jubelte ich sofort und vergass meinen Ärger und mein Scham schnell. „Das war das Beste was du heute gesagt hast."

Nun öffnete auch ich mein Fenster, drehte die Musik lauter und genoss einfach meine Freiheit für einen Moment und vergass dabei, dass jemanden in diesem Moment diese Freiheit nicht gewährleistet wird.
Dieser Jemand war Kyungsoo, dessen Brief ich immer noch nicht gelesen habe, er jedoch jetzt schon sehnsüchtig auf meine Antwort wartet.

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Ein bisschen shitty und nur ein Lücken-Füller.

Letters to a prisoner ; chansooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt