XIII. DANCING

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[1008 Wörter]

Keiji saß bereits am Ravenclawtisch, als die drei in die Große Halle kamen und sich gemeinsam an den Hufflepufftisch setzten. Sie schienen sich perfekt zu amüsieren. Durch das Messer, das Kenma ihm mit seinen Worten ins Herz gerammt hatte, bemerkte er nicht Kenmas leicht angeschwollene Augen oder die Tränenspuren auf seinen Wangen.

Die nächsten zwei Wochen vergingen quälend langsam. Zwischen Kenma und Keiji blieb die Spannung komisch. Sie sprachen kaum noch miteinander. Da Kenma allerdings nun seine meiste Zeit mit Tetsuro und Kotaro verbrachte, hatte Keiji keinen mehr. Er war allein. Allein mit seinen Gedanken und seinen Gefühlen. Niemand lenkte ihn ab von dem Schmerz, von dem schwarzen Loch, das sich in sein Herz bohrte. Die drei Menschen, die er wohl am meisten liebte, verbrachten nur mehr Zeit gemeinsam. Da schien es keinen Platz mehr für Keiji zu geben.

Kenma, Tetsuro und Kotaro befanden sich entweder in der Bibliothek, am Schwarzen See oder irgendwo, wo man sie nicht auffinden konnte. Der letzte Ort war der Raum der Wünsche. Kotaro und Kenma hatten ihn Tetsuro gezeigt und wenn sie nicht Hausaufgaben machen mussten, waren sie die meiste Zeit dort. Das Paar unter den drei störte es ganz und gar nicht, dass Kenma ständig bei ihnen war. Diesem fiel aber auch gar nicht auf, wie viel Zeit er eigentlich mit den beiden verbrachte.

Es war Freitagabend vor dem ersten Hogsmead-Wochenende. Kenma, Kotaro und Tetsuro befanden sich, wie sonst häufig auch, im Raum der Wünsche. Zuerst war der Raum der Wünsche ein Arcade gewesen. Als sie zum ersten Mal Spiele im Arcade gespielt hatten, hatte Kenma den anderen alles erklären müssen. Manchmal musste er das immer noch, aber mittlerweile verstanden Kotaro und Tetsuro die meisten Spiele. Nun aber standen sie in der Mitte von einem Ballsaal. Tetsuro hatte sich diesen gewünscht.

In der Ecke befand sich etwas, das nach ein paar Umkleideräumen befand. Tetsuro nahm Kenma und Kotaro einfach an den Händen und zog sie dorthin. Tatsächlich waren es drei Umkleidekabinen. Auf einer stand in goldener, schnörkeliger Schrift »Kotaro«. Die nächste war in metallicgrün mit »Tetsuro« beschriftet. Bei der letzten Tür musste Kenma breit lächeln. In einem metallicblau stand darauf »Kenma«. »Reingehen und umziehen, ich hab irgendwie richtig Lust schick zu tanzen«, meinte Tetsuro und die anderen beiden nickten. Die drei gingen sich umziehen und trafen sich wieder in der Mitte des Saals. Nun trugen sie alle einen schönen Anzug mit akzenten in der Farbe ihrer Häuser. »Wie machen wir das jetzt eigentlich? Wir sind eine ungerade Zahl, weshalb wir nicht traditionell tanzen können, wenn wir alle drei gleichzeitig tanzen wollen. Soll ich-«, wollte Kenma wissen, wurde jedoch von Kotaro unterbrochen. »Ich setze eine Runde aus. Tanzt ihr zwei ruhig«, meinte Kotaro lächelnd und trat einen Schritt zurück. Tetsuro warf einen kurzen Blick zu Kotaro, der ihm nur zunickte und schließlich nahm er Kenmas eine Hand und legte die andere Hand an seine Seite. Kenma legte seine zweite Hand an Tetsuros Schulter.

Plötzlich begann klassische Musik aus dem Nichts zu spielen und Kenma realisierte, dass er eigentlich gar keine Ahnung hatte, wie genau man eigentlich tanzte. »Warte-«, unterbrach er Tetsuro dabei, mit dem Tanz zu starten. »Ja?«, fragte er und lächelte Kenma an. Eines Tages würde ihn dieses gleichzeitig heiße und unfassbar süße Lächeln umbringen. »Ich hab keine Ahnung, wie man tanzt«, gestand Kenma. »Das macht nichts. Ich führe dich einfach«, meinte Tetsuro und Kenma nickte langsam. »Dann los«, beschloss Tetsuro und so fingen sie an, zu tanzen. Zuerst war es noch langsam und Kenma musste auf ihre Füße sehen, um sicherzugehen, dass er die richtigen Schritte machte. Als er jedoch dann den Dreh raus hatte, wurde ihr Tempo schneller und passte sich mehr der Musik an. Schließlich sah Kenma Tetsuro auch ins Gesicht.

Genauer gesagt in die Augen. Er spürte, wie sein Herz immer lauter gegen seine Brust schlug. Von dieser Nähe konnte er auch Tetsuros Geruch wunderbar wahrnehmen. Seine Knie fühlten sich plötzlich so viel instabiler an, jedoch versuchte er, sich nichts anmerken zu lassen.

Für gefühlt eine Ewigkeit tanzten sie einfach nur zur Musik, es gab nur Kenma und Tetsuro und sonst niemanden. Plötzlich spürte Tetsuro jemanden an seiner Schulter tippen und sie blieben stehen. Dadurch war Kenma von seiner Wolke gerissen, jedoch störte es ihn nicht weiter, als nun anstatt Tetsuro Kotaro mit ihm tanzte und Kenma genau dasselbe Gefühl erneut bekam. Das intensive Augenstarren, der angenehme Geruch, die wackeligen Knie, einfach alles.

Auf einmal blieben sie stehen, jedoch fiel es ihnen nicht einmal auf. Dann, langsam, ganz langsam beugte Kotaro sich zu Kenma hinunter. Dieser stellte sich auf die Zehenspitzen und ihre Lippen vereinten sich. Sanft und liebevoll bewegten sie ihre Lippen im Einklang. Kenmas rechte Hand, die auf Kotaros Schulter lag, legte sich in dessen Nacken und Kotaro zog ihn sanft etwas mit seiner linken Hand näher. Ihre anderen Hände tauschten einen liebevollen Händedruck.

Tetsuro stand am Rand und beobachtete die beiden schmunzelnd. Nun hatte sein Freund wohl schon zwei seiner Crushs erobert. Fehlte nur noch...Keiji. Warte mal, hieß es denn nicht, dass Kenma Keiji auch mochte? War er etwa auch poly? Hieß das, dass er selbst auch noch eine Chance hatte? Oder war Kenma seine Gefühle für Keiji einfach nur ziemlich schnell losgeworden?

Plötzlich löste sich Kenma und Kotaro konnte Angst und Reue in seinen Augen erkennen. Außerdem- Tränen? »Es tut mir so leid, ich-« Kenma schluckte und löste sich komplett aus Kotaros Griff, ehe er sich umdrehte und Anstalten machte, den Raum der Wünsche zu verlassen. »Kenma warte!«, rief Kotaro und lief ihm hinterher. Zum Glück konnte er ihn noch einholen und hielt ihn beim Handgelenk fest. Mit einer eleganten Drehung stand Kenma nun wieder vor Kotaro, perfekt um ihm in die Augen sehen zu können. Liebevoll küsste er Kenma auf die Stirn, ehe er seinen Griff von Handgelenk zur Hand selbst wechselte und ihn zu Tetsuro hinzog, der immer noch kein Stück von Schmerz in seinem Gesicht vorwies.

Störte es ihn denn nicht, dass sein Freund gerade jemand anderes geküsst hatte?

»Kenma, ich denke wir sollten reden«, begann Tetsuro nun.

Real, BokuAkaKuroKen ʰᵘᶠᶠˡᵉˢᵗᵃʳWo Geschichten leben. Entdecke jetzt