III - Die Reise

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Ich betrat die Tür, welche offensichtlich nur für mich geschaffen wurde. Direkt nachdem betreten ging es rechts eine kleine Treppe hinab. Auch hier war alles in meiner Größe. Ein kurzer Ruck stieß mich nach vorne. Der Zug setzte sich in Bewegung. Ich richtete mich wieder auf und ging weiter nach vorne. Das Rattern der Räder wurde lauter. Als es gerade am lautesten war, stand ich bereits direkt neben dem Rad, welches sich zu meiner linken befand. Ich war also unter den Wagons. Ich folgte dem langen Gang, welcher vor mir lag. Nach einer Weile erschien eine Tür zu meiner rechten. Obwohl ich hätte weiter gehen können, beschloss ich einen Blick hinter die geheimnisvolle Tür zu wagen. 

Ich steckte meinen Kopf durch die Tür. Mir blitzte ein grelles, lilanes Licht entgegen. Die Tür öffnete sich weiter und mir offenbarte sich eine Bar. Natürlich alles in Katzengröße. Ich setzte eine Pfote in die haarige Kneipe. Wo ich auch hinblickte, sah ich Seelen meiner Art. In den runden Sitzgelegenheiten auf der gegenüberliegenden Seite, welche mit blauem Leder überzogen waren, saßen einige schlanke Katzen, während am Tressen zwei möpelige Kater mit dem Kellner redeten. Lecker roch es hier ganz und gar nicht, obwohl auf der Speißekarte einige Leckerbissen wie beispielsweise Fischragout mit Milchsahnesoße oder auch Rattenspieße angeboten wurden, welche man sonst nur in seinen Träumen genießen konnte. Zwar war mir nicht klar wie ich all das lesen konnte, aber ich beachtete es nicht weiter.

Unwohl über mein eindringen in den Raum verließ ich ihn wieder und begab mich zurück auf den Gang. Ich spürte einen leichten Windzug, wie ich mich der Tür zum nächsten Wagon näherte. Als ich versuchte die Tür zu öffnen, merkte ich, dass sie etwas hakte. Also drückte ich etwas stärker. Sie fiel auf und mir kam ein starker Windzug entgegen, welcher mich fast nach hinten weggeweht hätte, hätte ich mich nicht mit meinen Krallen im weichen Holzboden festgekrallt. Ich warf einen Blick nach vorne und erkannte eine weitere Tür, welche einen Katzensprung entfernt war. Ich näherte mich dem Abgrund, welcher mich sofort in den Tot reisen würde, wenn ich nicht richtig auf der anderen Seite landen würde. Der scharfe Wind schnitt durch mein Fell. Ich hatte Angst. Doch ich nahm meinen Mut zusammen und sprang. Was hatte ich zu verlieren? Es fühlte sich an wie Zeitlupe. Der Sprung dauerte nicht länger als eine Sekunde und dennoch fühlte er sich endlos an. Bei der Landung wäre mir beinahe mein Ticket aus dem Mund geflogen, aber ich konnte es gerade noch festhalten. Schnell öffnete ich die nächste Tür und begab mich in Sicherheit. 

Die Tür, welche sich hinter mir automatisch schloss, knarzte noch ein wenig. Als ich nach vorne blickte und die zwei winzigen Stufen nach oben stieg, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Ich war in einem komplett anderen Zug. Zumindest wirkte es so. Die trostlosen Gänge waren völlig verschwunden und stattdessen ergab sich mir eine mehrstöckige, mobile Stadt, welche mit beispielloser Geschwindigkeit auf Gleisen durch die buntesten Gegenden raste. Zwar gab es abgesehen von der nicht vorhanden Decke kaum Möglichkeiten einen Blick nach draußen zu werfen, konnte man innen alles finden was das Herz begehrte. Zwischen den Mehrstöckigen Wohn- und Einkaufsmöglichkeiten gab es in der Mitte eine riesige Kratzstange, über welche man in alle möglichen Etagen kommen konnte, gar bis in die 15. Etage. 

Voller neugier kletterte ich auf die 8. Etage. Erstaunt von der Anzahl an Katzen die ich hier fand, warf ich gelegentlich einen Blick auf die Angebote der Verkäufer. Einer verkaufte zum Beispiel ein Gerät mit welchem man angeblich die Schrift der Menschen entziffern können soll. Eine andere wiederum versuchte vergebens ihre selbstgemachte Anti-Kratz-Bedürfnis Pillen zu verkaufen, wobei sie selbst wie wild an ihrer Kratzwand rumfuchtelte. Weiter vorne auf meiner Seite verkauft jemand sehr erfolgreich Katzenminze. Ich jedoch war zu müde um irgendetwas zu kaufen. 


Die Reise zum HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt