✿Der Anfang vom Ende✿
Alleine saß ich in meinem kleinen Zimmer, starrte gedankenverloren meine schon viel zu lange von mir getragenen Schuhe an und wartete nur noch darauf, dass mein Onkel Fillipo endlich das Haus verlassen würde.
Er war ein Monster, doch da ich keine schulische Ausbildung, keine wirklichen Talente und auch keinen Mut hatte, stand ich leider in einem kaputten Abhängigkeitsverhältnis zu ihm, was ihm mehr Macht über mich gab, als er eigentlich haben sollte.
Doch unterkriegen ließ ich mich von ihm und seiner herrischen Art trotzdem nicht!
Egal wie oft er mich schlug, oder gar demütigte, ich behielt ihm gegenüber trotz Allem mein freches Mundwerk und ließ mir meine Unsicherheiten auch nicht anmerken, was vielleicht ein Fehler war, doch dafür war mein Stolz einfach viel zu groß.
"Ludo!?", hörte ich seine Stimme aus dem Wohnzimmer heraus und bevor ich anschließend aufstand, versteckte ich noch schnell meine neue Armbanduhr unter meinem Kopfkissen.
Ja, ich hatte sie in einem Laden geklaut, doch ich würde sicher nicht zulassen, dass er sie auch noch für sein Nachtleben, was aus billigen Nutten und Alkohol bestand, ausgeben würde. Hier in Palermo war es sowieso schwer genug an Geld zu kommen...
Ich band noch schnell meine schwarzen Haare zu einem hohen Zopf und schlenderte genervt ins Wohnzimmer, wo er wie immer in einem dreckigen Unterhemd und Unterhose in seinem grünen Sessel saß und irgendeinen Erotik Film im Fernseher ansah.
Die Huren, die mit ihm schlafen mussten, hatten mein vollstes Mitgefühl. Mir überschlug sich selbst bei diesem Anblick schon unangenehm der Magen.
"Mach mir was zu essen!", kam es nur absolut bestimmend aus seinem Mund und ich schaute ihm noch angewidert dabei zu, wie er einen großen Schluck seines Whiskys nahm, wovon sicher mehr als die Hälfte in seinem dunklen, dichten Bart landete.
Und schon schüttelte es mich vor Ekel.
"Si, zio", nickte ich und ließ mir meine Emotionen dabei nicht anmerken. Vermutlich würde er sonst wieder auf die Idee kommen, mich anzuschreien und auf seinen strengen Atem in meinem Gesicht konnte ich wirklich verzichten.
Während er dann weiter sein Vorabendprogramm abzog, bevor er in den Nachtclub gehen würde, tapste ich Richtung der kleinen Küchenzeile und warf dabei einen flüchtigen Blick auf den Kühlschrank.
Beim Anblick des einzigen Bildes meiner Eltern, entstand zwar ein unbeabsichtigtes Lächeln auf meinem Gesicht, doch meine Augen erreichte es nicht. Diese waren voller Trauer.
Es war genau 6 Jahre her, damals war ich 12, als einfach fremde Männer bei uns einbrachen und die Beiden vor meinen Augen hingerichtet wurden. Zumindest hatte man mir das erzählt, ich konnte mich nämlich an jene Nacht nicht mehr erinnern.
Die Ärzte gingen von einem Schock aus, wodurch mein Gehirn wohl alles verdrängt hatte.
Besser so...
"Wird's bald!", hörte ich plötzlich Filippo schreien und riss sofort die Augen auf, um mich zu ihm herumzudrehen. Er sah mich voller Hass an und manchmal dachte ich wirklich darüber nach, wieso er so zu mir war.
Er war der Bruder meines Vater, was mir manchmal den Gedanken brachte, dass ich ihn wahrscheinlich an ihn erinnerte. Immerhin sah ich haargenau aus wie mein Vater.
Die gleichen vollen Lippen...
Die gleichen glatten, schwarzen Haare...
Die gleichen wenigen Sommersprossen...Nur eins hatte ich von meiner Mutter, und zwar ihre hellen grünen Iriden, die aber nach außen hin in dunkles braun übergingen.
Ein letzter, kurzer Blick auf das Foto und schon holte ich eine Pfanne aus dem Schrank, doch ehe ich sie auf der einzigen Herdplatte aufstellen konnte, klopfte es plötzlich laut an der Tür...
Es war kein normales Klopfen, wie es ein Nachbar oder Freund tun würde. Es war lauter, forderner und irgendwie auch bedrohlicher. Bis ich dieses Klopfen hörte, wusste ich nicht Mal, das man das Klopfen gegen eine Holztür überhaupt unterscheiden konnte.
"Wer ist das?", wollte Fillipo von mir wissen, doch ich zuckte nur mit den Schultern und sah genau wie er zur Tür, die in dem Moment schlagartig eingetreten wurde, was mich fest Luft ziehen ließ, während ich mit großen Augen drei Männer ansah.
Na super ! Und das alles vor dem Abendessen !
Mein erster absurder Gedanke war, die drei Typen wollten meine Uhr stehlen, doch natürlich wollten sie etwas ganz anderes.
Ich wünschte sie hätten die Uhr mitgenommen....
Ich hoffe dieser kurze Einstieg hat euch schonmal gefallen ❤️
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Those blue eyes - UNBEARBEITET
Romance- Abgeschlossen - Mafia | Drama ______ »Eine Frau ist das Spiegelbild, der Taten ihres Mannes.« _____ Ludovica Grasso wächst wegen eines tragischen Vorfalls bei ihrem Onkel Filippo auf, der sie aber nur als kostenlose Haushaltshilfe sieht. Trinkt e...