2 | Kleid

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Als ich meine müden Augen öffnete, brummte mein Schädel sofort so stark, dass ich schmerzverzerrt aufstöhnte und die Decke schnell wieder über mein Gesicht zog. Erst bei dem Geruch des Bettüberzugs, der mir völlig fremd war, wurde mir wieder bewusst, dass ich mich gar nicht Zuhause befand.

Ich wusste ja nichtmals wo ich mich nun befand, doch das Bett war wenigstens schon Mal viel bequemer als mein eigenes, was allerdings kein wirklicher Trost war.

Neugierig entfernte ich wieder ein Stück der Decke von meinem Gesicht, um mich unsicher in dem großen Zimmer umzusehen, was mich leicht an ein nobles Hotel erinnerte. Es gab große Fenster, die aber von roten Vorhängen bedeckt waren. Sie sahen wirklich modern aus, passen zu dem hohen dunklen Schrank und als anschließend mein Blick zu der weißen Tür mir gegenüber fiel, öffnete sich diese plötzlich und aus einem Instinkt heraus tat ich schnell so, als würde ich immer noch schlafen.

Mit großer Anstrengung versuchte ich meine Atmung so ruhig es geht zu halten, doch mein wild schlagendes Herz machte es mir wirklich schwierig ruhig zu bleiben, während ich Schritte auf mich zukommen hörte und mir davon ein einkalter Schauer über den Rücken lief.

Die Person blieb wohl genau vor mir am Bett stehen und ich spürte förmlich, wie sie mich musterte, was mir mehr als nur unangenehm war.

"Wie alt ist sie?", sprach er plötzlich und sofort war mir klar, dass es sich nicht um Nunzio handelte, dessen mir vertraute Stimme aber dann von Richtung der Tür zu hören war.

"Schätze um die 20", meinte Nunzio und am liebsten hätte ich meine Augen aufgeschlagen, nur um zu sehen, was um mich herum passierte, doch ich unterdrückte meine mich noch in Teufels Küche bringende Neugier und stellte mich weiter auf Schlafmodus.

"Und?", sprach dann erneut die unbekannte Stimme vor mir.

"Was und?", erwiderte Nunzio und als ich plötzlich seine Schritte hörte, die jetzt auch näher kamen, fühlte ich mich wirklich wie ein Stück Fleisch, dass Wölfen einfach ohne Vorwarnung vor die Füße geschmissen wurde.

"Ja, was sollen wir mit ihr machen?!"

"Vincenzo meinte, sie soll im Club arbeiten, bis die Schulden ihres Onkels abgearbeitet sind."

Ich lauschte ihnen unter Hochspannung und hoffte einfach nur, es würde sich um einen normalen Club handeln, in dem ich Kellnern sollte, doch sicher war das nicht der Fall. Die Familie Mancini war eher für ihre Bordelle und Stripclubs bekannt und allein von dieser widerlichen Vorstellung, zog sich mein Magen unangenehm zusammen.

Mein Hass auf Fillipo ließ mich widerwillig meine Hände zu Fäusten ballen und ich war wirklich froh, dass sie unter der Decke waren.

"Gut, dann lass sie ausschlafen und sag mir Bescheid wenn sie wach ist."

"Si", hörte ich Nunzio noch sagen, dann entfernten Beide sich wieder mit schweren Schritten und als endlich die Tür leise ins Schloss fiel, öffnete ich sofort meinen Mund, um tief durchzuatmen, während ich panisch meine Augen aufriss.

Das durfte alles nicht wahr sein!

Ich versuchte irgendwie einen klaren Gedanken zu fassen, doch mein Verstand schien leergefegt. Einzig der Gedanke einfach aus einem der Fenster zu springen und abzuhauen verfestigte sich und brachte mich dann auch dazu, mich aus dem breiten dunklen Bett zu erheben.

Wenigstens hatte ich noch meine Klamotten an. Die Vorstellung, jemand hätte mich umgezogen, wäre einfach nur schrecklich gewesen.

Entschlossen tapste ich über einen weißen Teppich und stellte mich anschließend nah an eines der zwei Fenster, um vorsichtig den Vorhang zur Seite zu schieben, wodurch mir beim Anblick von dem Geschehen draußen die Luft wegblieb.

Eine riesige Einfahrt umgeben von einer hohen Mauer, wodurch mir die bittere Erkenntnis kam, dass niemand hier so leicht rein und rauskam, wie ich es gerne gehabt hätte.

Das Tor wurde von zwei Wachmännern bewacht und ich sah auch mehrere Hunde vor mir auf dem Gelände herumlaufen.

Zumindest waren die Macinis gründlich, wenn es um ihre Sicherheit ging, zum Nachteil für mich und meinen Plan zur Flucht...

Frustriert schob ich den Vorhang wieder zu und wollte gerade nachdenken, was es noch für Möglichkeiten gab hier herauszukommen, da öffnete sich die Tür aber erneut und ich blieb mit angehaltenem Atem wie angewurzelt stehen.

"Ludovica?", sprach Nunzio mich an und jetzt, hier in dem leichten Tageslicht, das durch die offenen Lücken der Vorhänge fiel, stach mir seine gesamte Erscheinung erst richtig ins Auge.

Er war groß, ziemlich groß und seine braunen Augen schienen immer noch genauso kalt wie unter der Maske gefangen. Seine kurzen braunen Haare hätte er vorne leicht zur Seite gestylt und das weiße Hemd lag zwar eng an seiner Brust, wirkte bei ihm aber wirklich lässig.

Mein unsicherer Blick fiel von seiner Brust zurück in sein Gesicht, doch ich bekam keinen Ton mehr heraus, bis er plötzlich lächelte und mir einen Schritt näher kam.

"Hör mir zu", platzte es dann notgedrungen aus mir heraus und ich nahm meine zitternden Hände hoch, um ihn irgendwie zu beschwichtigen, mir nicht näher zu kommen. "Ich hab wirklich keine Ahnung, wie ihr sonst eure Schulden eintreibt, aber ich will sofort wieder nach Hause. Ich habe rein gar nichts hiermit zu tun und es-"

"Shhhh", unterbrach er mich einfach und als er dann genau vor mir stand und mir tief in die Augen sah, schien mein Mut wie verschwunden. "Ich würde gerne sagen, dass mir das mit der Entführung leid tut und du Recht hast, doch so ist es nicht. Dein Onkel hat kein Geld, also musst du es eintreiben. Ende der Geschichte."

Arschloch!

Ich wich einen Schritt nach hinten, schnaubte wütend Luft aus und verschränkte meine Arme dabei, was ihn mich nur abwartend betrachten ließ. Vermutlich wartete er, ob noch eine Reaktion auf seine Worte von mir folgen würde, doch ich biss die Zähne zusammen und schwieg.

"Ich werde dich gleich einigen meiner Cousins vorstellen. Sie besitzen Nachtclubs und entscheiden dann, in welchen zu am besten passt."

Hat er sie noch alle?

Ich nickte zwar, doch innerlich legte ich mir natürlich immer noch den Plan zurecht zu fliehen. Vielleicht sollte ich ja wirklich in einen der Clubs gehen, denn diese würden sicher nicht von hohen Mauern umgeben sein. Das Abhauen wäre leichter ...

"Gut, dann zieh das an."

Er riss mich aus meinen Gedanken und ich sah ihm verwirrt zu, wie er zu dem hohen Schrank lief und etwas herausholte.

Es war ein Kleid, nein, Moment. Es war eher ein Hauch von Nichts!

"Das zieh ich nicht an", erklärte ich selbstbewusst und zeigte auf den schwarzen Stoff in seiner Hand, doch ihn schien es überhaupt nicht zu interessieren, ob ich mich weigerte oder nicht.

"Oh doch, du wirst es anziehen. Vielleicht wirst du protestieren und es dauert länger als mein Geduld zu strapazieren ist, doch am Ende wirst du es anhaben und mit mir nach unten gehen."

Wütend über seine Aussage ging ich einen Schritt auf ihn zu, riss es ihm mit Blick in seine Augen aus der Hand und betrachtete es nochmals genauer in meinen Händen.

Mit Glück würde es gerade so meinen Po überdecken....

"Also?", meinte er und lief zur Tür, um sich an diese anzulehnen.

"Schon gut!", gab ich ihm etwas zu patzig zurück und legte das Kleid auf das Bett. "Ich ziehe es an und komme dann raus."

Als ich zu ihm herübersah, bildete sich ganz plötzlich ein belustigtes Schmunzeln auf seinen Lippen und ehe ich verstand wieso, erklärte er es mir schon.

"Ich bleibe, also zieh dich aus und reize meine Geduld nicht aus."

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Those blue eyes - UNBEARBEITET Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt