Als ich langsam aufwachte, hörte ich als erstes das altbekannte EKG, welches piepend meinen Herzschlag anzeigte. Mein Kopf pochte unangenehm, was es zusätzlich erschwerte meine Augen zu öffnen. Ich beließ es also dabei und versuchte mich darauf zu konzentrieren, was passiert war, dass ich offensichtlich im Krankenhaus lag.
Die Tür öffnete sich und Schritte ertönten. »Shittykawa, du musst nach Hause. Du hast den Doktor gehört. Sie wissen nicht, wann er aufwachen wird«, sagte jemand. »Ich weiß. Aber ich werde trotzdem so lange hierbleiben. Schließlich ist es meine Schuld! Ich wusste doch, dass er Herzprobleme hat. Wäre ich bei Sinnen gewesen, hätte ich nie zugelassen, dass er sich so verausgabt!«, war die Antwort.
War das Oikawas Stimme? Ich konnte es nicht genau sagen. Mein Kopf fühlte sich an, wie in Watte gepackt. Ich versuchte meine schweren Augen zu öffnen. Das Licht war spärlich, doch ich konnte deutlich Oikawas Silhouette ausmachen.
»Tooru?«, krächzte ich. Erschrocken drehte er seinen Kopf in meine Richtung. »Du bist wach!«, sagte er erleichtert, bevor er aufsprang und zu mir kam. Ich wollte mich aufsetzten, doch der Ältere hinderte mich daran. »Du bleibst schön liegen!«, bestimmte er.
»Ich werde mal den Arzt holen gehen«, sagte die Stimme von vorhin. Als ich zu ihr sah, erkannte ich Iwaizumi, der sich gerade zum Gehen abwendete. Ich sah ihm so lange hinterher, bis er hinter der Ecke verschwand, dann richtete ich meine Aufmerksamkeit - zumindest, soweit sie vorhanden war - auf Oikawa.
»Was ist passiert?«, wollte ich in Erfahrung bringen. Er sah mich perplex an. »Erinnerst du dich nicht mehr?«, fragte er verwundert. »Sieh es mir nach«, dabei zeigte ich auf den Beutel Morphium, welcher mit einem dünnen Schlauch mit meinem Arm verbunden war, », ich bin mit Schmerzmittel zugedröhnt.«
»Ich... Du... Du bist wegen mir gelaufen, hast dich zu sehr verausgabt und bist dann zusammengebrochen«, flüsterte er und erkannte ganz klar den Schmerz und die Schuldgefühle in seiner Stimme. Seine Worte halfen mir etwas auf die Sprünge und langsam kamen die Bilder in mein Bewusstsein. »Geht es dir gut?«, fragte ich nach einer Weile.
Er öffnete seinen Mund, um zu antworten, da schleuderte die Tür auf. »Kenny! Was machst du denn für Sachen?«, ertönte Tendous Stimme, dicht gefolgt von einigen anderen aus dem Team. »Was macht ihr denn hier?«, fragte ich verblüfft. »Oikawa hat uns über dein Handy angerufen und uns alles erzählt. Wir sind so schnell gekommen, wie wir konnten«, erklärte Goshiki.
Dankend sah ich zu dem Braunhaarigen, der sich langsam, aber sicher in den Hintergrund stahl. Später müsste ich ihm sagen, dass diese Schüchternheit überhaupt nicht zu ihm passte.
Wir unterhielten uns eine ganze Weile entspannt. Suchend blickte ich mich nach einer Uhr um, und sah, dass es schon beinahe Mitternacht war. »Ihr solltet langsam gehen. Morgen ist wieder Schule«, sagte ich zu den anderen. Protestierende Laute antworteten mir, worauf ich nur fordernd meine Augenbrauen hob.
»Kenta hat recht. Außerdem braucht er jetzt erstmal Ruhe«, mischte sich mein Onkel ein, der mit Iwaizumi im Schlepptau in der Tür stand. Nach und nach verließen alle das Zimmer, bis nur noch Oikawa und mein Onkel da waren. »Ich komme morgen wieder«, sagte der Braunhaarige wehmütig und schenkte mir noch ein trauriges Lächeln, bevor er ebenfalls ging.
Eine Weile blieb es still im Raum, bis mein Onkel sich seufzend auf dem Stuhl neben mir niederließ. »Du kannst von Glück reden, dass deine Freunde so schnell reagiert haben und direkt einen Krankenwagen angefordert haben, Kenta! Dein Herzschlag war so schwach, dass du hättest sterben können!« Schweigend blickte ich auf meine Hände, die ich auf meinem Schoß gefaltet hatte.
Der Schwarzhaarige fuhr sich gestresst durch die Haare. »Ich habe die Dosis deiner Medikamente erhöht. Du musst den Rest der Woche hierbleiben, damit wir beobachten können, wie dein Körper darauf reagiert«, erklärte er weiter. Ich nickte zustimmend. Der Doktor stand auf und lächelte mir ein letztes Mal aufmunternd zu, bevor er den Raum verließ.
Mittlerweile war es früher Samstagnachmittag. In wenigen Stunden durfte ich endlich nach Hause. Es sollten nur noch die letzten Untersuchungen gemacht werden, und wenn dann alles okay war, war ich entlassen.
»Gib mir bitte deinen Arm«, sagte mein Onkel und hielt mir seine Hand hin. Ich schob meinen Ärmel höher, sodass meine Vene entblößt war und hielt ihm den Arm schließlich hin. Er desinfizierte die Armbeuge und stach kurz darauf die Nadel in meine Haut. Es zwickte kurz, ließ aber kurz darauf wieder nach.
Mit meinen Gedanken war ich mal wieder bei einer ganz besonderen Person. Oikawa hatte mich in den letzten Tagen so oft er konnte besucht. Jedes Mal, wenn er mir näherkam als nötig, spielte mein Herz verrückt. Doch dank der neuen Dosis kam ich nun besser damit klar. Heute würde er nicht kommen, da er mit seinem Team nach Sendai gefahren war.
»So das wars schon. Wir machen später weiter. Leg dich noch mal eine Weile hin«, sagte der Schwarzhaarige und ging aus dem Raum. Ich ließ mich im Bett nach hinten fallen und griff nach dem Schokoriegel, der auf dem kleinen Tisch neben mir lag. Genüsslich biss ich hinein und ließ die Süße auf meiner Zunge zergehen.
Ich döste vor mich hin, als plötzlich mein Handy anfing zu brummen. Unterbewusst nahm ich den Anruf entgegen. »Hmm?«, war meine Begrüßung. »Kenta, hey!«, begrüßte mich Oikawas Stimme. »Wir haben gerade unser erstes Spiel hinter uns, wir haben natürlich gewonnen. Jetzt gehen wir erstmal was essen und schlendern dann etwas durch die Stadt, aber ich wollte dir zuerst berichten!«
Leicht lächelnd hörte ich seinen Worten zu. »Das freut mich. Wir wollen euch schließlich im Finale fertig machen«, erwiderte ich auf seine Euphorie. »Du bist immer so gemein! Naja, wie dem auch sei, ich muss jetzt auch schon wieder los.« »Habt noch einen schönen Tag«, sagte ich und wir verabschiedeten uns.
In dem Moment, als ich auf den roten Knopf drückte, erschien mein Onkel im Türrahmen. Er sah irgendwie total fertig aus. »Ist was passiert?«, fragte ich verwirrt. Er blickte zu mir auf und versuchte seinen Ausdruck abzuschütteln.
»Wir hatten vorhin eine Transplantation. Und sie hat eben erfahren, dass ihr Spender ihre beste Freundin war. War echt schwer sie wieder zu beruhigen«, erklärte er betrübt. Das musste echt hart für die Frau gewesen sein. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie ich reagieren würde, wenn mein Spenderherz von jemanden war, den ich kannte.
»Man gut, dass ich nicht weiß, wer mein Spender war«, murmelte ich. Mein Onkel sah mich mit einem undefinierbaren Blick an. »Was ist?«, fragte ich. Er schien hin und her gerissen, ob er mir die Wahrheit erzählen sollte, doch schließlich gab er sich geschlagen und setzte sich zu mir an die Bettkante.
»Du kannst deinen Spender wahrscheinlich nicht direkt, aber dafür seinen Bruder«, sagte er mit neutralem Ton. »Seinen Bruder? Ich wüsste nicht, dass ich jemanden kenne, dessen Bruder gestorben ist«, überlegte ich laut.
»Ich glaube auch, dass du ihn da noch nicht kanntest«, erwiderte er. »Komm schon, Doc. Lass mich nicht im Dunkeln tappen. Wer ist der mysteriöse Bruder?« »Oikawa Tooru.« Was?!
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Be King Again - Oikawa x male OC
FanfictionSatoyo Kenta lebt lieber für sich alleine, doch wie es der Zufall will, gerät er an Goshiki und wird plötzlich der Manager der Volleyball Mannschaft. Durch einen nächtlichen Spaziergang lernt er Oikawa kennen, auf den er zukünftig öfter trifft, als...