»Wir müssen nur noch das MRT machen, dann sind wir mit den Untersuchungen für heute durch. Allerdings ist es heute besonders voll, also kann es noch etwas dauern. Bis dahin kannst du dich in dem Zimmer zurückziehen, ich hole dich dann«, erläuterte mein Onkel, der auch zeitgleich mein betreuender Facharzt war, den weiteren Verlauf.
Ich nickte verstehend und folgte ihm zu dem Zimmer. Dort angekommen, setzte ich mich direkt auf eines der beiden Betten. »Ruh dich etwas aus. Du siehst müde aus«, sagte er. Ich brummte und ließ mich rücklinks auf der Matratze fallen. Er hatte vollkommen recht. In der vergangenen Woche konnte ich noch beschissener schlafen als sonst. Ich verschränkte meine Arme hinter meinen Kopf und schloss meine Augen.
Ich hasste das Krankenhaus. Nur leider konnte ich es beinahe als mein zweites Zuhause bezeichnen. Schon mein Leben lang litt ich unter einem schwachen Herzen und war schon immer wegen Untersuchungen regelmäßig hier. Vor einem guten Jahr ging es allerdings rapide bergab. In dieser Zeit habe ich zusätzlich ein Asthmaproblem entwickelt.
Das Ganze ging so lange, bis ich das Ende meiner Mittelschulzeit vom Krankenhaus aus verbrachte. Von dort aus hatte ich sogar begonnen Homeschooling zu machen. Es hatte nicht lange gedauert, da bin ich auf der Warteliste für Organtransplantationen weit nach oben gerutscht und hatte im März tatsächlich das Glück ein geeignetes Herz zu bekommen.
Blöderweise stieß mein Körper das neue Herz leicht ab, sodass ich öfter als normal zur Nachsorge musste und die Dosis meiner Medikamente regelmäßig angepasst wurde.
»Du bist doch der von letztens!«, rief plötzlich jemand und holte mich so aus meinen Gedanken. Vorsichtig öffnete ich meine Augen und erblickte einen Jungen, der vielleicht ein, zwei Jahre älter war als ich. Seine Stimme kam mir bekannt vor, aber ich konnte nicht sagen, woher.
»Eh?« Der Braunhaarige sah mich belustigt an. »Sag bloß, du erinnerst dich nicht mehr an unseren romantischen Nachtspaziergang«, zwinkerte er. Moment... Nachtspaziergang? War er etwa...? Ich besah ihm mir noch genauer als zuvor. Die Frisur und dieses markante Gesicht stimmten überein. Und dann waren da die braunen hypnotisierenden Augen, welche keinen Zweifel mehr ließen.
»Ach du bist der komische Kerl!«, sagte ich erkennend. Der Fremde fasste sich getroffen an die Brust und machte ein schmerzverzerrtes Gesicht. »Wie gemein!«, beschwerte er sich und ging auf das Bett neben mir zu.
»Was tust du hier?«, fragte ich nach einer Weile, in der ich ihn einfach nur von der Seite beobachtet hatte. »Ach, nur eine normale Untersuchung, aber was mich mehr interessiert, ist was du hier machst«, gab er zurück, aber ich hatte das Gefühl, dass er mir nicht die Wahrheit sagte. »Ich warte auf das MRT.« Ich war mir nicht sicher, wie viel ich ihm erzählen konnte, also blieb ich bei nur diesem Fakt.
Der andere drehte sich jetzt interessiert in meine Richtung. »Klingt ernst. Ist das schlimm?« »Hm? Nein, nur ziemlich laut, aber das geht mit Kopfhörern. Es ist nur ziemlich nervig, so lange still zu liegen«, erklärte ich. Ich hatte mich mittlerweile wieder so hingelegt, wie am Anfang und hatte die Augen geschlossen.
Neben mir hörte ich leises Lachen. »Das könnte ich nicht. Dafür bin ich viel zu hibbelig«, sagte der Braunhaarige. »Hab ich auch irgendwie erwartet«, sagte ich ehrlich. Er kam mir schon bei unserem ersten Treffen so vor, als wäre er sehr aufgeweckt. Also das genaue Gegenteil von mir. Mal von meinem gesundheitlichen Zustand abgesehen, war ich auch so kein besonders sportaffiner Mensch.
Wir unterhielten uns eine ganze Weile über ziemlich viel sinnloses Zeug, bis plötzlich sein Handy klingelte. »Hallo Iwa-chan! ... Ich bin gerade im Krankenhaus. ... Ja, ich bin bis Freitag einsatzfähig. ... Nein, ich bin nicht genervt, du hast gerade nur ein schönes Gespräch zerstört. ... Nein, kein Mädchen. ... Vielleicht später. Bei dann, Iwa-chan!« Seine Stimme klang irgendwie anders. Sanfter, aber auch kindlicher, und seine Stimmlage war eine Oktave höher als vorher.
Fragend blickte ich den Größeren an. »Ach, das war nur mein bester Freund. Er wollte wissen, ob ich Freitag wieder spielen kann, weil da mein Club ein Spiel hat, und da werde ich benötigt«, erwiderte er mir lächelnd. »Sie sind also so schwach, dass sie es ohne dich nicht gebacken kriegen würden?«, schmunzelte ich. »So würde ich das nicht sagen. Wir sind ein sehr starkes Team, auch wenn wir gegen deine Schule nicht ankommen.«
Diese Worte ließen mich kurz stutzen. Doch dann fiel mir auf, dass er mich ja zur Shiratorizawa gebracht hatte und daher weiß, wo ich zur Schule ging. »Auf welche Schule gehst du denn?«, fragte ich neugierig. »Ich bin im Volleyballclub der Aoba Johsai«, antwortete er stolz. Ich war tatsächlich kurz enttäuscht, dass er nicht auf die Karasuno oder dieser Seijoh ging, doch dieses Gefühl verflüchtigte sich so schnell, wie es gekommen war.
Ich öffnete meinen Mund, um noch etwas zu sagen, da öffnete sich die Tür und mein Onkel trat hinein. »Wir können«, sagte er bloß und drehte sich wieder um. »Dann mach's gut!« Ich schwang meine Beine aus dem Bett und ging auf die Tür zu.
»Warte!«, rief mir der Braunhaarige zu, bevor ich um die Ecke verschwinden konnte. Fragend drehte ich mich um und sah abwartend in seine Augen. »Wie heißt du?«, fragte er. »Satoyo.« »Ich bin Oikawa! War schön dich wieder gesehen zu haben!« Ich nickte und drehte mich dann um.
Mein Onkel lief bereits einige Meter vor mir und ich musste mich ranhalten, um ihm hinterherzueilen. »Du darfst mir sicher nicht verraten, was der Typ von eben hat, oder?«, fragte ich den Schwarzhaarigen. Er schüttelte nur seinen Kopf. »Selbst wenn ich es wüsste, könnte ich es dir nicht sagen. Aber ich bin auch nicht für ihn verantwortlich, also weiß ich es sowieso nicht konkret.« Seufzend gab ich mich geschlagen. Hätte ja klappen können.
Schweigend liefen wir nebeneinander zum Untersuchungsraum. Plötzlich fiel mir etwas ein. »Ich soll dich von Dad zum Essen heute Abend einladen. Also wenn du Zeit hast!«, berichtete ich dem Älteren. »Meine Schicht ist nach deinem MRT zu Ende, ich könnte also direkt mitkommen«, überlegte er laut, »Ich schreibe deinem Vater gleich, dass er dich nicht abholen braucht. Du kannst dann bei mir mitfahren.«
Wir kamen endlich bei dem Raum für das MRT an. Da es nicht meine erste Untersuchung mit diesem Gerät war, hatte ich schon im Vorhinein keine Klamotten angezogen, die Metall enthielten. Somit konnte ich mich direkt auf die Liege legen. Die Vorschriften mussten mir ebenfalls nicht erläutert werden, was die ganze Angelegenheit erheblich verkürzte. Schließ dauerte es so schon über eine halbe Stunde und ich wollte einfach nur wieder nach Hause in mein Bett.
Mir wurden Elektroden auf die Brust geklebt und ich bekam Kopfhörer, die ich mir sofort auf die Ohren setzte. Die Musik erklang in einer angenehmen Lautstärke. »Wir schalten jetzt das Magnetfeld an«, hörte ich die Stimme meines Onkels durch die Kopfhörer sagen.
Aus irgendeinem unerklärlichen Grund wollte mir das Gespräch mit Oikawa nicht aus dem Kopf gehen. Immer wieder schweiften meine Gedanken zu ihm ab. Wie lästig.
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Be King Again - Oikawa x male OC
FanficSatoyo Kenta lebt lieber für sich alleine, doch wie es der Zufall will, gerät er an Goshiki und wird plötzlich der Manager der Volleyball Mannschaft. Durch einen nächtlichen Spaziergang lernt er Oikawa kennen, auf den er zukünftig öfter trifft, als...