Kapitel 9

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Alinas Mutter googelte gerade den Wetterbericht für den heutigen Tag. „Es tut mir leid, Alina, aber für den restlichen Tag ist Regen und auch hind und wieder Gewitter angesagt. Vielleicht wäre es ja doch besser, wenn wir später oder morgen nochmal wiederkommen, was meinst du?" „Nein, wir müssen warten. Was, wenn ihm bis dann was passiert?" „Ok, du hast ja recht." Also warteten sie, das Gewitter ließ aber nicht nach.

Nachdem Lotta eine Weile gesäugt hatte, ging die Milch dem Ende zu und auch die Babys waren gesättigt. Die Hasenmutter begab sich vorsichtig aus dem Nest, während ihre Kinder die Mündchen von ihren Zitzen nahmen und sich zurück in das weiche Fell fallen ließen. Die Mutter betrachtete ihre Kleinen kurz, dann nahm sie das Fell, dass normalerweise auf ihren Babys lag, nach und nach von der Seite weg, und deckte die Kinder damit wieder zu, sodass sie es warm und weich hatten und geschützt waren. Als sie fertig war, krabbelte sie in Richtung Bautenausgang und machte ihn frei. Anschließend spähte sie nach rechts und links, um zu sehen, ob jemand kam. Aber die Luft war rein! Also krabbelte sie heraus und schob wieder etwas Erde davor.

Falls sie jemand vermisst hatte, würde ihr schon eine Ausrede einfallen. Genau in dem Moment kam aber unglücklicherweise Sternchen. „Was machst du denn da, Lotta?", fragte sie erstaunt und stupste ihre Mitbewohnerin auffordernd an. „Nichts.", antwortete Lotta und beeilte sich, um ihre Arbeit so schnell wie möglich zu Ende zu bringen. „Ich gehe mit dir zu den anderen.", sagte sie dann und drehte sich um, bis sie und Sternchen Köpfchen an Köpfchen saßen Sternchen saß also vor ihr. Die Hasenmutter stupste das andere Kaninchen auffordernd an, um ihr mitzuteilen, dass sie mitkommen sollte und hoppelte in die entgegengesetzte Richtung weg von ihren Babys. Sternchen folgte ihr. Hoffentlich war nichts rausgekommen! Es sah aber nicht so aus.

Sissi saß in einem anderen Eck vom Bau. Sie verspürte große Lust, sich mal wieder zu putzen. Ihre Pfoten und ihr Fell waren außerdem erdig. So drehte sie sich um und schleckte mit ihrer Zunge immer wieder über ihre Seiten und ihren Rücken, soweit sie eben kam. Jetzt wollte sie sich erst mal ein bisschen Zeit dafür nehmen. Vielleicht war Schoki ja auch so nett ihr zu helfen. Im Gegenzug dazu könnte sie ihn dann ebenfalls putzen. Als nächstes kamen die Pfoten und dann die Ohren dran. Und dann eventuell auch noch der Bauch. Jetzt saß sie eh im Tunnel fest, da konnte sie sich auch um so etwas kümmern. Außerdem war es schön. Köttel musste sie auch mal wieder fressen, da sind einige Vitamine drin, die Kaninchen brauchen. Das konnte sie auch gleich bei der Putzprozedur erledigen. Ihr Fell war teilweise sogar ein bisschen rau von der Erde. Es schmeckte auch nicht gut, wenn sie die Erde dann auf ihrer kleinen Zunge hatte. Schoki kam wirklich um die Ecke gebogen. Erfreut hoppelte sie auf ihren Freund zu und streckte ihm sein Köpfchen entgegen. „Kannst du mich bitte putzen, Schoki?", bat sie in einem freundlich bittenden Ton. „Na klar. Du bist doch meine Sissi.", antwortete er zu ihrer Freude. Naja, eigentlich hatte sie auch nichts anderes als seine Zustimmung erwartet. Es wurde richtig gemütlich.

Irgendwann hatten sie dann genug vom Putzen und legten sich nebeneinander.

Lotta war nervös. Was, wenn Sternchen sie entdeckt hatte? „Was hast du denn da gebuddelt, Lotta?", kam jetzt auch schon die Frage. „Wie schon gesagt: Nichts Besonderes.", antwortete die Kaninchenmutter erneut. „Ich hatte nur Lust, mal mit der Erde zu spielen. Außerdem werden meine Krallen viel zu schnell lang, wenn ich nicht buddle.", fiel ihr dann doch noch die richtige Notlüge ein. Sie hatte versucht, möglichst wahrheitsgemäß zu klingen. „Aha. Wenn das so ist. Ich dachte schon, du hättest was Besonderes gemacht. Aber vielleicht können wir ja das nächste Mal zusammen mit der Erde spielen?", fragte sie und war sofort Feuer und Flamme von ihrer Idee. „Das können wir mal machen." „Was wollt ihr machen?", fragte Otto nun, der den beiden in genau diesem Moment begegnete. „Mit der Erde spielen. Hat Lotta eben gemacht. Du kannst gern mitmachen, wenn du magst.", sagte Sternchen. Na toll. Wenn Sternchen erfuhr, dass Lotta Babys hatte und wo sie lagen war es ja noch nicht allzu schlimm. Aber Otto durfte nicht an die Babys. Er wusste, wo sie waren, aber er durfte keinesfalls mit ihnen zu tun bekommen. Sie versuchte ja schon alles, damit er Abstand zu ihnen hielt. Doch dann kam Lotta plötzlich die rettende Idee: Sie würde einfach eine andere Stelle vorschlagen - noch bevor Sternchen zu ihren Kindern hoppeln konnte - wo sie mit Otto und Sternchen und wem auch immer rumgraben konnte und weiterhin versuchen, die Babys geheim zu halten beziehungsweise Otto von ihnen fernzuhalten.

„Ich habe vergessen Kasimir zu füttern!", fiel der Kaninchenbesitzerin plötzlich ein. „Hat er noch Heu?", fragte ihr Vater. „Nein. Das habe ich heute, bevor der Anruf kam, durchs Fenster gesehen. Eigentlich wollte ich ihn nach dem Frühstück füttern, aber dann kam der Anruf wegen Bommel. Da war dann so eine große Aufregung, dass ich nicht mehr drangedacht habe. Er hat gar kein Futter mehr. Ob er noch Wasser hat weiß ich nicht. Er muss durchdrehen. Und dann auch noch das Gewitter.", antwortete das Mädchen. „Und gestern Abend sind wir so spät nach Hause gekommen und ich war so traurig, weil kein Anruf wegen Bommel auf der Mailbox war, da habe ich auch vergessen zu füttern." „Hier wird jetzt eh nichts passieren, bei dem Wetter", meinte ihre Mutter.

Kasimir hatte jetzt schon seit gestern Mittag nichts mehr gefressen, außer ein paar ekligen Heuhalmen, die er zwischen seinem Mist und dem Stroh noch gefunden hatte. Gestern Morgen wurde die Heuraufe nicht nachgefüllt, weil Alina wohl dachte, es würde bis zum nächsten Mal reichen (hoffentlich wusste sie da noch nicht, dass es bis zu seiner nächsten Mahlzeit noch so lange dauern würde, dann hätte sie seinen Hunger nämlich deutlich unterschätzt). Wartend saß er in seinem dreckigen Stall, er hatte sich hungrig bis ganz nach oben geschleppt. Jetzt saß er da in seinem Mist, und beobachtete, wie es hinter dem Draht wie aus Eimern goss. Wie schön musste es sein, sich wie Bommel und alle anderen freien Kaninchen das Futter holen zu können, wann immer man es wollte!

„Es gewittert zu stark und die Kaninchen sind im Bau. Solange es gewittert, werden sie nicht rauskommen. Und so wie der Himmel aussieht, wird das noch ein Weilchen anhalten. Wir können alle gemeinsam zurückfahren und ihn füttern. Kaninchen müssen immer was zu fressen haben, vor allem Heu, sonst ist es schlecht für ihre Verdauung.", sagte ihre Mutter. „Ok. Es gibt nicht nur Bommel. Aber wir müssen uns beeilen. Und wenn sie eh nicht rauskommen.", sagte Alina.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 06, 2022 ⏰

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