Kapitel 8

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Jetzt standen noch weitere Arbeiten an. Babys trocken lecken und die Nachgeburt verzehren zum Beispiel. Außerdem musste sie die Nabelschnur jedes Einzelnen entfernen. Das kam als allererstes an die Reihe. Als Nächstes würde sie die Nachgeburt verzehren und die Säuglinge ablecken. Wenn die Kaninchenmutter das erledigt hatte, würde sie ihre Kleinen bald trinken lassen. Es konnte eine Weile dauern, bis Kaninchenbabys das erste Mal Milch bekamen. Aber in den nächsten 24 Stunden nach der Geburt musste es passieren.

Sie begann mit diesen anstehenden Arbeiten, als sie ihre Kaninchenkinder zufrieden betrachtet hatte. Die Mutter hatte nicht das Gefühl, dass eines der Säuglinge nicht gesund war. Das braune Kaninchen hatte zehn kleine, gesunde Kaninchenbabys zur Welt gebracht. Was für eine Freude! Und sie würde sich gut um sie kümmern, Lotta war nämlich eine hervorragende Kaninchenmutter.

Otto leistete seiner Freundin keine Gesellschaft. Er ließ sie in Ruhe, wenn sie das wollte. Er verstand sich aber auch mit Sissi und Schoki gut. „Ich habe das Gefühl, Lotta möchte gerade allein sein.", erklärte er den beiden. „Warum das denn? Ihr seid doch sonst immer zusammen?", wunderte sich Schoki. „Genauso wie wir ein Paar sind." „Keine Ahnung. Ich würde mich auf jeden Fall sehr gerne zu euch setzen." „Klar. Du bist doch auch von uns ein guter Freund.", sagte Sissi aufgeschlossen. Otto freute sich über ihre Freundlichkeit. Er hatte wirklich keine Ahnung, was zurzeit mit Lotta los war, aber er hatte das leise Gefühl, dass sie Babys erwartete oder schon bekommen hatte. Vielleicht sollte er mal nach ihr sehen? So beschloss er, dies gleich zu tun.

Lotta verzehrte zuerst die Nachgeburt. Als nächstes leckte sie die Kleinen trocken, damit war sie bei zehn Säuglingen erst mal eine Weile beschäftigt. Es dauerte einige Minuten.

„Ich muss jetzt aber erst mal nach Lotta sehen.", verkündete Otto, damit die beiden anderen Bescheid wussten. Damit hoppelte er in den Bau, wo er die Braune verschwinden gesehen hatte. Das Männchen hüpfte suchend durch die Gänge. Bis er fand, wonach er suchte. „Lotta!", stieß er erleichtert aus, als er sie wirklich mit Kaninchenbabys entdeckte. Er hatte nämlich auch schon Angst gehabt, dass sie krank sein könnte. Und das wäre gar nicht gut gewesen. „Lass mich in Ruhe, Otto. Ich kann jetzt nicht, wie du vielleicht siehst."

Wenn Kaninchen trächtig sind, verhalten sie sich anders als sonst. Sie werden ruhiger. Ruhige Kaninchen dagegen werden eher ein bisschen wild. Dass sie dicker werden, kann man kaum wahrnehmen, im Gegensatz zu einem Meerschweinchen beispielsweise. Die werden kugelrund, wenn sie Kinder erwarten. Das war auch bei Lotta der Fall gewesen. Sie hatte sich in letzter Zeit etwas verändert, deshalb war Otto auf die Idee gekommen, dass sie Kinder erwarten könnte.

Lotta hatte das Ablecken, womit sie gerade eigentlich beschäftigt war unterbrochen, um Otto abzuweisen. Der Schutz der Neugeborenen war wichtiger. „Du musst mich in Ruhe lassen, wenn ich hier bin. Du bist eine Gefahr für unsere Kleinen. Sie sind aber alle gesund. Ich will sie beschützen. Du musst jetzt gehen. Geh zu Sissi und Schoki, die sind doch nett. Mit denen verstehst du dich doch. Sie sind unsere Freunde. Ich würde mich auch zu ihnen gesellen, wenn es andersrum wäre.", sagte Lotta. Otto blieb erst einmal steif vor dem Nestplatz sitzen. Steif über diese Abweisung. „Geh!", fuhr Lotta ihn an, als er sich trotz ihres Vortrags nicht rührte. Sie machte einen Satz auf ihn zu und knurrte dabei. Das verängstigte das Männchen. „Du kannst hier nicht bleiben!" Langsam wurde Lotta ärgerlich. Und Otto verstand. Lotta war die Chefin, man musste tun, was sie sagte. Also folgte er ihrem Befehl. So schnell er konnte hoppelte er zum Bauausgang. Er war noch immer schockiert. Aber er freute sich auch über die Babys. Er bekam den Wunsch, erneut eine Häsin zu decken.

Lotta machte weiter. Nachdem sie alle ihre Babys abgeschleckt hatte, wartete sie noch mit dem Säugen.

Vielleicht sollte er es mit Sissi versuchen? Sie war eine Freundin, wie Lotta auch sagte. Kaninchen sahen das alles nicht so eng wie Menschen. Lotta wäre es egal, wenn eine andere Häsin Babys von ihm bekäme. Er könnte es auch bei Sternchen, Brownie oder Fleckchen versuchen. Es standen ihm sogar noch mehr Weibchen zur Auswahl. Jumi zum Beispiel. Jumi war auch eine liebe Häsin. Oder Pünktchen. Er würde es auf alle Fälle tun. Egal mit wem. Otto dachte nicht darüber nach, mit welchem Kaninchen er Kinder zeugen wollte. Er machte es einfach, besonders bei Lotta. Mit ihr war er am engsten verbunden. Umso schockierter war er, wenn sie ihn derart abwies. Zu seiner Freude kam sogar Lotta dazu und sie unterhielten sich ganz normal, als sei nichts gewesen.

Gefahr auf der LöwenzahnwieseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt