„3...2..1.. Los!", ich wurde auf die Bühne einer Frühstücksshow geschoben. Augenblicklich ertönte ein erheblich lauter Wall aus Jubel und die Moderatorin der Show wies mich einem Platz zu, einen grauen Sessel, auf dem ich es mir augenblicklich bequem machte.
„Hallo Jaxon, ich freue mich dich hier willkommen heißen zu dürfen." Sie sah mich mit ihrem gekünstelten Lächeln an und wand sich daraufhin den Zuschauern vor uns zu, die die Stuhlreihen, die uns in einem Halbkreis umstellten, besetzten.
„Ich freue mich auch hier sein zu dürfen." Ich warf der Moderatorin und den Zuschauern mein Zahnpastalächeln zu, woraufhin das Gekreische noch lauter wurde. Auch wenn ich verstand, dass ich nun mal unwiderstehlich war, war es für mich ein Mysterium, warum so viele Leute, allen voran Mädchen, so früh aufgestanden waren, nur um mich zu sehen. Mal ganz abgesehen davon, dass dieses Gekreische für einen Samstagmorgen viel zu laut war. Aber Schlaf war anscheinend nicht unbedingt die höchste Priorität der Mädchen, die mich begeistert betrachteten und versuchten, jede noch zu kleinste Bewegung einzufangen.
„Jaxon, immer wieder hört man Gerüchte, du veröffentlichst bald einen neuen Song oder gar ein neues Album. Wann dürfen wir darauf hoffen?", „Schon sehr bald.", das war eine Lüge. Ich hatte schon seit Jahren keinen Song mehr herausgebracht und das würde sich auch nicht ändern, wenn ich es nicht wie bei einem Wunder hinbekam, einen Text zu schreiben. Doch mir fiel nichts ein. Ich war leer. Schon seit Jahren.
Doch die Moderatorin und offensichtlich auch die Fans, deren Gekreische noch lauter war als davor (dass das überhaupt möglich war!), glaubten mir diese Lüge.
„Und jetzt liebe Damen und Herren," sie zwinkerte mir zu, „Jaxon mit seinem Nummer 1 Hit I'll wait for you."
Ich erhob mich aus meinem Sessel und platzierte mich auf der markierten Stelle, die auf der Bühne gekennzeichnet war.Als die Musik ertönte, schien alles, um mich herum unwichtig zu werden. Ich war in Trance und sang. Sang mit allem, was ich hatte. Das war das, was ich an dem Ruhm liebte. Die Auftritte. Die Musik. Dieses Gefühl. Ließ mich leiten von den Klängen, um den ganzen Scheiß um mich herum zu vergessen. All das Leid. Ich blendete meine Vergangenheit aus und war nicht mehr das Lieblingsobjekt der Klatschblätter. Ich war ich.
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„Wieso hast du gelogen?" Wow, ich war gerade mal ein paar Sekunden Backstage und mein Manager hielt mir schon wieder eine Standpauke. Na herzlichen Dank auch.
„Ich habe nicht gelogen.", schon wieder eine Lüge. „Irgendwann wird sicher ein neuer Song kommen.", ich versuchte, meine Stimme überzeugt klingen zu lassen, doch das gelang mir augenscheinlich nicht.
Richard, mein Manager, schien davon nicht so überzeugt und schüttelte den Kopf. Er lief auf und ab. Wieder und wieder. Bis er plötzlich stehen blieb.
„Ich habe eine Idee." Er lächelte gehässig. „Doch sie wird dir garantiert nicht gefallen."
Ehrlich gesagt wollte ich sie nicht hören. Das konnte nichts Gutes sein.Also lief ich an meinem, manchmal viel zu pedanten Manager, vorbei, um zu Tür zu gelangen. Ich musste zwar zugeben, dass ich in den letzten Jahren nicht besonders produktiv gewesen war und möglicherweise, na ja - auf jeden Fall, so stur wie ein Esel war, aber dennoch war ich kein kleines Kind mehr, das man dirigieren musste wie ein Orchester. Ich funktionierte sehr gut alleine. Zumindest meistens.
Ich war heute früh aufgestanden und hatte mein Ding gemacht. Ich hatte meine Arbeit gemacht und jetzt kam das Vergnügen. Punkt. Aus. Schluss.
Ich hörte noch wie Richard protestierte, drehte mich aber nicht noch einmal um und verließ das Studio, was sich als kompliziert herausstellte.Denn kaum stand ich vor der Tür, blendeten mich auch schon die Lichter der Paparazzi. Sie drängten sich zu mir, um ein hübsches Foto zu ergattern, und riefen mir fragen zu. „Hast du eine neue Flamme?", „Wann kommt ein neues Album?". Es war immer das Gleiche. Wieder und wieder nur dieselben unangenehmen und eintönigen Fragen.
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Secret Success
ChickLitCamille hat einen Traum. Jaxon hat ihn gemeistert. Das Scheinwerferlicht ist Segen und Fluch zugleich. Die Musik entführt Camille in die Welt der Reichen, Schönen und der Berühmten. Jaxon droht hinabzufallen in das unendlich tiefe Loch, das der Er...