Distraction

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Wie auch die vergangenen Samstage wollte ich mich statt von einem nervtötenden Wecker, von den warmen Sommersonnenstrahlen animieren lassen in den Tag zu starten. Doch als ich erwachte, war es noch nicht einmal besonders hell, die Sonne war gerade erst am Aufgehen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es gerade 5:30 war. Ich rollte mit den Augen, wollte mich auf die andere Seite drehen, in der Hoffnung nochmal einschlafen zu können, da vernahm ich leise Musik, welche vermutlich auch die Ursache dafür war, dass ich bereits erwacht war. Da meine Neugier nun nach kurzem Ringen gegen meine Müdigkeit gesiegt hatte, stand ich noch ziemlich verschlafen auf und warf mir meinen Kimono über das dunkelblaue Negligee. Ich versuchte möglichst leise die Stufen herunter zu treten, um nicht das zu unterbrechen, was dort unten vor sich ging, durch meine Anwesenheit. Ich konnte zwar bereits schon den vergangenen Samstag nicht fassen, dass Robert Downey Jr. in meiner Küche stand, aber jener Anblick, der sich mir dort bot, war nahezu noch unglaubwürdiger. Das Radio spielte gerade L.O.V.E von Nat King Cole, während Robert tanzend Kaffee ansetzte. Als er mit dem Kaffee fertig war, bewegte er sich weiter schwungvoll, aber leichtfüßig zur Musik. Er begann leise mitzusingen, bekam allerdings immer noch nicht mit, dass ich am Fuße der Treppen stand und ihn beobachtete. Total in die Musik vertieft, hielt er die Augen geschlossen. Dieser Anblick erfüllte mich so mit Freude und einem wohlig warmen Gefühl, dass ich nun doch irgendwie darauf reagieren musste, was sich mir hier bot, also kicherte ich leise los. „Good Morning stranger, what the hell is going on here?" Der Schreck stand ihm ins Gesicht geschrieben aber binnen weniger Sekunden hatte er sich wieder gefasst und setzte sein Poker Face auf. „I'm just following your lead, dancing out all my feelings. Good morning to you too, dear", entgegnete er kokett mit einem aufgesetzten, charmanten britischen Akzent. „And what kind of feeling wakes you up on Saturday morning at 5:30?" Er schüttelte gespielt ungläubig den Kopf, trat näher an mich heran und hielt mich bei den Schultern. Ich muss zugeben, dass mich die Situation nun etwas verwirrte. „Joy, my dear Marie, complete Joy. The week with you has been so amazing, I'm totally relaxed und happy in this moment and because of that I wanted to celebrate my happiness with your funny dancing ritual and by watching the sunrise at the beach. Luckily you are awake now, so you can join me", sprudelte er los wie ein Wasserfall. „Sometimes you really are acting like a man child, Robert", antwortete ich lachend und schob mich an ihm vorbei, um mir den Kaffee zu nehmen, den er gerade angesetzt hatte, lehnte mich gegen die Küchenplatte, nippte an dem heißen Getränk und schielte ihn über den Rand der Tasse hinweg amüsiert an. Er kniff die Augen zusammen und zeigte mit dem Finger auf mich, oder die Tasse, ich war mir unschlüssig über sein Ziel. „Actually, I am a man child, I'm like Peter Pan. Second of all that's my coffee you're sipping on, but feel free to make me another one. And last but not least: is that a yes? Will you come with me to the beach?" Mit seinen großen, dunkelbraunen Augen warf er mir nun einen zuckersüßen Hundeblick zu. Ich stöhnte gespielt, machte ihm einen neuen Kaffee und erwiderte: „You definitely talk to much at this time of day, secondly I doubt that Peter Pan drinks as much coffee as you do, and yes, I will join you, but first you will put on a shirt, because in this household we wear clothes, thank you." und drückte ihm seine neue Tasse in die Hand. „Don't act like you don't like what you see, I am blessed. Let's go." Er klatschte freudig in die Hände und wollte gerade zur Tür hinaus, als ich ihm das T-shirt, welches über einem der Holzstühle lag, auf den Kopf warf und ihn somit auf der einen Seite orientierungslos machte und mich belustigen konnte, da er ein amüsantes „Oof" von sich gab. „Put your shirt on, Robert", wiederholte ich ernst und versuchte mir mein Lachen zu verkneifen. Er stellte seine Tasse beiseite, zog sich das T-shirt über den Kopf und zog erwartungsvoll die Augenbrauen nach oben. „So what, are you happy now, can we go?" Ich schleifte ihn an der Hand hinter mir her zum Strand und lachte.

Wir saßen eine Weile schweigend nebeneinander auf dem sandigen Boden und genossen den Anblick der aufgehenden, grellen Morgensonne. Dann unterbrach er die Stille. „I meant what I said in the kitchen. This week with you has been so lovely and I am really thankful for all of it." Ich errötete etwas. Dies geschah irgendwie immer dann, wenn er ganz tief und leise zu mir sprach und es lag so viel Ehrlichkeit in seinen Worten, dass ich durch diese ganze surreale Situation eine leichte Gänsehaut bekam. „I told you to stop thanking me all the time. In fact, I have to thank you. Without you here Joanna would've never believed me that I met you", versuchte ich die Situation humorvoll zu überspielen. Er schnaubte leicht belustigt „You two are a funny bunch to hang out with. But the fact that you've watched your ex fiancé for a couple years before you were actually together still frightens the shit out of me." Er tat ostentativ verängstigt. „You know that's not how it went", lachte ich und schlug ihm leicht gegen die Schulter. „Ouch", affektierte er und rieb sich theatralisch über die Stelle. Ich rollte mit den Augen „Man child" Es war wieder einen Moment still dann lehnte er sich mit seiner Schulter an meine. „I still mean it. You're really something else, Marie. Not everyone would've done that for me." Ich lehnte mich ein noch ein Stück mehr gegen ihn. „You're something else too Robert and you're not the only one who is thankful right now." Ich seufzte und fühlte mich in diesem Augenblick total erleichtert. „So, you are going to see the kids today, correct?" „Yeah, Alisa and her new girlfriend are taking the day off for themselves, so it's my opportunity to see them and spend some time with them together." „Do you want me to join you?" „Well actually I want to spent some time alone with the kids and I think Alisa wouldn't like to see them together with a stranger." „Yeah, got that." Irgendwie fühlte ich mich schlecht, Robert nicht mit zu integrieren, aber das ist ein sehr privater Teil meines Lebens und ich möchte mir die Chance, die Kinder noch in meinem Leben zu haben, nicht verspielen, da sie ja nicht meine eigenen waren.

Strangers Again (RDJ Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt