Die meiste Zeit im Flieger verbrachte ich schlafend, auch weil ich ein Gespräch mit Robert gerade zu vermeiden suchte. Ich wusste auch nicht so ganz, auf was ich mich hier eingelassen hatte und wohin das führen würde, allerdings war mir klar, dass Robert einen Freund brauchte in seiner Situation und diese Unterstützung konnte ich ihm jetzt genauso wenig verwehren, wie damals in Berlin. Ob dies die richtige Entscheidung war, würde sich wohl noch zeigen.
„You know, if you stay like this any longer, it will be like this forever", begann Robert als wir in den Wagen gestiegen waren, der uns vom Flughafen abholen sollte. Ich verstand nicht ganz, worauf er hinauswollte und warf ihm einen fragenden Gesichtsausdruck zu. „Pffiu lucky you, I thought it would already be to late." Er wischte sich theatralisch über die Stirn und zeigte dann auf mein Gesicht. „Your face, you have this serious expression on it for hours now. Even Kev, the chauffeur looked scared." Ich prustete lauthals los und vergrub mein Gesicht hinter meinen Handflächen. „No way, she can laugh again. Show me your beautiful smile", gab er zwischen seinem Gekicher zum Besten und hielt mich an den Handgelenken, um mich davon abzuhalten, mich weiterhin zu verstecken. Das Gelächter ebbte langsam ab und er nahm jetzt meine Hände in seine, immer noch ein Lächeln auf den Lippen. „Seriously, Marie, you shouldn't think to much, I promise you everything will be fine." Während der Fahrt erkundigte ich mich bei ihm, ob er sich schon um die Programme gekümmert hätte. Ich weiß auch nicht wirklich, warum ich es Programme nannte, aber es schien mir umsichtiger zu sein. Tatsächlich meinte Robert, er hätte direkt heute Morgen schon Termine für die Woche vereinbart. Er sprach sehr offen über das Thema mit mir, um mir einerseits zu zeigen, dass es ihm ernst war und dass er sich wirklich bemühte, das Richtige zu tun. Anderseits vermutete ich, dass er auf diese Art und Weise versuchte mein Vertrauen zurück zu gewinnen. Wir sprachen viel über seine Vergangenheit, was mir sehr nahe ging. Einiges wusste man natürlich aus Interviews und eben allem, was das Internet preiszugeben hatte. Jedoch war es nochmal etwas ganz anderes die Dinge, die geschehen waren, ungeschmückt von ihm zu hören, ohne dass ein Fernsehfrisör nochmal Hand an seine Worte gelegt hatte. Es war eigentlich ein Wunder, was aus ihm geworden ist, jedoch ist genau dieses Wunder nicht mehr da und ich denke, das hat ihn wieder auf dunklere Pfade geführt. Obwohl doch die Früchte dieser Zeit, alles was aus seinem Leben geworden ist, wie es sich gewandelt hat und was es ihm alles gebracht hat, Grund genug sein sollten, nach vorn blicken zu können.
Nach einer fast zweistündigen Fahrt kam der Wagen endlich final zum Stehen, obwohl ich dennoch kurz die Befürchtung hatte, dass wir nur wieder eine viel zu lange Pause einlegen würden. Kevin, der Fahrer, half mir beim Aussteigen und als er zur Seite trat, ragte eine gigantische Windmühle vor mir empor. Ich hielt mir die Hand vor den Mund und lachte los, so heftig, dass ich sogar in die Knie ging. Kevin sah mich entgeistert an und dachte wahrscheinlich, dass ich total verrückt wäre. Jeder andere hätte wahrscheinlich mit einem einfachen Staunen oder vielleicht sogar nur sprachlos reagiert, aber für mich war dieses Bild, was sich hier vor mir bot, so absurd, dass ich nicht anders reagieren konnte. Robert stand schon mit unseren Koffern am Fuße der hellgrauen Holztreppe, die zum Eingang, dieses obszönen Wohngebildes führte und warf einen verwunderten Blick über seine Schulter. Wieder zu Atem kommend gab ich hervor: „I... I am so sorry. But this whole situation is so weird, I feel like I entered a Disney movie seconds ago. I definitely understand why people call you eccentric." Ich wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel, die mir vor Anstrengung und Ektase im Auge stand und holte zu ihm auf. „A house can be everything but boring, dear. And I am not eccentric, I am extravagant. Remember? Enjoying the finer things of life?" Ich rollte gespielt genervt mit den Augen und schob mich an ihm vorbei in den Flur. "See, you're are quoting yourself from your own interviews, very eccentric." Sagte ich und während ich den Flur entlang ging, ließ ich meine Hand an den Wänden entlang streichen, ein bisschen so als müsste ich mich selbst überzeugen, dass das hier echt war.
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Strangers Again (RDJ Fanfiktion)
FanfictionMarie Weit ist der Inbegriff einer Perfektionistin, ob in ihrem Job als Lehrerin oder im Leben. Doch an der Stelle, wo unsere Geschichte beginnt, ist leider alles andere als perfekt für sie. Sie entschließt sich eine Auszeit von allem zunehmen. Wer...