Where's Prince Charming

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Weihnachten stand bereits vor der Tür und ich begutachtete gerade meine gepackten Koffer, die in dem spärlich geschmückten Wohnbereich standen. Da Nathan länger in London geblieben war als gedacht und wir das Fest ohnehin nicht hier verbringen würden, hatte ich nicht die Muße gehabt, das ganze Haus für mich allein festlich zu dekorieren. Natürlich freute ich mich darauf nach Amerika zu reisen und alle wieder zu sehen. Die Geschenke, die ich gekauft hatte, benötigten sogar einen eigenen Koffer. Aber irgendwie ruhte da im Dunkeln eine schwere Last auf meiner Seele.

>>My flight goes in 4 hours, argh I'm beaming. Do I see you tomorrow? I miss you, babe.<< Ich drückte auf senden und verließ das Haus mit einem leeren Blick über die Schulter. Die Fahrt zum Flughafen war lang und unspektakulär. Ich grübelte über die verschiedensten Dinge. Ob ich auch wirklich alle Geschenke für die Mädels gestern abgeliefert hatte? Ob meine Mum und mein Dad wirklich damit konform waren, dass wir Weihnachten nicht mit ihnen feierten? Ob Freya sich über ihr Geschenk freuen würde? Ob Nathan es rechtzeitig schaffen würde bis Heiligabend - und und und - es nahm nahezu kein Ende. Am Flughafen angekommen, checkte ich nochmal meine Nachrichten.

R.

>>Have a good flight. Shall I pick you up?<< Ich schmunzelte und scrollte weiter. - keine weiteren Nachrichten - Ich seufzte und antwortete Robert schnell bevor ich in den Flieger einstieg.

M.

>>Thx, but theres no need for. Can't wait to see you Rob ;)<<

Ich verlies das Flugzeug mit gemischten Gefühlen. Nate hatte sich inzwischen gemeldet und meinte er würde es nicht vor morgen schaffen. Immerhin war er am 24. dann da. Der Abend hatte zwar für die anderen auf der Feier nicht so viel Bedeutung wie für mich, da sie ja erst am 1. Weihnachtsfeiertag Geschenke austauschten, jedoch hoffte ich einfach, dass ich den Moment mit Nathan teilen dürfte. Ich war schrecklich müde und wollte nur noch ins Appartement, was Freya für uns und die Crew organisiert hatte, um mich etwas schlafen zu legen. Mit meinem Tunnelblick durchstreifte ich den Flughafen und begab mich in Richtung des Ausgangs, um mir ein Taxi zu nehmen, da riss mich ein plötzlicher Ruck total aus dem Konzept. Zwei Arme schlangen sich von hinten um mich und deren Schwung brachte mich aus dem Gleichgewicht, sodass ich drohte zu fallen. Mein Angreifer schien mit dieser Reaktion nicht gerechnet zu haben und schwankte ebenfalls bedrohlich, sodass wir beide ruckartig zu Boden fielen. Empört riss ich die Augen auf und wollte den schweren Missetäter von mir runter schubsen, da erkannte ich sein Gesicht und zwei freundliche Augen, die mich entschuldigend anfunkelten. „Surprise!", sagte dieser mit leiser Stimme, in der ein reuevoller Unterton lag. Ich konnte vor Freude kaum an mich halten und grinste ihn strahlend an, was er nur erwidern konnte, da wechselte schlagartig meine Miene zu zornig und todernst und ich zog ihm ruckartig die Mütze übers Gesicht. „Are you insane? People could recognise you. Get off of me", flüsterte ich angestrengt in der Hoffnung, dass ihn niemand erkannt hatte und schliff ihn an der Hand hinter mir her. Die Mütze immer noch bis unter die Nase gezogen, grinste er etwas dümmlich und ließ sich blind von mir führen, was irgendwie zuckersüß aussah und ich kicherte amüsiert. Draußen angekommen, erkannte ich Kevin in einem für Roberts Verhältnisse doch eher unscheinbarem Wagen sitzen. Im Auto sitzend nahm er endlich die Mütze ab und ich fiel ihm freudig um den Hals. „You are such a dork. What are you doing here? I told you, you don't have to pick me up." Ein tiefes Brummen vibrierte in seiner Brust, als er mich fest umarmte. Als wir wieder etwas Abstand gewonnen hatten, richtete er erst einmal sein Outfit. Er trug eine schwarze Jogginghose, die lässig in seine braunen Boots fielen. Dazu passend hatte er einen schwarzen Sweater an und darüber eine hellkarierte Weste gegen die Kälte. Und wenn man denkt, ach das ist doch eigentlich ganz schlicht für Robert Downey Jr., dann kommen die neongelben Schnürsenkel und das farblich ergänzende Beanie dazu. Ich musterte ihn lächelnd, während er sprach. „You know, another theory of mine. Women often say something but actually mean the opposite of it. So if you say, I don't have to pick you up, lord, I will pick you up. The grounds of my theory are that you said, you can't wait to see me and yeah the truth is, I couldn't wait any longer either." All diese Worte sprudelten förmlich aus seinem Mund und er hatte diesen typischen Downey Ton aufgelegt, der in Interviews alle zum Lachen brachte. Bis auf den letzten Satz, den sprach er völlig ehrlich und ruhig heraus. Meine Müdigkeit war wie weggeblasen und ich freute mich gerade einfach nur nicht allein durch New York zu streifen am Vorweihnachtstag, sondern die Zeit mit einem Freund verbringen zu können. Nachdem ich meine Sachen ins Hotel gebracht hatte, schlenderten wir noch ein wenig durch kaum belebte Straßen in kleinen Wohnvierteln, um dem Risiko zu entgehen einen Menschenauflauf durch Roberts Anwesenheit auszulösen.

You are a memory (RDJ Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt