1.4 Gwen

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Gwen

Vor der Backstube herrschte reges Treiben. Da heute Brotausgabe war, war dies heute der Treffpunkt für alle Klatschtanten. Das Thema der Unterhaltungen war natürlich der Dämon. Darüber hinaus gab es zahlreiche Spekulationen, welches Mädchen denn erwählt werden würde. Das ganze Geschnatter war kaum auszuhalten. Mit dementsprechend stark brummendem Schädel betrat sie die Backstube. Dort wartete eine Überraschung auf sie. Der Primus und der Blondschopf.

„Gwen, da bist du ja endlich." Ihre Mutter kam auf sie zu und schob sie direkt vor den Fremden. „Das ist Tyris." Jetzt fiel auch bei ihr der Groschen. Tyris, der älteste Sohn des Primus.

Mäßig begeistert nickte sie ihm zu. „Und was jetzt?" Ihre Frage richtete sie an ihre Mutter.

Jetzt äußerte sich der Prim. Er war ein etwas älterer, stattlich gebauter Mann mit Geheimratsecken. „Tyris kann dir mit deinen Kopfschmerzen helfen."

„Nein." Fassungslos starrte sie zwischen den beiden hin und her. „Sie machen Witze."

Tyris legte eine Hand auf ihre Schulter, die sie sofort wieder abschüttelte. „Ich kann es nicht leiden, wenn man mich unaufgefordert anfasst", informierte sie ihn kalt. Sollte dieser Bubi ihr wirklich mit ihren Kopfschmerzen helfen können? „Ich glaube Ihnen kein Wort." Keiner der Ärzte wusste Rat, warum also er? Das ergab keinen Sinn.

Der Primus lächelte sie kalt an. „Das, liebe Gwen, ist bereits beschlossene Sache. Du wirst morgen Tyris' Frau. Dann hilft er dir, deine Kopfschmerzen in den Griff zu bekommen."

Augenblicklich machte sie kehrt. Das war doch ein schlechter Witz. Das musste sie sich nun wirklich nicht antun. Als ob sie das so einfach entscheiden konnten.

Leider war ihre Mutter schneller an der Tür. „Wo willst du hin?", verlangte sie in inquisitorischem Tonfall zu erfahren.

„Zu dem Dämon und ihm sagen, er soll mich mitnehmen", fauchte sie zurück. Sämtliche Farbe entwich dem Gesicht ihrer Mutter. Jetzt tat sie ihr aufrichtig leid. Vielleicht war sie doch ein wenig zu forsch gewesen. „Ich will raus", erklärte sie etwas ruhiger.

Entschieden schüttelte ihre Mutter ihren Kopf. Dabei flogen ihr die blonden Locken nur so um die Ohren. „Nein. Hör zu. Du hast heute Zeit, dich mit Tyris vertraut zu machen. Morgen Nacht wirst du zu ihm ziehen. Dein Vater hat den Übergabevertrag unterzeichnet."

Übergabevertrag? Fassungslos starrte sie ihre Mutter an und versuchte zu verstehen, was sie ihr da eigentlich sagte. Sie wurde an Tyris verkauft? Von ihrem Vater? Woher wusste der Prim überhaupt davon, wessen Tochter sie war? Und warum sagte ihr niemand etwas? Sie musste hier weg. Und zwar sofort. Dass ihre Mutter den einzigen Ausgang versperrte, machte es nicht gerade einfacher.

„Du wirst dich daran gewöhnen, meine Liebe. Bald wirst du Kinder haben, um die du dich kümmern kannst. Ist das nicht aufregend?" Das strahlende Lächeln ihrer Mutter bereitete ihr nur noch mehr Kopfschmerzen.

„Gwen?"

Diese verfluchten Schmerzen waren so stark, dass sie lauter schwarze Flecken sah. „Lass mich verdammt nochmal einfach raus", presste sie krampfhaft zwischen ihren Zähnen hervor.

„Nein."

Niemals zuvor hatte sie sich gewünscht, dass sie ihrer Mutter egal wäre. Dann hätte sie jetzt freie Bahn. Doch dieses Mal, dieses eine Mal wünschte sie es sich.

„Wenn du meinst, du kannst das, dann geh", erklang Margits entnervte Stimme plötzlich.

Erleichtert stürmte sie nach draußen. Endlich frische Luft. Sogleich nahmen ihre Kopfschmerzen ab. Sie hatte es geschafft. Endlich waren die Flecken verschwunden. Um zu vermeiden, dass ihre Mutter ihre Meinung änderte, rannte sie weg. Richtung See. Dort hatte sich jedoch schon eine Gruppe Gleichaltriger eingefunden. Dieser Ort kam als Rückzugsort also nicht infrage. Blieb ihr nur noch der Ausläufer der großen Wüste. Hier würde garantiert niemand nach ihr suchen.

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