Schmerz der Vergangenheit

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„Nein, Neil! Ich kann das nicht!"

Ginger schubste Neil von sich herunter und sprang vom Bett auf. Schwer atmend und keuchend rannte sie zur Tür und hielt sich mit ihren Fingern am Türrahmen fest. Doch weiter kam sie nicht. Neil hatte sie eingeholt und hielt sie fest. Sein Oberkörper war frei. Auf seiner Brust zierte sich ein Kratzer, den Ginger ihn zuvor verpasst hatte, als er nicht schnell genug reagiert hatte. 

„Ginger. Es ist ok, alles ok, es ist ok!"

Ginger zitterte und begann, schwer zu atmen. Eine Panikattacke. Neil wollte sie an sich drücken, aber er wusste, dass dies nur alles schlimmer machen würde. Er gab sich große Mühe, ruhig zu bleiben. Ginger durfte jetzt auf keinen Fall bedrängt werden. Er sah sich um und dachte nach. Der Stuhl!

Neil wusste, was zutun war. Er holte einen Stuhl und setzte Ginger vorsichtig darauf, gab ihr einen Knetball in die Hand und hockte sich vor ihr hin. Er legte sachte seine Hände um ihre.

„Tief einatmen, Ginger. Es ist alles ok, alles ist in Ordnung. Du hast nichts falsch gemacht. Alles ist ok."

Ihre Hand wollte an ihren Kopf aber Neil verhinderte dies. Er hielt sie fest und strich mit dem Daumen über Gingers Handrücken. 

„Du wirst mich verlassen! Du denkst, ich bin krank. Du denkst, ich bin verrückt. Es...es tut mir leid."

"Nein, es ist alles in Ordnung, Baby. Dir muss NICHTS leid tuen. Ich hätte dir nicht unter das Shirt greifen sollen. Es war meine Schuld."

Ein weiterer misslungener Versuch. Sie hatten es jeden Abend probiert. Langsam, sodass Ginger sich an die Situation gewöhnen konnte. Heute Abend, es war wahrscheinlich der Wein gewesen, hatte Neil die Kontrolle verloren und sich hingegeben.

Es war neu für ihn. Er war es gewöhnt, den Ton anzugeben. Grober zu sein. Leidenschaftlicher. Ginger war aber wie ein scheues Reh, was langsam Vertrauen fassen musste. Sie musste erst lernen, dass Berührungen auch etwas schönes sein konnten. Neil hatte sich dazu entschieden, geduldig zu sein. Er hätte sich jederzeit dagegen entscheiden können.

Aber diese Beziehung mit dieser wundervollen Frau war ihm wichtiger als tausend gemeinsame heiße Nächte. Er suchte Geborgenheit. Etwas beständiges. Eine Frau, die stark war, Liebe zu tragen. Kinder zu tragen.

„Es war nicht deine Hand unter dem Shirt. Du hast dich auf mich gelegt und deine Hand um meinen Hals gelegt. Warum hast du das getan? Wolltest du mir wehtuen?"

"Nein, natürlich nicht. Ginger, es....es tut mir leid."

Diese Nacht machte keiner der beiden ein Auge zu. Neil und Ginger lagen Rücken an Rücken. Jeder ärgerte sich über sich selbst. Besonders Neil.

Wie hatte er nur so dumm sein können? Ihr an den Hals greifen....er könnte sich selbst Ohr feigen. Das hatte auch nichts mit Autismus zutun. Nicht jede Frau mochte es, so angefasst zu werden. Ginger war durch ihren Autismus noch viel ängstlicher. Er hatte alles kaputt gemacht. Er war so sauer auf sich selbst.



Der nächste Morgen in der Klinik vom St. Bonaventure Hospital war ein sehr verregneter Morgen. Passend zu Neils Stimmung. Er war furchtbar schlecht gelaunt. Wenig Schlaf, kein Essen und nichts als Kummer und Sorgen wegen gestern Nacht.

Und dies sollte sich auch nicht ändern im Laufe des Tages. Denn der Patient, der heute eingeliefert wurde, sollte ihn noch lange beschäftigen.

„Siebenundvierzigjähriger Mann mit schlechten Blutwerten und Untergewicht. Laut Akte seit mehr als drei Monaten eine unkontrollierbare Gewichtsabnahme. Er ist auf dem Fahrrad ohnmächtig geworden. Ein Passant hat den Notruf gewählt."

LieblingsmenschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt