Prolog

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Teil Eins

Schattenwald

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Prolog

Luthien Nardyna war ein fröhliches und aufgewecktes Kind gewesen. Sie hatte viel gespielt, viel gelacht und sich von schönen Dingen faszinieren lassen. Von Blumen, Schmetterlingen und Wasser das im Sonnenlicht glitzerte. Sie hatte liebevolle Eltern gehabt, ein großes Zimmer und ein Himmelbett, indem sie solange hatte liegen bleiben dürfen wie sie wollte. Sowohl ihre Mutter, als auch ihr Vater stammten aus hochangesehenen Adelsfamilien und waren eng mit dem König befreundet. Doch dem Straßenräuber war all dies gleichgültig gewesen, als er ihnen wegen ein paar Goldmünzen die Kehlen aufschlitzte und sie in ihrem Blut liegend auf der Schwelle ihres Hauses zurück ließ. Als Luthien sie am nächsten Morgen so auffand, verschloss sich ihre Seele. Die Füße ihres Seelenlosen Körpers trugen sie am nächsten Vollmond zu einer alten, eisenbeschlagenen Tür auf der Rückseite des Tempels. Der Mann dessen Gesicht unter der dunklen Kapuze nicht zu erkennen war und ihr die Tür öffnete fragte sie: »Was willst du vom Orden der Assassinen?« - »Ich will die Mörder meiner Eltern bestrafen«

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Die Jahre des Wartens und der Verfolgung hatten sich gelohnt. Kalte, prickelnde Vorfreude auf seinen Tod machte sich in ihr breit, als der Mann, der ihre Eltern vor vielen Jahren tot vor ihrem Haus liegen gelassen hatte in ihr Sichtfeld trat. Von dem Dach auf dem sie saß, konnte sie alles überblicken, selbst verschmolz sie jedoch vollständig mit den Schatten und blieb unbemerkt von ihm. Die Wut und der Hass auf diesen Mann, die sie seit ihrer Kindheit zerfraßen, nahmen sie vollständig ein. Jedes rationale Denken versagte, nur für den wilden Jagdinstinkt eines Tieres war Platz. Geschmeidig schwang sie sich vom Dach und landete leise wie eine Katze hinter dem Mann, der anscheinend auf dem Heimweg war. Wenige Schritte trennten sie von diesem gewöhnlichen Verbrecher, mit einer Bewegung könnte sie ihn töten, noch bevor er überhaupt begriff, was geschah, aber das wäre zu einfach. Und viel zu schnell. Sie wollte sein Gesicht sehen, wollte ihn fragen, ob er sich überhaupt an ihre Eltern erinnern konnte, oder ob sie einfach in der Masse seiner Opfer untergingen. Stattdessen trat sie in ihrer schwarzen Robe aus den Schatten und als er sich zu ihr umwandte lächelte sie. Es war ein finsteres Lächeln, dass einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Und der Straßenräuber, der Luthien Nardyna in der Robe der Assassinen erblickte, wusste, dass sein letztes Stündchen geschlagen hatte. Denn die Assassinen erteiltem jedem seine gerechte Strafe. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen legte den Kopf schief und flüsterte: »Wollen wir spielen?«

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Mit einer schnellen Bewegung ihres Handgelenkes, schleuderte sie ihm einen ihrer Messerscharfen Dolche entgegen. Doch statt sich mitten in sein Herz zu bohren, streifte der Dolch in nur an seiner Seite und Blut tropfte aus der Wunde. Wäre man Leichtgläubig könnte man denken, sie hätte verfehlt, aber Luthien Nardyna verfehlte nie ihr Ziel. Stattdessen tat sie es zum Vergnügen. Sie wollte, dass er sich wehrte und kämpfte. Herausfordernd schritt sie auf ihn zu, in ihre Enzianblauen Augen glitzerte der Wahnsinn auf, der sie trieb. Der Mann der noch immer auf dem Boden saß, griff mit zitternden Händen neben sich. Er tastete nach dem Dolch, den sie nach ihm geworfen hatte. Als seine Hände ihn zu fassen bekamen und ihn aus dem Boden zogen, hielt er ihn vor sich und richtete sich langsam auf. Von Verzweiflung und Todesangst getrieben, stürzte er auf sie zu, um ihr den Dolch in das Herz zu rammen. Gelassen blieb sie stehen, lächelte sogar und als er nur noch einen Herzschlag von ihr entfernt war, bewegte sie sich. Schneller, als ein menschliches Auge es erfassen konnte, stand sie hinter ihm. Während sie an ihm vorbeigeglitten war, hatte sie seine andere Seite mit einem ihrer Messer aufgeschlitzt. Haut platzte auf und Blut sickerte aus der Wunde und der Mann tastete langsam nach dem Schnitt. Mit den Augen suchte er die Assassinin, doch bevor diese ihren Standpunkt erreichten, war Luthien bereits wieder von den Schatten der Gasse verschluckt worden.

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Wie ein Raubtier hatte sie ihn umkreist und gejagt. Sie hatte die Sehnen an seinen Füßen nach und nach zertrennt, sodass er nicht mehr laufen konnte. Sie hatte seinen Körper mit lauter kleineren und größeren Wunden gespickt, bevor sie seine Kehle aufgeschlitzt und ihn verbluten lassen hatte. Sie hatte dabei zugesehen, wie das letzte Leben aus seinem wunden Körper gewichen war und dabei gelächelt. Doch als sein Herz nicht mehr schlug und der warme Körper kalt wurde, hatte sie ein Entsetzen gepackt. Etwas, dass sie schon hätte früher verspüren müssen. Sie begann zu zittern und eine kalte Lerere nahm von ihr Besitz. Zuvor hatte sie noch nie jemanden getötet, aber es würden wohl noch viele hinzukommen. Blinder Hass und Wut auf diesen Mann waren nicht gelindert worden. Das er gestorben war veränderte nichts. Ihre Eltern blieben dennoch tot. Die Rache hatte sich im Nachhinein, nicht so erfüllend angefühlt, wie sie gehofft hatte. Sie konnte die Trauer nicht überdecken und auch nicht vergessen. Und sie konnte den Platz an ihrem Herzen auch nicht füllen, den ihre Eltern gelassen hatten.


Order of Assassins - Fallen KingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt