Vier
Wir hatten uns auf den Weg gemacht und schritten in einem guten Tempo in Richtung des Schattenwaldes. Den Fluss hatten wir bereits über einen umgefallen Baum überquert. Doch das Ziel, das wir vorhatten zu erreichen war gefüllt von gefährlichen Kreaturen und so war die Stimmung bedrückt. Zwar hatte niemand den Beschluss von Meister Agramon und den anderen Meistern angezweifelt, allerdings schienen die wenigsten davon wirklich überzeugt zu sein. Hinzu kam, dass es ein weiter Weg bis zum Schattenwald war. Wir liefen Tag und Nacht und machten kaum Rast. Nur um zu schlafen oder Essen zu finden. Wir ernährten uns von Kräutern, Wurzeln, Beeren oder ab und zu von erbeutetem Fleisch. Ortschaften mieden wir und wann immer ein Soldat in unserer Nähe war, liefen wir einen Umweg um unbemerkt zu bleiben. Wir schliefen auf dem harten Boden ohne Decke oder Kissen. Schon nach kurzer Zeit mussten wir über das Limit unserer Kräfte gehen. Die Stimmung wurde immer angespannter und Meister Agramon entging auch nicht die Rivalität die ständig zwischen mir und Pandora Whitelaw herrschte. Er bat mich diese beiseite zu legen, aber ich war zu müde und zu ausgelaugt um ihm zu erklären, warum ich das nicht konnte. Dass es nicht nur an mir lag schien ihm gleichgültig zu sein. Seit ich abgelehnt hatte, mich besser mit ihr zu verstehen, waren seine Worte zu mir meistens knapp. Ich wusste, dass es ihm nicht passte, dass ich mich gegen seinen Befehl gestellt hatte. Nach Tagelanger Reise begann das schöne Wetter umzuschlagen, es regnete, gewitterte und stürmte und wir mussten uns in eine Höhle zurückziehen. Dadurch verloren wir einen ganzen Tag der Reise. Um die Verzögerung waren ich und viele andere allerdings froh. An meinen Füßen hatten sich von den Tagelangen Wanderungen Blasen gebildet und jeder Schritt war schmerzhaft gewesen. Außerdem hatte ich schon lange keine Zeit mehr dafür gehabt, länger als fünf Stunden zu schlafen. Die nächsten Tage wanderten wir bei Starkregen, wenigstens das Gewitter war weitergezogen. Wir waren durchnässt bis auf die Haut, uns war eiskalt und wir zogen dennoch weiter. Während der Reise sprach ich kaum ein Wort, es war genug worauf es sich konzentrieren ließ. Wenn, dann redete ich mit meinem Meister oder aber konkurrierte mit Pandora Whitelaw.
Nach Wochenlangem Laufen erreichten wir schließlich übermüdet und erschöpft die ersten Vorläufer des Schattenwaldes. Einzelne Große Bäume die mehr Schatten warfen als es Licht gab. Und dort trafen wir auch, auf eine große Bedrohung.
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Eine Nacht gewährte uns Meister Agramon unsere Schlafdefizite nachzuholen und uns richtig auszuruhen. Er und einige andere wechselten sich bei der Nachtwache ab. Mitten in der Nacht ertönte das Alarmgeräusch, ich war sofort hellwach und auf den Beinen. Einer der erfahrensten Assassinen unter uns hatte es ausgelöst, er wirkte vor Schreck wie erstarrt. Ich folgte seinem Blick und erkannte warum. Zwei Schattenwölfe traten knurrend aus der Finsternis. Sie waren riesig und überragten uns sogar. Es waren die mächtigsten und Gefährlichsten Kreaturen die im Schattenwald zu Hause waren. Der Legende nach war der erste Assassine aus einer Verbindung zwischen Schattenwolf und Mensch hervorgegangen. Schwer vorzustellen, aber das würde zumindest unsere übermenschliche Schnelligkeit und die Gabe in den Schatten zu verschwinden erklären. Denn genau dieselben Fähigkeiten besaß der Schattenwolf auch.
Die beiden Schattenwölfe schienen uns allerdings keineswegs wohlgesonnen und erschöpft fast ohne Waffen, standen wir gegen die beiden Wölfe ziemlich schlecht da.
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Der größere Wolf von beiden war das Männchen, doch hieß es, dass das Weibchen dennoch das Rudel führte, da ihre Intelligenz die des Männchens übertraf. Das Männchen stürzte direkt auf uns zu. Ich, mit meiner ziemlich durchschnittlichen Größe bot nicht unbedingt das erste Zielobjekt und so stürzte sich das Muskulöse Tier auf meinen Lehrmeister Agramon. Mein Meister glitt blitzschnell unter dem großen Wolf hindurch, doch ich konnte sehen, dass der Wolf für ihn dennoch zu schnell gewesen war und ihn an der Seite erwischt hatte. Es schien Meister Agramon nicht weiter zu behindern, allerdings legte es offen, dass dieser Kampf ein sehr schwerer werden würde. Ich eilte los um meinem Meister zu helfen, doch die Wölfin rammte mich und schleuderte mich hart ein paar Meter durch die Luft. Ich landete mit einem dumpfen Aufprall im Gras und es gelang mir geradeso den Schlag abzubremsen indem ich mich über die Schulter abrollte und wieder auf die Beine kam.
Ich wusste nicht aus welchem Grund, allerdings hatte die Schattenwölfin mich ins Visir genommen und näherte sich mir blitzschnell. Sie gewährte mir nicht die Pause um mich von dem Sturz zu erholen, sondern rannte auf mich zu und schnappte mit ihrem Maul und den Reihen spitzer Zähne darin nach mir. An der Stelle, wo ich noch wenige Augenblicke zuvor gewesen war, schnappte ihr Maul zu und zerfetzte die Luft. Ich hatte so schnell reagieren müssen, dass mir nicht die Zeit geblieben war, meinen Dolch herauszunehmen um einen Gegenangriff zu starten. Die Wölfe griffen unbarmherzig und undiszipliniert an, als würde ein kleines Kind wild um sich schlagen. Es hatte trotz ihrer Körperlichen Überlegenheit etwas von einem Akt der Verzweiflung, auch wenn mir dies erst später bewusst werden würde. Die Wölfin wandte sich zu mir um, zog die Lefzen nach hinten und knurrte. Die meisten meiner Gefährten waren immer noch mit dem Männchen beschäftigt, was mir ein kurzer Blick zeigte. Sie schienen sich allerdings gut zu schlagen. Ich und ein paar wenige waren diejenigen, die das weibchen konfrontierten. Der kurze Blick forderte allerdings seinen Tribut. Als ich meinen Kopf zurückdrehte, war es sogar für mich zu spät auszuweichen. Es hätte mein Ende bedeutet, so schnell und so nebensächlich.
Doch plötzlich war da jemand, der mich hart zur Seite stieß und einen Dolch in die Seite der Wölfin rammte. Diejenige landete auf mir und grinste mir frech ins Gesicht, bevor sie sich schnell wieder auf die Beine stemmte. Ich folgte ihrem Beispiel noch immer benommen. Ohne Pandora Whitelaw wäre ich jetzt tot. Und so hatte ich nur einen Kratzer an meiner Schulter davongetragen aus der später einmal eine kleine Narbe werden würde. Mit den Fingern erfasste ich endlich meinen Dolch und stürmte auf die Wölfin zu, die gerade abwechselnd Pandora und einige andere Assassinen attackierte. Zwar sah die Wölfin mich kommen, den Dolch, den ich auf sie geworfen hatte, sah sie aber nicht. Ein Ausdruck von Überraschung machte sich in ihren Augen breit, als mein Dolch sich tief in ihren Bauch bohrte und Blut aus der Wunde spritze. Es war der einzigartigen Kraft der Schattenwölfe zu verdanken, dass sie nicht sofort zusammenbrach sondern in den Wald fliehen konnte. Die übrigen Assassinen hatten den männlichen Schattenwolf bezwungen, sein Körper lag reglos auf dem Boden, die Augen waren geschlossen.
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Ich wagte gar nicht, auf das Schlachtfeld zu blicken und die Leichen meiner Gefährten zu zählen. Meister Agramon kam auf mich und Pandora zu. »Ihr beide verfolgt das Weibchen und stellt sicher, dass es uns keinen weiteren Ärger macht. Vielleicht verträgt ihr euch dabei ja.« Ich warf ihm einen bösen Blick zu, bevor ich Pandora ansah und wir beide in die Richtung rannten, die das Weibchen eingeschlagen hatte. Es war nicht schwierig der Blutspur der Wölfin zu folgen. Die Wunde an ihrem Bauch hatte bestimmt auch verhindert, dass sie sich besonders schnell bewegen konnte. Ich wusste das Schattenwölfe clever waren, nur fragte ich mich, aus welchem Grund sie dann ausgerechnet in die Richtung geflohen war, in die wir gerade unterwegs gewesen waren. Ich und Pandora wurden langsamer. In den Schatten vor uns konnten wir das röcheln der Wölfin hören. Wir näherten uns ihr langsam. Doch als wir sie sahen und sie uns sah, machte sie keine Anstalten sich zu bewegen. In ihren Augen lag Schmerz und Sorge und nicht die Wildheit die sie zuvor getrieben hatte. Und dann erkannte ich den Grund und Pandora sah es auch. Um sie herum wuselten zwei Nachtschwarze Wolfjunge. Sie hatte lediglich versucht ihre Familie zu beschützen und nun sah sie dem Tod entgegen.
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Order of Assassins - Fallen King
FantasySeit Jahrtausenden bildeten der Orden der Assassinen und die Gilde der Magier die rechte und die linke Hand des Königs. Die Assassinen setzten Recht und Ordnung durch und verfolgten Gesetzesbrecher bis in den Tod. Sie waren geachtet unter den Rechts...