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Ji-Min's P.o.v.

"Schließ bitte einmal deine Augen.", bat mich die Make-up-Artistin, was ich auch darauf tat. Ich merkte den weichen sowie winzigen Pinsel auf meinem rechten Augenlid und ein wenig später auf meinem linken. Als sie ein kurzes "Entspannen" von sich gab, öffnete ich für einen Moment meine Augen. Nicht viel später schloss ich sie erneut, sodass Artist-nim ihr kleines Kunstwerk vollenden konnte.

Leicht erschreckte ich mich als sie den Stuhl etwas zur Seite drehte. Schon bevor ich meine Augen geöffnet hatte, merkte ich ihren prüfenden Blick auf meinem Gesicht. Nachdem sie ein kleines Detail ausgebessert hatte, nickte sie zufrieden und sagte an mich gewandt: "Ich bin fertig und hoffe es gefällt dir."

Mein Blick fiel nach einer halben Drehung in den Spiegel vor mir. Ich betrachtete es nicht nur von weiten, sondern beugte mich ein Stück vor, um mir die kleinen Details anzusehen. Erstaunt klatschte ich mit meinen Händen, nur um dann mit einem traurigen Blick zu entgegnen: "Es sieht sehr schön aus. Müssen wir es wirklich später wieder abschminken?" "Leider schon.", erwiderte sie bedrückt.

So war ich nun eingekleidet, frisiert sowie geschminkt und das Fotoshooting konnte losgehen. Es findet heute draußen auf einem Marktplatz statt, umso froher war ich, dass das Wetter bis jetzt mitmachte. Hoffentlich gucken auch nicht allzu viele blöd rüber, da mich dies manchmal verunsicherte.

Als ich mein Zeichen bekam, trat ich aus dem Pavillon ins Sonnenlicht und ging an die vorgegebene Stelle. Aufmerksam hörte ich mir die Anweisungen an, ebenso was für eine Stimmung ich rüberbringen sollte. Ich tauschte noch ein letztes Zeichen mit der Fotografin aus, ehe ich erst mit ein paar bewegungslosen Posen anfing.

Nach diesen trank ich etwas und schaute mir mit dem Team die Fotos an. Alle waren mit diesen zufrieden und wir konnten mit unserer Arbeit fortfahren. Scheint so als könnten wir heute rechtzeitig Schluss machen. Nicht immer läuft alles ohne Probleme, ob es die Technik angeht oder Leute die denken unbedingt mit im Foto sein zu müssen. Finden diese es nicht respektlos so etwas zu tun?

Make-up Artistin-nim richtete nochmal ein paar kleine Haarsträhnen und tippte lächelnd mit dem Pudertupfer auf meine Nasenspitze. Damit fertig fing nun die zweite Hälfte vom Fotoshooting an, bei welchem ich mich bewegte. Heute war es hauptsächlich normales Laufen und kein springen oder rennen, wie es bei manchen Fotoshootings war.

Ich lief etwas rum und schaute mal in die Ferne, dann mal auf die Uhr um meinem Handgelenk oder direkt in die Kamera. Es schien so als würde alles einwandfrei ablaufen, doch das Leben wäre nicht das Leben, wenn es keine Probleme gäbe.

Das Fotoshooting wurde vom Chef-nim persönlich unterbrochen. Ein ungutes Gefühl stieg in mir auf. Was war bloß passiert, dass Chef-nim hier auftauchte? Alle versammelten sich und trugen ein neugierigen aber gleichzeitig auch einen verunsicherten Blick.

Chef-nim schaute jeden kurz an und blieb mit seinem Blick bei mir stehen. Sofort dachte ich angestrengt nach, ob ich etwas Falsches getan haben könnte. Das wurde mir dann aber abgenommen als Chef-nim erklärte, warum er hier war: "Ich erhielt ein sehr interessantes Foto von dir Ji-Min."

Fragend schaute ich ihn an, ehe er fragte: "Was hast du denn gestern Abend noch unternommen?" "Ich habe mich mit einem Freund getroffen. Wieso fragen Sie?" entgegnete ich sehr verwirrt. Darauf ging es mit der Befragung vor allen anderen weiter: "Dieser war nicht zufällig Go Tae-Seob, welcher schwul ist?" Ich nickte nur während ich mich in Gedanken fragte, was das eine, mit dem anderen zu tun hatte.

"Bist du es auch?" fragte er nun leicht angewidert und ich merkte wie sich die Blicke, der anderen förmlich in mich reinbohrten. Ich rang mit mir selber was ich antworten sollte, wenn ich die Wahrheit sage würde ich wahrscheinlich meinen Job verlieren bei so einer Reaktion. Jedoch möchte ich mich nicht immer verstecken, lügen und verstellen. Tae-Seob lebte es auch offen, dass er schwul war und bekam überwiegend positive Reaktionen, also sollte es bei mir doch auch nicht so schlecht ausfallen.

"Bekomme ich auch noch eine Antwort oder ist dein Schweigen Antwort genug?" riss mich mein Chef aus meinen Gedanken. Überfordert stand ich schweigend da und dachte zurück an meine Schulzeit als ich mich geoutet hatte, eigentlich mehr oder weniger wurde. Nur halb nahm ich noch wahr: "Ich nehme dein Schweigen mal als ein Ja an und somit bist du gefeuert."

Mein Kopf war plötzlich wie leer gefegt und ich taumelt ein paar Schritte zurück. Der einzige Gedanke, der übrig blieb, war: "Schon wieder?" Dieser drehte hunderte Runden in meinem Kopf, als würde er einen Marathon laufen. Von diesem erschöpft legte sich der Gedanke und die anderen beschlossen alle auf einmal aufzutauchen. Ich merkte das Stechen an meiner Stirn, wie es sich immer mehr ausbreitete.

Ich nahm einen tiefen Atemzug und versuchte meine Gedanken zu unterdrücken, während ich mich so schnell wie möglich abschminkte, um mich danach umzog. Mit all dem fertig schnappte ich meine Sachen, überdies wollte ich einfach nur weg hier.

Nicht lange lief ich bis ich etwas abseits einen ruhigen Platz fand. Dort angekommen sank ich in mich zusammen. Was soll ich jetzt nur tun? Ich kann höchstens erst in zwei Wochen zurück nach Busan fahren. Wenigstens bekomme ich mein Gehalt für diesen Monat noch, sonst hätte ich jemanden um Hilfe bitten müssen und das wollte ich auf keinen Fall.

Verzweifelt atmete ich aus, da ich trotzdem für die zwei Wochen eine Unterkunft brauchte.

Nach einer Weile beschloss ich in das Hotel zu gehen, in welchem ich die letzten Nächte verbracht hatte. Mir blieb nämlich nicht mehr allzu viel Zeit meine Sachen aus dem Zimmer zu holen. Mit diesen setzte ich mich erst mal in die Lobby und überlegte erneut wie es jetzt weiter ging.

Das Vibrieren meines Handys in der Hosentasche riss mich aus meinen Gedanken. Ich zog es raus und las auf dem Display "Kookie", weswegen ich schnell ran ging. Jeon-Gguk begrüßte mich, bevor er jedoch weiter reden konnte, sprach ich meinen Gedankenblitz aus: "Seok-Jin, dein Bruder Seok-Jin wohnt doch in Daegu. Weißt du in welchem Bezirk?" Kurz war es still bis er verwirrt entgegnete: "Uhm... ja, er wohnt im Dalseo-Gu Bezirk. Wieso?" "Welchen Ort?", fragte ich weiter ohne überhaupt auf seine Frage einzugehen. "Yay! Sag doch mal, warum du es wissen möchtest!", beschwerte sich der am anderen Ende.

Zum Glück fiel mir schnell eine Ausrede ein, welche war: "Hast du schon vergessen, dass ich wegen einem Fotoshooting in Daegu bin? Hätte ja sein können, dass ich in der Nähe von Jin bin und ihm einen Besuch abstatten kann." "Sag das doch gleich! Jin Hyung wohnt in Jincheon-Dong und manchmal habe ich das Gefühl, er hätte den Ort ausgewählt, weil er seinen Namen enthält." teilte mir Kookie mit, was mich zum Lachen brachte.

Wir unterhielten uns noch ein bisschen ehe ich sagte, ich hätte noch etwas zu tun. In gewisser Weise hatte ich das auch, jedoch wollte ich nicht noch länger hier in der Lobby herumsitzen.

Okay, dann wollen wir mal! Der Weg ist immerhin auch nicht gerade kurz, wenn man wie ich so viel wie möglich davon läuft, weil das Geld nicht reicht.

𝐇𝐨𝐮𝐬𝐞𝐰𝐢𝐟𝐞 𝐘𝐨𝐨𝐧𝐢𝐞 || 𝓨𝓸𝓸𝓷𝓶𝓲𝓷Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt