Kapitel 30

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Wenigstens hatten Luan und ich nach der Diskussion, ob wir in der Hütte schliefen, keine schlechten Themen mehr. Der Mann war klug genug, um kein weiteres Mal die Vergangenheit anzusprechen.

Zu essen war im Haus nichts vorrätig, weshalb wir uns etwas bestellt hatten. Es war ein Wunder, dass ein Lieferservice überhaupt hierher fuhr. Wir waren nämlich weit von der Zivilisation entfernt. Beschwerde würde ich sicherlich keine einreichen.

Um meine Neugier zu befriedigen hatte ich Luan wegen seiner Familie gelöchert. Seinen Erzählungen nach waren seine Eltern liebende Personen. Zwar Workaholics, die gerne ihre Kinder etwas vernachlässigten, aber ansonsten konnte er nichts an ihnen aussetzen.

Natürlich war sein Dad auch streng, aber er musste den guten Ruf der Familie wahren. Da musste man versuchen die Kinder irgendwie an der Leine zu halten. Zumindest war das seine Erklärung dafür.

Mit seinen Schwestern kam Luan gut klar. Sie hatten ihre Zankerein, aber das war nie böse gemeint. Erstaunlicherweise musste ich ihm nicht jedes Wort aus der Nase ziehen. Luan erzählte alles freiwillig und gab mir Details. Das mit dem Kennenlernen nahm er ernst und gab sich Mühe.

Bei mir gab es kaum etwas zu erzählen. Es gab meine Mum, ansonsten hatte ich keine Familie mehr. Zumindest niemand, der mit uns sprach.

Meredith zählte ich als Familie, aber theoretisch waren wir nur beste Freundinnen. Wie auch immer, ich liebte diese Frau sehr.

Ich wagte es gerade aus dem Badezimmer in dem ich mich geduscht hatte. Luan hatte selbstverständlich Wechselkleidung in seinem Auto. Ein weiterer Beweis, dass das von langer Hand geplant war.

Hinter mir schloss ich die Tür und wollte nach ihm rufen, damit ich wusste, wo er sich befand, aber links von mir hörte ich die Stimme: "Das Bett ist frisch bezogen."

Wow, ich sollte ihm applaudieren, da er das konnte. Diesen Skill konnte man nicht jedem anrechnen.

Ich sah zu ihm und er lächelte mich an, was viel zu anbetungswürdig aussah. Leise antwortete ich: "Ok, danke."

Diese Momente, wenn man anschließend keine Ahnung hatte, was man reagieren sollte, weshalb man dumm rumstand. Eigenartig traf es am besten.

Luan schaffte es sich zu räuspern und zu sagen: "Ich werde auch noch duschen gehen und danach auf der Couch schlafen. Also gute Nacht."

Ich hatte ein schlechtes Gewissen ihn auf der Couch schlafen zu lassen. Nächstenliebe war kein Fremdwort für mich, deshalb fragte ich: "Wieso schläfst du eigentlich nicht im Bett? Du hast das letzte Mal schon auf der Couch geschlafen und ich hätte absolut kein Problem damit."

"Nein, auf keinen Fall. Ich lass den Gast niemals auf der Couch schlafen." Aja, wollte er der Gentleman sein. Mit einem Seufzen gab ich nach, da die Hütte klein war, war es offensichtlich wo das Schlafzimmer war. Und zwar direkt hinter Luan. Mit einem Nicken setzte ich mich in Bewegung und sagte nebenbei: "Danke, gute Nacht."

Der heutige Tag schien überlebt zu sein. Der Göttin sei Dank, dass sich jeder gut im Griff hatte.

Als ich an Luan vorbeiging, antwortete er: "Gute Nacht." Dennoch fühlte ich mich schlecht ihn auf der Couch schlafen zu lassen, aber er wollte es so.

Hinter mir schloss ich die Tür, damit war eine schöne Schutzmauer zwischen uns. Es konnte zu keinen fraglichen Eskalationen kommen. Meinen Nerven tat das unglaublich gut.

Ich drehte mich um und musterte das Zimmer. Auf Holz wurde sehr großen Wert gelegt.

Der Raum war einfach gehalten mit einem Doppelbett, samt Nachtkästchen und einem Kleiderschrank. Mehr wäre übertrieben, außerdem wirkte es gemütlich.

Luna? No, thanks | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt