Kapitel 64

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Gerade als Luan und ich vor Merediths Tür standen, wurde diese geöffnet. Es war als hätte sie direkt hinter der Haustür gewartet, was sie vermutlich tatsächlich getan hatte. Scheinbar hatte sie kaum erwarten können, dass wir endlich kamen oder war selbst neugierig, ob sie Recht hatte, um was es genau ging.

Sie schenkte uns ein warmes Lächeln und sagte: "Kommt rein." Sie trat einen Schritt beiseite, so konnten wir das Haus betreten und alleine ihr Anblick verschaffte mir innerlich mehr Ruhe. Diese Frau war ein sicherer Hafen, bei dem mir nichts passieren konnte. Wobei mir Luan bereits dieses Gefühl gab.

Während ich meine Schuhe auszog erklärte ich: "Meine Mum hat uns zu dir geschickt. Es geht um meinen Vater und laut ihr kannst du uns helfen. Aktuell wird er gesucht und anschließend zurück geschliffen."

Das war zwar eine extreme Kurzfassung, allerdings hatten wir wenig Zeit. Außerdem waren es die wichtigsten Fakten, damit sie sich auskannte.

Meredith seufzte und antwortete: "Ja, dann war meine Vermutung richtig, um was es geht. Kommt mit ins Wohnzimmer." Natürlich hatte sie richtig gelegen, alles andere wäre eine viel zu große Enttäuschung gewesen.

Sie ging voraus und ich folgte ihr sofort. Nebenbei fragte ich: "Kennst du Details? Kannst du uns wenigstens irgendwas sagen?" Meine Stimme klang aufgeregt und leicht drängend, aber das konnte sie mir bestimmt verzeihen.

Beide nahmen wir auf der kleinen Couch Platz und so blieb für Luan der Sessel über. Auf dem weichen Stoff war ich gleich eingesunken, was sich danach anfühlen konnte als würde man aufgefressen werden. Zumindest war das immer mein Gedanke, wenn ich mich auf dieses Teil setzte.

Meredith nahm meine Hand und drückte sie leicht. Mir war zwar klar, dass ein schweres Thema folgte, aber das sie meine Hand nahm, unterstrich das. Das mulmige Gefühl in mir wurde größer und mein Herzschlag wurde etwas hektischer, obwohl diese Geste eigentlich zur Beruhigung oder als Beistand gemeint war.

Luan beschlagnahmte wie erwartet den Sessel und dann legte Meredith schon los: "Deine Mutter hat mir all das erzählt, also weiß ich es aus erster Hand. Sie mag was dieses Thema betrifft nie gesprächig gewesen sein, aber sie hat es sich von der Seele geredet."

Irgendwie hatte ich nicht erwartet, dass meine Mum das wirklich je getan hatte. Aber offensichtlich schon, aber es war verständlich, dass sie Meredith dafür auserwählt hatte. Mir selbst ging es gleich, wenn ich über etwas reden wollte. Die alte Lady war eine sehr gute Zuhörerin und hatte stets einen Rat parat.

Ich nickte als Zeichen, dass ich ihr zuhörte, weshalb sie fortfuhr: "An jenem Tag, welcher alles veränderte, wollte deine Mum mit dir abhauen und ein neues Leben anfangen in einem anderen Rudel. Gut, ich lasse die Bombe gleich platzen, bevor es zu ewigen Ausschweifungen kommt, die niemanden interessieren."

Das war eine sehr vernünftige Idee, nur alleine der letzte Satz war eine dieser unnötigen Aussagen gewesen. Trotzdem blieb ich still und sah sie gespannt an.

"Dein Vater war nie der echte Mate deiner Mutter und er hat sie selbst erwählt. Jonathan hat ihr keine Wahl gelassen und ihr das Bündnis auf erzwungen."

Mir wich jegliche Farbe aus dem Gesicht. Das war wie ein Kübel voller eiskaltem Wasser der in mein Gesicht geschüttet wurde. Ich mag mit vielem gerechnet haben, aber niemals mit so etwas. Ich war immer davon überzeugt gewesen, dass sie echte Mates waren, welche die Mondgöttin auserwählt hatte.

Dieses Arschloch hatte sie nicht wirklich gezwungen. Durch diese Info wurde er zu einem noch grausameren Mann für mich, dabei war er das vorab bereits gewesen.

Etwas machte in mir Klick, da ich es nun nachvollziehen konnte. Deshalb wollte meine Mum nie über ihn reden. Im Grunde war das mit ihm von Anfang an eine dunkle Zeit gewesen. Sie waren nie glücklich, zumindest sie nicht.

Luna? No, thanks | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt