Kapitel 42

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Luan

"Ich ticke aus falls wir nicht bald etwas finden." Milo klang maßlos genervt, während er sich durch die Akten kämpfte. Ich konnte ihn verstehen, denn es ging mir selbst gleich.

Wir waren seit Stunden im Keller meines Zuhauses und suchten nach Informationen. In diesem Raum hatte mein Vater alle Akten und sonstiges gelagert. Wir waren auf der verzweifelten Suche nach etwas Nützlichem.

Ich antwortete in einem ruhigen Ton: "Hier alles auf den Kopf zu stellen ist besser als das Büro meines Vaters. Diese Aktion ist wesentlich weniger gefährlich."

Ich sah das Regal durch und las mir die ganzen Beschriftungen der Mappen durch.

"Wenn wir sein Büro angehen brauchen wir auf jeden Fall die Hilfe von Clary und Candice." Ich tat es mit einer Handbewegung ab. "Das wird kein Problem sein."

Milo seufzte und fragte sarkastisch: "Warum nur?"

Ich zog eine Mappe aus dem Regal und öffnete sie, nebenbei ermahnte ich ihn: "Milo, mehr Fokus auf die Aufgabe."

Eine Weile war Ruhe und die Suche nach der Nadel im Heuhaufen konnte konzentriert ausgeführt werden.

Es war unglaublich über was mein Vater Aufzeichnungen machte. Das meiste Zeug war meiner Ansicht nach zu viel. Man musste wohl kaum jede einzelne Tat schriftlich aufbewahren. Damit wurde es meinem besten Freund und mir erschwert.

Milo meinte schließlich: "Kenia hätte gerne früher den Mund aufmachen können."

Ich für meinen Teil konnte sie verstehen. Nach dem Leben war es kein Wunder, dass sie nicht sofort mit der Sprache rausgerückt war.

"Ach bitte. Wer redet gerne über seine kaputte Familie? Ich kann es ihr als letztes vorwerfen."

Mein bester Freund unterdrückte ein Lachen, um zu sagen: "Sie reißt dir den Schädel ab, wenn sie die Wahrheit erfährt."

Ich klappte die Mappe in meiner Hand zu und sah ihn genervt an. "Ich warte auf den geeigneten Moment. Aktuell ist es zu früh. Ich habe sie immer noch nicht soweit, dass Kenia bleiben würde. Im Grunde braucht es nur einen kleinen Schubser und sie ist weg."

Keine Ahnung, wann dieser geeignete Moment sein sollte, aber vielleicht kam er noch. Damit würde ich mich befassen, wenn es soweit war. Noch musste ich es abwarten, wie sich die Dinge weiter entwickelten.

Die Mappe stellte ich an ihren Platz zurück und mit einem Kopfschütteln wandte ich mich ab. Das war die reinste Zeitverschwendung gewesen.

Ich widmete mich den Kartons, welche auf dem Boden standen. Vielleicht hatte ich bei denen Glück.

Milo meinte: "Trotzdem habt ihr Fortschritte gemacht, darauf kann man aufbauen. Wir bleiben optimistisch. Allerdings steht uns allen das größte Chaos erst noch bevor."

Ich öffnete die erste Schachtel und antwortete nebenbei: "Milo, das war ein unnötiger Kommentar. Mir ist selbst bewusst, was auf uns zukommt."

Darin war ein weiterer Haufen von Akten. Mit einem Seufzen nahm ich die erste heraus und blätterte sie auf.

"Weißt du, Luan, du würdest es dir sehr viel einfacher machen, wenn du Kenia nicht ständig beanspruchen würdest. Noch dümmer ist es, wenn du auf sie einredest es öffentlich zu machen."

Mein Knurren kam automatisch und die Erklärung genauso: "Du hast deine Mate noch nicht gefunden. Du hast keine Ahnung wovon du redest. Es geht nicht anders. Ich muss es praktisch tun und eigentlich will ich das es endlich jeder weiß. Wenn sie bei mir ist, scheint das die logische Lösung zu sein. Das rationale Denken kehrt erst später zurück."

Milo lachte und das hatte ich erwartet. Das einzig Gute daran war, dass er wenigstens meine schlechte Stimmung hob. Ohne ihn wäre ich längst wahnsinnig geworden.

Die Akte in meiner Hand war uninteressant, weshalb ich sie auf einem nebenbei stehenden Karton ablegte und die nächste hervorholte.

"Es ist süß, wie sehr sie dich in der Hand hat. Du hast vollkommen die Kontrolle über dich selbst verloren. Man erkennt dich kaum wieder."

Natürlich war das für ihn witzig, dabei hatten wir Unmengen Probleme, eher ich hatte diese. Aber als mein bester Freund behauptete er stolz, dass er sie dann genauso hatte.

Genervt schmiss ich die Akte auf die andere und widmete mich der nächsten.

Bevor ich etwas erwidern konnte, sagte er ernst: "Ok, ich hab etwas, was eventuell hilfreich ist. Die nehmen wir auf jeden Fall mit."

Immerhin ein kleiner Fortschritt. Ich fragte gar nicht nach was genau er gefunden hatte, denn wir sollten schnell wieder hier raus. Falls uns jemand erwischte kam ein weiteres Problem zu den unzähligen dazu.

Ich warf das ganze Zeug lieblos in den Karton zurück, da es vollkommen nutzlos war und klappte diesen zu. Währenddessen fluchte ich und Milo meinte: "Dein Vater bewahrt alles auf. Also egal wie lange es dauert, wir werden etwas finden."

"Wir haben aber nicht viel Zeit. Außerdem könnte er genauso gut seinen Dreck in den Müll werfen und vertuschen. Es ist sehr wohl möglich, dass wir das umsonst machen."

Ich riss die nächste Schachtel auf und der Inhalt warf einige Fragen auf. Den Gedanken sprach ich laut aus: "Für die Tatsache, dass er ein Kontrollfreak ist, ist es fraglich warum in diesem Karton Familienfotos sind." Zumindest lachte mir ein Fotoalbum entgegen auf dem vorne ein Foto unserer Familie zu sehen war.

Verwirrt fragte Milo: "Hä?"

Mein Vater hatte einen Zwang alles ordentlich zu halten und das bloß alles perfekt war. Es war seltsam, dass ausgerechnet in diesem Raum dieser Karton stand. Dem Mann passierten kaum Fehler.

Da schoss es mir und ich riss das Fotoalbum heraus. "Vielleicht ist dort etwas gelagert, dass man nie finden sollte." Ich hörte Milos Schritte, die in meine Richtung kamen, also gab er mir recht.

Das Fotoalbum legte ich auf den Boden und darunter lag eine Mappe. Mit einem Lächeln holte ich sie hervor, aber es war keine Aufschrift zu sehen.

Mein bester Freund stand hinter mir und das Grinsen hörte ich aus seiner Stimme als er sagte: "Mir scheint, dass wir etwas gefunden haben, was niemals das Tageslicht sehen sollte."

"Ganz mein Gedanke." Ich öffnete sie und Milo las über meine Schulter sehend mit. Beide sagten wir anschließend: "Mögen die Spiele beginnen."

Luna? No, thanks | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt