S K A D I (67 Jahre)

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„Wir sehen uns viel zu selten", beschwerte sich Max bei unserer Enkelin. „Du musst deinem Papa mal sagen, dass er nicht so viel Arbeiten soll." Lilly, Theos Tochter, saß auf Max' Schoß und hörte aufmerksam zu.

„Wenn ich könnte, wie ich wollte", erklärte Theo. „Ich kann mir meine Dienste nicht immer aussuchen, Dad."

„Das wissen wir doch." Ich tätschelte das Knie meines Sohnes. „Dafür kommt deine Schwester ja oft genug." Schmunzelnd verdrehte ich meine Augen.

Anna, unsere Zweitgeborene, hing sehr an uns. Sie war erst vor einem Jahr ausgezogen, nur einen Stadtteil weiter, und selbst jetzt kam sie fast täglich zu Besuch, meistens, um sich den Bauch voll zu schlagen.

Theo, seine Frau Tess und ihre Tochter Lilly wohnten leider weiter weg, doch wenn sie uns besuchen kamen, gingen wir mit Lilly immer auf unseren alten Spielplatz.

Er hat sich in all den Jahren nicht groß verändert. Es ging mal das Gerücht herum, dass er einem schicken, neumodischen Einkaufszentrum weichen sollte, doch eine Bürgerinitiative konnte dies erfolgreich verhindern, und so saßen wir auch heute wieder hier – und ich bin geneigt – auf unserer Bank zu sagen.

„Opa, baust du mit mir eine Burg?" Lilly himmelte ihren Opa in einer Art und Weise an, wie ich es nur zu gerne können würde. Es war eine Art, in der Maxwell niemals nein sagen könnte.

„Dann auf." Max zwinkerte ihr zu, ehe sich beide wenige Meter vor uns in dem Sand niederließen und das Bauen anfingen.

„Geht's Dad gut?", fragte Theo und sah mich besorgt an.

„Bestens. Er hat die OP gut überstanden." Meniskus... man wird ja nicht jünger.

„Und dir?"

„Sehr gut." Ich lächelte Theo an. Er war ein stattlicher Mann geworden. Wie sehr er mich an den jungen Maxwell erinnerte, mit seinen blauen Augen und seinem vollen, dunklen Haar... Wahnsinn.

Nun war Max' Haar zwar grau, doch seine Schönheit war nicht annähernd verblasst, ganz im Gegenteil. Sie überstrahlte alles, was ich kannte. Dieser Mann war ein Geschenk des Universums. Fleischgewordener Engel. Ich hatte vom Leben nie etwas erwartet und doch hat man ihn mir geschenkt.

Voller Liebe betrachtete ich ihn und meine Enkelin im Sandkasten, hinter ihnen unser altes Clubhaus. Und lächelte.

Ein Date mit den Sternen | ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt