In dem Moment, als Jisungs, wie mir auffiel, ziemlich große Hand das weiße Papier berührte ertönte die Schulglocke und kündigte die Pause an. Enttäuscht ließ ich die Schultern hängen, als Jisung seine Hand zurückzog, als wäre das Papier eine Flamme, die ihn verbrannt hatte.
Mrs. Han verabschiedete sich von uns und verließ den Klassenraum. Sobald die Türe hinter ihr zugefallen war sprangen alle von ihren Plätzen auf und fanden sich in Grüppchen zusammen.
Die Mädchen scharten sich alle um Sumis und Pumas Tisch. Ich bezweifelte, dass Puma der Grund war, was traurig war, denn ihr würde ich das mehr gönnen. Sie wirkte auf mich bei weitem nicht so ätzend wie Sumi, welche in dieser Klasse die Hosen anzuhaben schien.
Die Jungs gammelten in einer Ecke des Raums auf den Tischen herum und bewarfen sich mit Papierkügelchen. Warum waren eigentlich alle Jungen in meinem Alter solche Deppen? Ich fragte mich oft, ob ich auch so geworden wäre, wenn es auf meiner alten Schule anders gelaufen wäre.
Jisung und ich waren die einzigen, die noch auf ihren Plätzen saßen. Ich wandte mich Jisung zu, in der Hoffnung ein Gespräch mit ihm beginnen zu können. Ich öffnete den Mund, schloss in aber gleich wieder, als ich sah, dass Jisung seine Sachen in den Rucksack stopfte, welcher an seinem Stuhl hing. Er erhob sich von seinem Stuhl und warf sich die Schultasche um die Schulter.
Bevor er sich auf den Weg zur Türe machte, warf er mir noch einen einschüchternden und genervten Blick zu. Ich hob die Schultern an, versuchte mich so zu verstecken. Mit den Augen folgte ich ihm und sie weiteten sich, als er auf der Hälfte des Weges herumwirbelte und zurück zu mir stapfte. Er sah mir fest in die Augen, während er nach den Zettelchen von mir griff. Er drehte mir wieder den Rücken zu und lief langsam zur Türe. Im Vorbeigehen, beinahe wie nebenbei, warf er die Zettel in den Müll, sah dabei warnend über die Schulter in meine Richtung.
Ich saß wie versteinert auf meinem Platz und starrte auf den Mülleimer. Was hatte ich den jetzt schon wieder falsch gemacht? Ich hatte nur versucht nett zu sein und schon hatte ich innerhalb von weniger als zwei Stunden schon wieder alle gegen mich aufgebracht. Es war zum kotzen.
"Naaa! Hast du unseren Freak etwa in die Flucht getrieben? Ich würde mich gerne bei dir bedanken, dass du dich nicht neben mich setzen wolltest. Wenn selbst ER es nicht mit dir aushält..." Sie beendete den Satz nicht. Das war auch überhaupt nicht nötig, denn die ganze Klasse grölte los. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und ich musste den Drang unterdrücken zu würgen.
Ich hatte auf einen Neuanfang gehofft.
Den hatte ich bekommen.
Es fing alles von vorne an.
Pass auf mit den Dingen, die du dir wünschst.
-
Die Türe fiel hinter mir ins Schloss und als hätte sie nur auf das Geräusch gewartet kam meine Mutter breit Lächelnd aus dem Wohnzimmer. In Zeitlupe ließ ich den Rucksack auf den Boden gleiten und sah ihr dabei tief in die Augen.
Sie schien zu verstehen, was ich ihr sagen wollte, denn das fröhliche Lächeln von eben wich einem traurigen. Schuldig ließ ich den Kopf hängen. Mein früheres Ich hätte ihr gesagt, dass der Tag super gelaufen war und ich sofort Anschluss gefunden hatte. Aber mein jetziges Ich hatte beschlossen, sie nicht mehr anzulügen, denn das hatte ich viel zu lange getan.
Ich hörte ihre Schritte auf dem billigen Parkettboden und sah überrascht auf als ich ihre Arme um meinem Körper spürte. Ich hatte damit gerechnet, dass sie mir die Schuld geben würde, dass sie wissen wollen würde, was passiert war und mich dann schimpfen würde, weil ich mich nicht richtig verhalten hatte.
Ich war so überrascht, dass ich die Umarmung zunächst nicht erwiderte, aber als sie begann beruhigende Kreise auf meinen Rücken zu malen entspannte ich mich und schlang meinerseits die Arme um sie.
"Ich habe Ramen gemacht. Wollen wir in die Küche gehen? Dein Vater wartet schon auf uns. Beim Essen kannst du uns ja dann erzählen, was passiert ist. Okay?" Sie löste sich aus der Umarmung und strich mir liebevoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre Hand verweilte auf meiner Wange, bis ich zustimmend nickte. Was sollte ich auch sonst tun?
Sie wirbelte herum und machte sich auf den Weg zur Küche mir bedeutend, ihr zu folgen. Ich entledigte mich langsam meiner Jacke und streifte mir die Schuhe von den Füßen ohne sie vorher aufgebunden zu haben. Eine Angewohnheit von mir, die meine Mutter die Haare raufen ließ.
Ich betrat die Küche und sofort verklangen die Geräusche von eben. Ich lief rot an. Sie hatten über mich geredet und ich war mir sicher, dass sie enttäuscht von mir waren, auch wenn sie es verstecken wollten. Wegen mir waren wir hierher gezogen um mir die Chance zu geben neu zu starten und ich hatte es bereits an Tag 1 verkackt. Ich wäre auch von mir enttäuscht, wäre ich an ihrer Stelle.
Schweigend ließ ich mich auf einen der drei alten Holzstühle sinken, die wir bereits hatten, seit ich denken konnte. Ich traute mich nicht hoch zu sehen, aus Angst vor den Gesichtsausdrücken meiner Eltern. Erst als ich das Klappern eines Topfes hörte und mir der wundervolle Geruch von Ramen in die Nase stieg wagte ich einen Blick nach oben.
Meine Mutter lächelte mich liebevoll an, während sie den Topf in die Mitte des Tischs stellte. Meine Augen wanderten weiter zu meinem Vater. Er sah leicht zerknirscht aus, aber auch er gab sich Mühe, sich den Frust über meine Situation nicht anmerken zu lassen.
In Stille verteilte meine Eomma das Essen und ich begann mit gesenktem Kopf die Ramen in mich reinzuschaufeln. Gott wie sehr ich dieses Essen liebte.
Meine Mutter räusperte sich und zog somit die Aufmerksamkeit von meinem Vater und mir auf sich. "Also Chenle. Erzähl uns von deinem ersten Tag. Was ist denn passiert?" Mein Vater grummelte leise vor sich hin und ich rutschte unruhig auf meinem Sitz hin und her.
Leise begann ich zu erzählen. Ich erzählte ihnen, von Sumi und den anderen. Ich erzählte wie sich alle gegenüber Jisung verhalten hatten und, dass ich es nicht über mich gebracht hatte einfach darüber hinweg zu sehen. Das einzige, was ich wegließ, war dieses komische Gefühl, welches ich gehabt hatte, als ich Jisung das erste mal gesehen hatte und statt von den Zetteln und seiner Mülleimer-Aktion sagte ich einfach nur, dass er meine Kontaktversuche allesamt abgeblockt hatte.
Als ich fertig war musste ich erstmal tief Luft holen, da die Worte so schnell aus mir herausgeblubbert waren, dass mir kaum Zeit zum Atmen geblieben war.
"Wow. Das klingt ja mal nach einer richtigen Asi Klasse!" Meinte mein Vater trocken und handelte sich dadurch von meiner Mutter einen Schlag auf den Oberarm ein. Wütend funkelte sie ihn an und wandte sich wieder mir zu. Der wütende Blick wich einem verständnisvollen. "Chenle hör zu! Das hört sich echt nicht so toll an, wie deine Klassenkameraden mit diesem...Jisung?... umgehen und ich denke du hast richtig gehandelt. Ich hätte es nicht anders gemacht. Ich werde dich nicht dazu zwingen dich mit solchen Menschen anzufreunden, aber ich möchte dir trotzdem ans Herz legen nicht alle gleich auf einen Haufen zu werfen. Da sind bestimmt welche, die auf deiner Seite stehen und sich nur nicht trauen dir rechtzugeben. Und was diesen Jisung betrifft. Sieh es mal so. Wenn ein neuer Schüler in deine alte Klasse gekommen wäre und sich so dir gegenüber verhalten hätte. Denkst du, dass du ihm sofort vertraut hättest? Gib ihm ein bisschen Zeit. Ich bin sicher, dass er merkt, was für ein netter junger Mann du bist."
Gerührt murmelte ich ein leises Dankeschön.
Ich hatte mit viel gerechnet, aber nicht damit.
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Just Want To Start Again//NCT DREAM ff
Fanfiction"Er fiel mir sofort ins Auge, dabei war ich mir nicht sicher ob es an seinen auffälligen hellblauen Haaren lag, oder daran, dass er sehnsüchtig aus dem Fenster starrte. Etwas an ihm zog mich sofort in seinen Bann und weckte ein seltsames ziehen in m...