Als ich genau vier Wochen nach meinem Start hier das Klassenzimmer betrat, schlurfte ich mit gesenktem Kopf zu meinem Platz. Heute morgen war ich kaum aus dem Bett gekommen, sosehr weigerte sich mein Körper hierher zu kommen.
Der Stoff den wir durchnahmen hatte ich in meiner alten Schule schon gelernt und ich wurde nach wie vor von allen Klassenkameraden ignoriert. Es gab schlichtweg keinen Grund, weshalb ich in die Schule gehen wollen sollte, denn ich saß einfach nur 6 Stunden auf einem unbequemen Plastikstuhl und starrte ins leere.
Meinen Eltern versuchten Verständnis dafür aufzubringen, dass ich nach einem Monat noch immer keinen Kontakt zu irgendwelchen Leuten aufgenommen hatte. Ich sah, dass sie sich Sorgen machten und auch die Verzweifelten Blicke, die sie austauschten wenn sie dachten, dass ich wegsah, bemerkte ich. Es tat mir unglaublich Leid und nicht nur einmal hatte ich mir vorgenommen, meine Vorbehalte gegen meine Klassenkameraden zu vergessen und ihnen noch eine Chance zu geben.
Wenn ich in der Pause dann aufstand und durch die Reihen nach vorne ging hatten mich meine Füße jedoch jedes mal weiter nach draußen zu meinem Platz in dem Park getragen. Ich brachte einfach den Mund nicht auf. Etwas in mir weigerte sich mit aller Kraft, sie in mein Leben zu lassen.
Als ich mich jetzt auf meinen Platz sinken ließ, hatte ich noch immer den Kopf gesenkt. Ich schloss müde die Augen und hörte auf die Musik in meinen Ohren. Als ich etwas meinen Rücken entlang strich schreckte ich aus meinem Halbschlaf auf und wirbelte den Kopf in Richtung der Berührung.
Mir fiel beinahe die Kinnlade hinunter.
Mit geweiteten Augen verfolgte ich, wie der verloren geglaubte Jisung sich auf den Stuhl neben meinem fallen ließ. Ebenso wie ich eben noch hatte er den Blick gesenkt, sodass ihm die nun weißen Strähnen in die Stirn fielen. Er sah erschöpft aus und unglaublich müde. Unwillkürlich fragte ich mich, ob er wohl in der letzten Nacht geschlafen hatte.
Trotz all dem sah er irgendwie auch glücklich und zufrieden aus. Und so schön. Es traf mich wie ein Schlag. In mir kribbelte auf einmal alles und ich fühlte mich seltsam befreit. Dieser Blick in seinen Augen. Er machte mich auch... glücklich?
Jisung erwischte mich dabei, wie ich ihn anstarrte, als wäre er eine Erscheinung. Er starrte für einige Momente zurück und dabei verschwand sein entspannter Gesichtsausdruck. Da war wieder dieser kalte Ausdruck, den er mir schon an unserem ersten Treffen geschenkt hatte. Genervt seufzte er und wandte sich von mir ab.
Mein Kopf schwirrte vor lauter Fragen, Gefühlen und ich versuchte mich von Jisungs Präsenz abzulenken, indem ich meine Konzentration wieder auf die Musik lenkte und den Blick durch die Klasse schweifen ließ. Mir fiel auf, dass viele der anderen Jisung wütend ansahen. Hinter der Wut meinte ich allerdings auch Neid zu erkennen, was mich zunehmend mehr verwirrte. Ich hatte das Gefühl, dass alle hier etwas wussten, das ich nicht wusste.
Als Mr. Lee, unser Physik Lehrer, den Raum betrat wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ich nahm schnell die Kopfhörer von den Ohren und verstaute sie in meinem Rucksack.
Musik aus. Welt an.
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Just Want To Start Again//NCT DREAM ff
Fanfiction"Er fiel mir sofort ins Auge, dabei war ich mir nicht sicher ob es an seinen auffälligen hellblauen Haaren lag, oder daran, dass er sehnsüchtig aus dem Fenster starrte. Etwas an ihm zog mich sofort in seinen Bann und weckte ein seltsames ziehen in m...