Am nächsten Tag erschien Jisung nicht zum Unterricht und an dem Tag darauf ebenfalls nicht und die Tage darauf nicht.
Hier und da kam der ein oder andere gehässige Kommentar, aber dadurch, dass ich keinster Weise darauf einging, verloren sie schnell das Interesse an mir. Wenn sie mal nicht in Dauerbeobachtung von Sumi stand, lächelte Puma mich ab und zu schüchtern an. Es schien so, als wäre sie mir wirklich dankbar, dass ich ihren Platz abgelehnt hatte. Ich bewunderte ihre Loyalität und sie schien wirklich nett zu sein. Ein Grund mehr, mich zu fragen, warum sie mit Sumi befreundet war, die das alles offensichtlich nicht war.
Fünf Tage hielt ich es aus, den ganzen Tag alleine auf meine m Stuhl zu sitzen und vor mich hin zu starren. Irgendwann hatte ich begonnen in den Pausen Musik zu hören, aber die Hintergrundgeräusche, welche durch meine Kopfhörer noch immer zu mir durchdrangen störten mich zunehmend. Es schien nach wie vor niemand das Bedürfnis zu haben etwas mit mir zu tun haben zu wollen, also beschloss ich, mir einen ruhigen Ort suchen zu gehen. Hier würde mich definitiv niemand vermissen.
Mein Weg führte mich in den an de Schule grenzenden Park, in welchem sich bereits gefühlt die ganze Schule versammelt hatte. Ich machte einen Schritt nach vorne und wurde prompt von zwei Fangen-spielenden Grundschülern umgerannt. Die beiden schrien eine fröhliche Entschuldigung über die Schulter und rannten weiter.
Ich lächelte leicht. Ich mochte Kinder. Sie waren so ehrlich, unbeschwert und unerschrocken. Ich liebte das und wünschte mir die Zeit zurück in der ich auch so gewesen war. Sie lag sehr weit zurück.
Die Pause hatte bereits vor einigen Minuten begonnen, weshalb die Bänke bereits alle von Schülern besetzt waren. Hier war es mir ohnehin zu laut.
Meine Kopfhörer fanden ihren weg auf meinen Ohren und nur wenig später wurde ich von den beruhigenden Klängen des Leadsängers von The Rose begrüßt.
"Do you hear me?
회색빛 안개 덮인 Gloomy day
눈앞이 가려진 게 두려워
이젠 아무것도 흥미가 안 나"Ich musste unwillkürlich lächeln. Wie immer wenn ich das Lied hörte wurde mir schwer ums Herz und die Gefühle, welche die tiefe Bedeutung der Lyrics auslösten, mich einholten. Ich liebte es, wie gefühlvoll der Sänger jedes Wort über die Lippen brachte und wünschte mir die selbe Fähigkeit wie er zu besitzen.
Als Kind hatte ich davon geträumt ein Idol zu werden und Leute mit meiner Stimme zu bewegen. Meine Eltern hatten mich immer darin bestärkt, aber als ich in meiner alten Schule für das Schulmusical vorgesungen hatte, wurde ich von meinen Mitschülern nur aufgezogen. Als die Lehrerin mir die Hauptrolle anbot zwangen sie mich, die Rolle abzulehnen, damit einer von ihnen sie bekam. Als ich mich weigerte fingen sie an mir immer wieder zu sagen wie untalentiert sie mich fanden und dass ich es ohnehin nie zu etwas bringen würde. Ich glaubte ihnen und lehnte die Rolle ab.
Ungefähr zu der Zeit hatten meine Eltern mir einen Platz für ein Casting bei SM Entertainment beschaffen. Als sie mich an dem Tag dorthin brachten schickte ich sie weg, mit der Ausrede, mich nicht konzentrieren zu können wenn die beiden bei mir waren. Sie waren gegangen und ich... ich auch. Ich hatte den beiden erzählt, dass sie mich bereits in der Vorrunde aussortiert hätten und ich hatte sie das bis heute glauben lassen.
Ich wollte nicht wissen, wie enttäuscht sie von mir wären, dass ich eine so wichtige Möglichkeit für meine Zukunft einfach so über den Haufen geworfen hatte, nur weil ein paar Gleichaltrige mich schlecht machten.
Manchmal erlaubte ich mir den Gedanken daran, was hätte sein können, wäre ich zu dem Casting gegangen. Ich hätte es zu etwas bringen können, das wusste ich. Vielleicht wäre ich Debütiert und vielleicht hätte dann das Mobbing aufgehört. Vielleicht wäre ich beliebt. Vielleicht hätte ich nicht die Schule gewechselt. Vielleicht wäre ich glücklich. Vielleicht, vielleicht, vielleicht.
Als ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten, zwang ich meine Gedanken in eine andere Richtung.
Ich sah mich ein bisschen um und entdeckte im hinteren Teil des Parks einen alten Steinweg. Er war kaum zu erkennen, da er fast vollständig von Moos bedeckt war. Ich folgte ihm neugierig und stutzte, als ich sah, dass er durch ein dichtes Gebüsch zu führen schien. Bei genauerem hinsehen, sah ich eine weniger dicht bewachsene Stelle, durch welche ich dank meines recht schlanken Körperbaus mit Leichtigkeit quetschen konnte. Einige der Äste an dieser Stelle waren leicht eingeknickt und ich hoffte inständig, dass ich hier niemanden Antreffen würde.
Meine Befürchtung Stellte sich als unnötig heraus. Hier war niemand. Mir fiel die Kinnlade nach unten. Es fühlte sich an, als wäre ich geradewegs in ein Märchen gestürzt. Ich stand auf einer komplett von Büschen umringten kleinen Lichtung. Sie war höchstens 2 Meter lang und eingeklemmt zwischen grün stand eine kleine Bank.
Ich setzte mich und sah mich erneut um. Irgendetwas hatte dieser Ort, er war so friedlich und ruhig. Es fühlte sich an, als ob die Welt außerhalb von diesem Gebüsch einfach nicht mehr existierte. Ich schloss die Augen, hörte die Musik und atmete tief durch.
"내 기억 속에
너의 흔적이 번져
빗물의 흠뻑 젖은 것처럼
갈 곳을 잃은 채
현실에 물들어
얼어붙은 네 눈물 속에"Als das Lied zu ende war öffnete ich die Augen wieder, ein Lächeln auf den Lippen.
Das war der Platz. Das war mein Platz.
Ich sah auf die Uhr und merkte, dass ich noch gut 20 Minuten Pause hatte.
Meine Gedanken wanderten zu Jisung, wie so oft in den letzten paar Tagen.
Zu Beginn hatte ich in Erwägung gezogen, dass ich Schuld an seinem Fehlen war, weil ich zu aufdringlich gewesen war, aber mit jedem Tag der verging schwand dieser Gedanke aus meinem Kopf.
Es war neu für mich, dass ich so intensiv über jemanden nachdachte. In der Vergangenheit war da immer nur ich gewesen um die anderen musste ich mir keine Gedanken machen. Sie hatten ihre Sorgen und Ängste gesammelt und waren sie mit Gewalt und Beschimpfungen mir gegenüber losgeworden.
An manchen Tagen waren es nur Beschimpfungen und ein paar Drohungen gewesen. Das waren die Tage, an denen ich auf entfernteste Weise so etwas wie Glück empfunden hatte.
Es gab auch schlechte Tage. An diesen waren sie gewalttätig geworden und hatten mich verprügelt. So schlimm das jetzt klingen mag, aber mit der Zeit hatte ich mich daran gewöhnt, ihr Anti-Stress-Ball zu sein, den man an die Wand werfen konnte ', um sich besser zu fühlen.
Der schlimmste Tag, das war der Tag, an dem ich von Jae und seinen Schlägerfreunden in meinem geheimen Versteck hinter der Schule erwartet wurde. Sie hatten so lange auf mich eingeschlagen, bis ich bewusstlos geworden war und hatten mich dann so liegen lassen.
Noch an diesem Tag wachte ich in dem örtlichen Krankenhaus auf. Einer von Jaes Leuten hatte wohl ein schlechtes Gewissen gehabt und den Krankenwagen gerufen. Meine Eltern waren da, welche ich schon länger nicht gesehen hatte, da sie auf einer Geschäftsreise gewesen waren. Als in die Augen meiner Eomma gesehen hatte hatte sie begonnen los zu schluchzen. Als sie versuchte mich zu Umarmen wurde sie von einem Arzt unterbrochen, welcher sie darauf hinwies, dass ich eine gebrochene Nase, einen gebrochenen Kiefer (A/N There it isss!) und eine gebrochene Rippe hätte und eine Umarmung deshalb äußerst unpraktisch wäre.
Ich hatte meinen Eltern alles erzählen müssen und als ich fertig war, hatten sie beide darauf bestanden, dass ich nicht nur auf eine neue Schule gehen sondern wir ebenfalls die Stadt wechseln sollten. Für mich war das kein Problem gewesen. Es hatte nichts, was mich in dem Vorort Busans hielt. Dort verband ich alles mit negativen Erinnerungen und Gefühlen und ich war mir sicher, dass ein Ortswechsel eine gute Idee war.
Meinem Vater hatte ich versprechen müssen dass ich das nächste mal zurückschlagen würde, wenn mir gegenüber noch einmal jemand gewalttätig werden sollte. Ich hatte es ihm versprochen... Mit gekreuzten Fingern, denn ich wusste, dass ich das nicht tun würde.
In der Zeit nach dem Unfall hatten meine Eltern sich Urlaub genommen und wir waren als Familie wieder neu zusammengewachsen. Zwar arbeiteten die beiden jetzt wieder, aber sie waren weniger Oft auf Geschäftsreisen und verbrachten um einiges mehr Zeit zuhause als früher. Es machte mich Glücklich und ich genoss das neue Gefühl der Geborgenheit.
Den Rest der Pause saß ich noch hier und dachte nach, während ich die Ruhe um mich herum genoss, welche nur durch die leise Musik unterbrochen wurde, die aus meinen Kopfhörern kam.
DU LIEST GERADE
Just Want To Start Again//NCT DREAM ff
Fanfiction"Er fiel mir sofort ins Auge, dabei war ich mir nicht sicher ob es an seinen auffälligen hellblauen Haaren lag, oder daran, dass er sehnsüchtig aus dem Fenster starrte. Etwas an ihm zog mich sofort in seinen Bann und weckte ein seltsames ziehen in m...