Der gefallene Held

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"You're not what a hero looks like
pretty little flower, won't you sit back down and go play nice? - burn it all down"

2. Mai 1998, Hogwarts

Hinter ihr lag der Großteil des Schlosses in Trümmern. Dicker Qualm verdunkelte den Horizont über ihren Köpfen. Der Rauch brannte in den Augen, schmerzte in der Brust und das Atmen fiel ihr schwer. Luna sah sich um. In den Reihen des Widerstands herrschte erdrückendes Schweigen, nachdem Voldemort seinen Sieg über sie deklariert hatte. Luna stand neben ihren Mitschülern, fassungslos über das, was sie hörte. Die Gewissheit, dass sie gewinnen würden, war verschwunden. Ausgelöscht durch nur einen Streich mit dem Zauberstab. Dabei sollte das Gute doch immer siegen, oder nicht?
Entsetzen und Panik überwältigten Luna. Sie hatte ihren Helden sterben sehen. Sie alle hatten es gesehen. Viele der Kämpfer neben, vor und hinter ihr drehten sich plötzlich einfach um, in heller Panik, kaum dass Voldemorts eisige Stimme verklungen war und liefen davon auf die Trümmer des Schlosses zu. Sie hörte, wie Leute nacheinander riefen, um sich nicht zu verlieren. Sie konnte kaum ertragen, was sie sah und war in einer Zeitlupe gefangen. Jedes Detail wurde von ihr erfasst, aber sie war nur noch eine stumme Zuschauerin in ihrem eigenen Körper. Entsetzt stellte Luna fest, dass sie die Kontrolle über sich verloren hatte. Sie rührte sich nicht mehr von der Stelle. Verharrte in einer Schreckensstarre. Unterdessen rannten die Flüchtenden an ihr vorbei, rempelten sie an, schubsten sie und stießen sie fast zu Boden, um sie vor sich herzu drängen.

Jemand, den sie kaum wahrnahm und dessen Gesicht sie nicht erkannte, schüttelte sie und sagte: „Du musst hier weg! Luna, verdammt! Lauf doch!" Sie reagierte nicht und derjenige ließ von ihr ab und verschwand.
Lunas Augen wurden feucht. Sie rührte sich immer noch nicht vom Fleck. Ihr Körper bebte vor Angst angesichts der Geschehnisse, die sich vor ihren Augen abspielt, hatten. Etwas stimmte nicht. Es lief so verdammt falsch. Das konnte nicht richtig sein. Wie konnte das passieren? Warum? Sie war sich sicher, dass es nicht so hätte enden dürfen.

Aber das Unmögliche war eingetreten:
Harry war tot.

Er lag zu Füßen des dunklen Lords wie ein Püppchen, das man achtlos von sich geworfen hatte, weil es langweilig geworden war und man nicht mehr mit ihm spielen wollte. Luna versuchte sich zwanghaft daran zu erinnern, ob sie jemals gehört hatte, dass das Böse über das Gute triumphierte. Sie fand keine passende Erinnerung. Da gab es nichts. Natürlich nicht. Es verstieß gegen die natürliche Ordnung der Dinge. In den Geschichten ihres Vaters hatte stets der gute und überaus tapfere Held über den grausamen und Tyrannen triumphiert. Immer. Luna traf die Erkenntnis wie ein Schlag aus dem Nichts: Harry war selbstlos und aufopfernd für sie alle gestorben. Er hatte das ultimative Opfer vollbracht. Ihr Blick wanderte zu seinem leblosen Körper.

Bitte steh auf!

Nichts.

Das grausame Lachen ihrer Feinde durchschnitt die Stille und hallte über den Platz. Luna starrte sie an. Harry hatte niemandem von ihnen jemals etwas getan. Er verdiente den Spott über seinen Tod nicht. Luna begegnete dem Blick von Voldemort. Die roten Augen glühten höhnisch in den Höhlen, und die fahle Haut und das ausgemergelte Gesicht ließen sie schaudern. Die schmalen Lippen waren zu einem zähnefletschenden Lächeln verzog.
Luna wurde schlecht. Er würde jeden töten, der es noch wagte, sich ihm in den Weg zustellen. Sie verspürte weder den Willen, einen schnellen Tod durch Voldemort zu sterben, noch weiterhin auf diesem Hof zu stehen und sich damit ihren Feinden auszuliefern. Voldemort hatte sich bislang für jede Niederlage, für jedes Aufbäumen grausam gerächt, und Luna spürte, als sie seinen Blick sah, dass er noch lange nicht am Ende seines Rachefeldzugs angelangt war. Luna ließ ihren Blick zu dem Punkt wandern, den Voldemort fixiert hatte. Sie sah Ginny und spürte bei ihrem Anblick einen scharfen Stich in der Brust. Tränen rannen ihrer Freundin in Sturzbächen über die bleichen Wangen.

The Adventures of Luna Lovegood Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt