Der erste Tag

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Loony ...

Mitten in der Nacht schreckte Luna aus ihrem Schlaf hoch. Sie hatte seine Stimme gehört. Ganz deutlich. Ihre Augen suchten apathisch die Umgebung ab. Sie wusste nicht, wo sie war. Ihr Atem ging stoßweise. Sie fühlte sich zittrig und schwach. Es dauerte, bis sie realisierte, dass sie nicht mehr im Keller von Malfoy Manor war. Es war nur ein Traum gewesen.
Ihr Kopf sank erleichtert auf das nach Wildrosen riechende Kissen zurück. Sie konzentrierte sich darauf, gleichmäßig zu atmen. Einige Zeit verging und dann fiel ihr auch wieder ein, wo sie war und was passiert war. Sie war durch die Zeit gereist. Einundzwanzig zurück in die Vergangenheit. Auch wenn das unmöglich war. Luna drehte ihren Kopf zum Turmfenster.
Die Nacht draußen vor ihrem Fenster war sternenklar. Sie war in Hogwarts, wieder unter den schützenden Händen von Dumbledore und dennoch fühlte sie sich hilflos. Ein leiser Klagelaut entschlüpfte ihr, als sie sich ihrer Einsamkeit bewusst wurde.
Alle waren fort. Es war so ruhig. Es würde noch Stunden dauern, bis es hell werden würde, aber Schlaf war nicht mehr zu denken. In ihrem Kopf herrschte ein einziges Chaos.

„Luna?"
Das Wispern war so still, dass Luna im ersten Moment glaubte, sie hätte es sich nur eingebildet.
„Bist du wach?"
Luna drehte ihren Kopf in die Richtung, aus der das Flüstern gekommen war.
„Ja", hauchte sie.
„Kannst du auch nicht schlafen?"
Daria. Sie hatte sich in ihrem Bett zur ihr umgedreht.
Luna schüttelte den Kopf.
„Ich hab' schlecht geträumt", flüsterte sie zurück.
„Ich auch."
Luna setzte sich langsam in ihrem Bett auf. Hinter Daria schlief Marjorie so tief und fest, dass Luna sie einen Moment lang beneidete.
„Du auch?", fragte sie leise.
Daria drehte sich auf den Rücken und sah hoch an den Dachhimmel ihres Himmelbetts.
„Ich schlafe seit Wochen nicht mehr richtig. Ich war dabei als ...", begann sie an, aber sprach nicht weiter. Stille legte sich über ihren Schlafsaal. „Du hast uns vorhin zugehört, oder?", fragte Daria schließlich.
Beschämt sah Luna zur gegenüberliegenden Wand.

„Ja, mehr oder weniger", gestand sie.
„Gut", sagte Daria mit brüchiger Stimme, aber Luna wusste, dass nicht wirklich meinte, dass es gut sei. „Dann sagt dir der Name Hyperion Malfoy noch was?"
Luna bejahte das zögerlich.
„Der Bruder von Aurelia."
„Ich war dabei, als er im vergangenen Sommer gestorben ist."
Luna sah zu Daria. Sie hatte angenommen, Hyperion wäre vor den Ferien gestorben, als alle einschließlich seiner Schwester noch in Hogwarts waren. Zumindest hatte sie das aus Gespräch im Gemeinschaftsraum so entnommen.
„Wie?", fragte Luna.
„Ich war mit meinem Bruder in Malfoy Manor. Wir haben Dumbledore angefleht frei zubekommen, weil unsere Cousine geheiratet hat an dem Wochenende. Deshalb waren wir nicht in Hogwarts."

Luna hörte den Schmerz in Darias Stimme.
„Was ist passiert?"
„Ich weiß es nicht. Aber Hyperion fiel aus dem dritten Stock das Treppenhaus runter und war tot. Er hat sich das Genick gebrochen. Es war schrecklich."
Sie hörte Daria zitternd nach Luft schnappen.
„Alles wurde innerhalb von wenigen Stunden zu einem Albtraum ... Ich und Aurelia haben noch nie so viel geweint, wie an diesem Tag."
Luna ließ sich langsam zurück ins Kissen sinken.
„Das tut mir leid, Daria."
„Und was ist mit dir passiert, Luna?"
Die Frage traf sie unvorbereitet.
„Was meinst du?"
„Ich weiß genau was, das vorhin im Gemeinschaftsraum war. Du hattest eine Panikattacke."

Luna wandte den Blick ins dunkle Zimmer ab.
„Ich habe meine Eltern und meine Freunde verloren", flüsterte sie nach einiger Zeit.
„Du hast ... du warst dabei, oder?", fragte Daria vorsichtig. „Professor Flitwick hat uns gesagt, dass du verletzt warst als du angekommen bist."
Luna murmelte etwas Unverständliches, bevor sie sagte: „Nein, ich bin in Hogsmeade gestürzt."

„Wirklich? Luna, du kannst mit mir reden. Ich weiß, es ist schwierig, weil wir uns noch nicht kennen, aber manches Mal hilft es sich jemanden anzuvertrauen, der einem nicht so nahe steht."
„Ich - ... ich kann nicht darüber reden. Ich wünschte, ich könnte, aber ich kann nicht."
Ihre Stimme brach. Tränen liefen ihr über die Wangen. Luna wusste nicht, wem sie vertrauen könnte. Sie war zum Schweigen verdammt, obwohl sie sich danach sehnte, sich jemanden anzuvertrauen, um ihr bleischweres Herz zu erleichtern.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 26, 2023 ⏰

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